Home oder Office?
14.12.2021
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Nach zwei Jahren Pandemie setzt sich die Debatte über die Relevanz von Büroimmobilien fort. In verschiedenen Untersuchungen und Studien zeichnen sich jedoch Trends ab, die zeigen: eine Revolution der Arbeitswelt mit ausschließlichem Arbeiten von zu Hause gibt es nicht. Die Nutzung von Büroflächen bleibt auch in Zukunft hoch.
Ergebnisse der PwC-Studienreihe „Home bleibt Office“, die sich mit der Entwicklung ortsunabhängiger Büroarbeit in verschiedenen Branchen in Deutschland beschäftigt, belegen: Während 2020 noch 60 % der Befragten ihre Büroflächen reduzieren wollten, sind es 2021 nur noch 31 %. Jede zweite Firma möchte also an ihren Büroflächen festhalten, trotz anhaltend starkem Homeoffice-Trend. Der zertifizierte Sachverständige für Immobilienbewertungen, André Heid, kommentiert die Ergebnisse: „Büroimmobilien bleiben trotz hybrider Arbeitsmodelle unersetzlich. Unternehmen sollten die aktuelle Situation nutzen, um ihre bisherigen Arbeitsmodelle zu überdenken.“
Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind sich einig
Laut PwC-Studie sind insgesamt nur 10 % der Arbeitnehmer der Idee zugeneigt, ausschließlich im Büro, vor Ort zu arbeiten. Eine weitere Studie von Softgarden zeigt gleichzeitig, dass mit 8 % aber noch weniger der Arbeitnehmer sich vorstellen können, ausschließlich im Home Office zu arbeiten. Büros sind also sowohl von Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite gewünscht. Wie bereits von vielen Experten prognostiziert, sind hybride Arbeitsformen die Zukunft. Der PwC-Studie zufolge arbeitet die Mehrheit der befragten Unternehmen dementsprechend bereits an neuen Bürokonzepten. Büroimmobilien bleiben weiterhin relevant, die Herausforderung liegt vielmehr in ihrer Gestaltung.
„Die Ära der hybriden Arbeitsmodelle macht Büroimmobilien nicht überflüssig. Neue Arbeitsweisen benötigen neue Organisationsformen, weshalb Unternehmen kreative Arbeitsflächen und Raum für Zusammenarbeit in den Mittelpunkt stellen sollten“, meint der HEID Immobilienbewertung- Geschäftsführer. „Der typische auf Einzelarbeit ausgerichtete Arbeitsplatz ist nun im Homeoffice wiederzufinden. Durch rotierende Systeme können zudem mehr Arbeitskräfte auf gleichbleibender Bürofläche beschäftigt werden. Eine voreilige Flächenreduzierung würde lediglich das neu gewonnene Entwicklungspotenzial zunichtemachen sowie flexible und autonome Arbeitsweisen verhindern.“
Was bedeutet das für den Markt?
Der Büromarkt erholt sich neusten Zahlen von BNP Paribas zufolge vom ersten Coronaschock. Leerstandsquoten, z.B. in Berlin oder München liegen bei 3 %, während Mietpreise konstant bleiben. Der Flächenumsatz für die ersten drei Quartale in 2021 belief sich sogar auf knapp 2,25 Mio. m². Umstrukturierungsmaßnahmen schaffen für Bestandsimmobilien hohe Investitionskosten, diese führen aber langfristig zu wirtschaftlichen Vorteilen. Mit hybriden Arbeitsmodellen und entsprechenden Arbeitsräumen schaffen Unternehmen nicht nur optimale Räume für ihre Arbeitnehmer, sondern locken mit flexiblen und autonomen Arbeitsstrukturen auch neue Fachkräfte an.
„Es ist weniger eine Frage der Relevanz, sondern eine Frage der Bereitschaft. Die klassische Büroarbeit ist mit der sonst so agilen Welt nicht länger kompatibel und wird sich auch nach der Pandemie nicht mehr mit der neuen Arbeitswelt vertragen. Es ist Aufgabe der Führungsebene, neuartigen Entwicklungen gerecht zu werden. Eine Reduzierung der Büroflächen bringt kurzfristige Kosteneinsparungen mit sich. Das eigentliche Problem, Büro neu zu denken, ist damit nicht gelöst und wird langfristig zu weiterem Fachkräftemangel führen“, erläutert André Heid abschließend. (lb)