Ich bin halt so – Ihr Freibrief für die Komfortzone?
30.11.2015
Jörg Laubrinus
Die Kernaussage ist immer dieselbe: Warum soll ich mich ändern? Ich bin halt so. Ich kann nicht aus meiner Haut. Das liegt bei uns in der Familie. Wir Widder/Krebse/Steinböcke etc. sind nunmal so.
ich bin halt so – was für ein Freibrief! Haben wir doch alle schon angewendet:
- Schatz, wann lernst du endlich mal, deine Tasse abzuräumen? Ich bin halt so.
- Kannst du nicht ein einziges Mal langsamer fahren? Ich bin halt so.
- Musst du deine Hausaufgaben immer auf den letzten Drücker erledigen? Ich bin halt so.
- Könntest ruhig mehr Sport machen. Ich bin halt so.
- Muss der zweite Teller Nudeln wirklich sein? Ich bin halt so.
Selbsterkenntnis – Freibrief für Blockierer
Eine schöne Komfortzone, die wir uns da bauen – finden Sie nicht auch? Leider auch eine teure Komfortzone:
- Unangenehmes vor sich herschieben? Ich bin halt so.
- Alles im eigenen Unternehmen selbst machen anstatt ökonomisch sinnvoll delegieren? Ich bin halt so.
- Mal wieder unpünktlich zum Termin erschienen? Ich bin halt so.
- Dienst nach Vorschrift anstatt das kleine Quäntchen extra leisten? Ich bin halt so.
- Ablage erledigen anstatt Termine vereinbaren? Ich bin halt so.
- Mal wieder keine Empfehlungsfrage gestellt? Ich bin halt so.
- Ein bisschen zu forsch/zurückhaltend/unfreundlich etc. gewesen? Wir Rheinländer/Schwaben/Berliner etc. sind halt so.
Sicher, die Ursache dafür dass wir Dinge nicht erledigen, zu schüchtern sind, zu wenig zielstrebig sind usw. mag teilweise darin liegen, dass wir so erzogen wurden, so sozialisiert wurden oder was auch immer. An einer Tatsache kommt man dennoch nicht vorbei: Wir reden hier nicht über ein Naturgesetz. Diese Eigenschaften sind nicht unveränderbar.
Vielmehr sind sie eine vorgeschobene Art der Selbsterkenntnis, die nicht der erste Schritt zur Besserung ist. Sie ist der Vorwand, die Dinge zu belassen wie sie sind – auch wenn diese alles andere als zufriedenstellend sind.
Kurzum: Sie ist eine Ausrede! Eine Ausrede, warum wir Dinge nicht tun, von denen wir wissen, dass wir sie eigentlich tun müssten. Eine Ausrede, mit der wir unseren eigenen Misserfolg legitimieren. Schluss damit!
Mein ganz einfacher Tipp für diese Woche:
Ändern Sie die vier Worte Ich bin halt so in Ich arbeite daran!
- Mist, ich kam zu spät zum Termin. Meine Eltern haben mich nicht zur Pünktlichkeit erzogen. Aber ich arbeite daran, denn ich WILL das ändern.
- Auweia, ich bin meinem Interessenten über den Mund gefahren. Ich bin nun einmal waschechter Berliner mit Kodderschnauze. Aber ich arbeite daran, denn ich WILL das ändern.
- Grundgütiger, zu wenig Termine vereinbart. Ich war schon immer etwas scheu und kann Enttäuschungen schlecht wegstecken. Aber ich arbeite daran, denn ich WILL das ändern.
- Mannomann, die Sport- und Abnehmvorsätze sind wieder mal dahin. Meine Eltern haben mit leider nie Disziplin und Beharrlichkeit beigebracht. Aber ich arbeite daran, denn ich WILL das ändern.
Denn Sie wissen ja: Wer WILL, der MACHT!
Und wer WILL, der VERLÄSST die Komfortzone, in der es sich so herrlich bequem weiterwursteln lässt, in der man aber nichts erreicht.
Feedback entlarvt Ausreden
Als Umsetzungshilfe empfehle ich Ihnen: Holen Sie sich Feedback von außen. Fragen Sie Ihre Familie, Verwandten, Freunde – sprich: Personen, zu denen Sie ein Vertrauensverhältnis pflegen. Jeder von uns weiß, wie gut andere Menschen unsere eigenen Ausreden entlarven können. Auch wenn es manchmal weh tut: Man kann davon doch nur profitieren!
Das gilt übrigens auch in die andere Richtung. Freunden, Verwandten aber auch Kollegen und Geschäftspartnern kann man ruhig mal die Ausrede zerpflücken. Sie gehen also nicht joggen, weil Sie Stier sind? Ist das etwa eine Ausrede? Wer Ihnen das übel nimmt, ist ein schlechter Freund, Kollege etc. Und so ganz nebenbei hat ein entlarvender Umgang mit Ausreden auch einen Nutzen für sich selbst: Was man anderen nicht durchgehen lässt, lässt man auch sich selbst nicht durchgehen.
Machen Sie also Schluss mit Ich bin halt so, dem Freibrief für Ausreden. Denn wer vorankommen WILL, der ARBEITET an sich.
Diskutieren Sie mit sich oder Kollegen: Welche Ausreden und Blockierer begegnen Ihnen am Häufigsten? Was ist die kurioseste Ausrede, die Ihnen bislang begegnet ist? Wie holen Sie sich Feedback von außen?
Mit willensstarken Grüßen,
Ihr Jörg Laubrinus
Jörg Laubrinus ist Vertriebscoach und Geschäftsführer der Mission Freiheit GmbH