Höhere Lebenserwartung von Frauen findet keine Berücksichtigung bei der Ruhestandsplanung

06.03.2023

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Nur 26% der Frauen in Deutschland gehen davon aus, im Ruhestand ihr gewünschtes Einkommen tatsächlich zu erreichen. Das ist ein zentrales Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Fidelity International vom Markt-forschungsinstitut Kantar. Über eine bevölkerungsrepräsentative Quotenauswahl wurden insgesamt 2.015 Personen ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt. Die Online-Interviews (CAWI) fanden im Zeitraum vom 13.01.2023 bis 23.01.2023 statt.

Hingegen erwarten 43 % der Herren, ihr angestrebtes Wunscheinkommen für die Rente zu schaffen. Das prekäre an der Situation: Frauen wählen bei der Frage nach ihrem jährlichen Wunscheinkommen im Ruhestand einen deutlich niedrigeren Wert als Männer (durchschn. Wunscheinkommen pro Jahr: Männer: 35.320 Euro; Frauen: 30.230 Euro). Trotzdem geht ein erheblicher Teil davon aus, nicht mal dieses zu erreichen.

Fehlende finanzielle Mittel halten Frauen vom Sparen ab

Dass die private Vorsorge ein wichtiger Baustein zur Finanzierung der im Alter angestrebten monetären Mittel ist, haben die meisten Deutschen der Umfrage zufolge erkannt: Insgesamt 62% besitzen mindestens eine betriebliche und / oder eine private Altersvorsorge (Frauen: 61%; Männer: 65%). Der in die Altersvorsorge eingezahlte Betrag von Frauen und Männern geht jedoch auseinander: Während Männer in den letzten zwölf Monaten durchschnittlich 2.076 Euro für ihre Altersvorsorge aufwendeten, waren es bei den Frauen 1.534 Euro. Eine Differenz von 542 Euro. Warum sie nicht mehr für die Rentenzeit sparen, begründen 42% der Frauen damit, dass ihnen das Geld fehlt.

Frauen lassen wichtige Faktoren bei der Ruhestandsplanung außer Acht

Eine weitere wichtige Erkenntnis: Frauen vernachlässigen wichtige Faktoren, wenn sie ihre Rücklagen fürs Alter planen. Gerade mal 36% kalkulieren den gewünschten Lebens-standard nach Renteneintritt mit ein. Ein weiterer Stolperstein bei der Ruhestandsplanung ist, dass die Lebenserwartung oft nicht einbezogen wird. Diese stellt bei Frauen aufgrund ihrer längeren Lebensdauer jedoch eine entscheidende Größe dar.

So werden Frauen laut Statistischem Bundesamt im Schnitt circa 83 Jahre alt - und somit knapp fünf Jahre älter als Männer. Trotzdem berücksichtigen bloß 18% der weiblichen Befragten eine mögliche längere Lebensdauer nach Eintritt ins Rentenalter bei ihren Vor-sorgeüberlegungen. Zum Vergleich: Bei den Männern sind es immerhin 26%. Auch die Kosten für eine eventuelle Langzeitpflege werden bei beiden Geschlechtern ausgeblendet. Lediglich jeder Zehnte berechnet diese in seine benötigten finanziellen Mittel für den Ruhestand mit ein (Frauen: 10% / Männer: 12%).

„Wir werden immer älter. Diese demografische Messgröße wird bei der Planung der persönlichen Altersabsicherung oft nicht beachtet. Das belegt unsere Umfrage. Insbesondere bei Frauen gibt es hier ein Gap, da sie durchschnittlich fünf Jahre älter werden als Männer. Folglich müssen Frauen dafür sensibilisiert werden, eine längere Ruhestandsdauer einzukalkulieren. Ebenso sollte ein eventueller Pflegebedarf in die Berechnung der benötigten Finanzen nach Renteneintritt einfließen“, so Jan Schepanek, Head of Personal Investing & Advisory bei Fidelity International in Deutschland.

„Unserer Umfrage zufolge kalkulieren Frauen für den Ruhestand defensiver und streben ein niedrigeres Wunscheinkommen an als Männer. Und dennoch sind sie wenig optimistisch dieses zu erreichen. Es liegt nun an der Politik und der Finanzbranche Lösungen auf-zuzeigen, wie Frauen ihre gewünschte Rente erreichen können. Neben einer besseren finanziellen Allgemeinbildung in Deutschland benötigen wir auch konkrete Verpflichtungen, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen“, erklärt Tina Kern, Head of Personal Investing & Advisory Operations bei Fidelity International in Deutschland. (ml)