Hohe Preise auf Sylt – doch Wachstum nur noch an der Ostsee
05.07.2022
Christian Crain, Geschäftsführer von PriceHubble / Foto: © PriceHubble
Urlaub im eigenen Land? Die Corona-Pandemie hat den Deutschen vor Augen geführt, welche Vorteile es hat, hierzulande seine freien Tage zu verbringen. Mehr noch: „Wenn schon Lockdown, dann in der privaten Ferienwohnung“, haben sich viele angesichts der massiven Einschränkungen gedacht. Doch wie haben sich diese populären Meinungen tatsächlich auf den Markt ausgewirkt?
Eine aktuelle Studie der PriceHubble – auf Basis von Big Data und Künstlicher Intelligenz – hat die Kaufpreisentwicklung von Ferienimmobilien an der Nord- und Ostsee analysiert, und zwar vom ersten Lockdown im zweiten Quartal 2020 bis zum vierten Quartal 2021. Vor allem ging es um die Frage, ob die Pandemie einen Einfluss auf die Preise in den Ferienregionen hatte. Für die Untersuchung haben wir eine sogenannte Standardwohnung an allen Standorten bewertet: eine typische Ferienwohnung mit 70 m², Baujahr 1970 und drei Zimmer in gutem Zustand.
Ergebnis: Die Nordsee und besonders Sylt mit 8.093 Euro pro Quadratmeter bieten immer noch Spitzenpreise. Bei der Preisentwicklung jedoch hat die Ostsee mit mehr als 21 % Anstieg gegenüber 17 % an der Nordsee deutlich die Nase vorn. Die Nordsee liegt damit gerade einmal einen Prozentpunkt über dem allgemeinen Preisanstieg in Gesamtdeutschland von 16 %. An der Nordsee müssen die Inseln Borkum (4.591 Euro pro Quadratmeter) und Norderney (7.459 Euro pro Quadratmeter) sogar weit hinter dem Wachstum des landesweiten Durchschnitts zurückstecken. An der Ostsee ist dieses Phänomen in Stralsund und Usedom zu beobachten. Zudem fällt auf, dass an der Nordsee der Preisanstieg nachgelassen hat oder die Preise sogar leicht gefallen sind, wie etwa in Sankt Peter-Ording mit 4.509 Euro pro Quadratmeter.
Nordsee: Vorher schon hohe Preise
Ein Grund hierfür könnten die bereits relativ hohen Kaufpreise sein, die im Durchschnitt deutlich über den absoluten Preisen der Ostsee und ganz Deutschlands liegen. Spitzenreiter an der Ostsee sind dabei der Timmendorfer Strand mit Quadratmeterpreisen von 5.566 Euro, Binz mit 4.234 Euro, Grömitz (4.032 Euro) und Kühlungsborn (3.764 Euro). Auch nach mehr als zwei Jahren Pandemie bleiben Ferienimmobilien im eigenen Land für Käufer interessant – die Bäume wachsen aber nicht mehr überall in den Himmel. Anders an der Ostsee, wo die Preise überdurchschnittlich zugelegt haben.
Der Auslandstourismus hat sich zwar etwas erholt. Dennoch hat der ohnehin schon populäre Urlaub hierzulande nochmal an Beliebtheit gewonnen. Auch die jüngsten weltwirtschaftlichen Entwicklungen zeigen, wie schnell sich die Lage verändern kann. Daher und angesichts anziehender Zinsen sehen sich viele jetzt noch einmal nach Investitionsmöglichkeiten um. Lohnt sich also eine Ferienwohnung weiterhin als Investition?
Strategie und Nutzung entscheidend
Der Begriff „Betongold“ hat nach wie vor seine Berechtigung. Auch mit dem im Juli erstmals seit elf Jahren steigenden Leitzins bringen Immobilien in den meisten Fällen höhere Renditen als etwa Anleihen oder Tagesgeldkonten. Dennoch müssen Investoren immer alle Kriterien und Daten zu einer Immobilie prüfen; etwa um Potenziale nicht zu verpassen oder auch eine Seitwärtsbewegung im Markt mit einzukalkulieren. In vielen Lagen werden die Preise weiter steigen. Doch sehen wir schon jetzt Gegenden, in denen die Preise ein stabiles Plateau erreicht haben und in den kommenden zwölf Monaten eher stagnieren werden – so wie wir es an den prominenten Plätzen an der Nordsee sehen. Da eine Immobilie aber überwiegend ein langfristiges Investment ist, sollte das Investoren nicht abschrecken.
Ob sich ein Kauf lohnt oder eine Investition rentabel ist, hängt daher von der dahinterstehenden Strategie und dem Nutzungsmotiv ab. Möchte ich die Ferienwohnung halten und selbst nutzen? Vermiete ich sie oder will ich sie aufwerten und erneut verkaufen? Für jede Strategie gibt es andere Kriterien, die im wahrsten Sinne des Wortes eingepreist werden müssen. Wichtig ist in jedem Fall, sich so viele Daten und Faktoren wie möglich zur Immobilie anzusehen, um das Objekt, den Preis und seine voraussichtliche Entwicklung zu verstehen. Doch eins ist dabei klar: Urlaub in Deutschland, zumal an Nord- und Ostsee, wird immer boomen. Ob es sich für Kapitalanleger rechnet, darüber entscheidet vor allem der Kaufpreis.
Gastbeitrag von Christian Crain, Geschäftsführer PriceHubble Deutschland