Hightech-Grundstoffe im Depot
23.09.2013
Foto: © Daniel Schweinert - Fotolia.com
Die Seltenen Erden fristen als Investmentobjekt bisher ein Schattendasein. Doch immer mehr Emittenten entdecken sie als interessanten Markt.
Zu den Metallen der Seltenen Erden zählen 17 Elemente. Die Bezeichnung bezieht sich darauf, dass sie in seltenen Mineralien entdeckt und dann in Form ihrer Oxide (früher „Erden" genannt) isoliert wurden. Die größten Vorkommen befinden sich in China in der Inneren Mongolei (2,9 Mio. Tonnen), daneben gibt es bedeutende Vorkommen in Australien und auf Grönland. Ihr Anwendungsbereich ist vielfältig: Für zahlreiche Hightech-Produkte wie Mobiltelefone, MP3-Player, Smartphones, iPads und LCD-Displays sind Seltene Erden Schlüsselrohstoffe. In der Automobilindustrie nehmen sie eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos ein, auch Windräder kommen nicht ohne sie aus.
Doch als Investmentthema sind sie bisher eher Exoten.
Vor dem Hintergrund ihrer vielfältigen Verwendbarkeit in
Zukunftstechnologien werden sie für Emittenten aber immer interessanter:
Zertifikate mit Aktien von Rohstoffkonzernen. Die Zertifikate investieren nicht direkt in die Rohstoffe, sondern bilden die Wertentwicklung von Unternehmen ab, die im Bereich Seltene Erden tätig sind. Einige Beispiele:
- UBS: Performance-Zertifikat bestehend aus zwölf Aktien von Unternehmen, die außerhalb Chinas in der Produktion und Exploration von Metallen der Seltenen Erden tätig sind. „Für den Kurs des Zertifikats ist ausschließlich die Wertentwicklung der Aktien maßgeblich", erklärt Steffen Kapraun, Abteilung Global Equity Derivatives bei UBS.
- Leonteq: Tracker-Zertifikate, die sich auf den „Solactive Rare Earth Performance Index" beziehen. „Dieser Index setzt sich aus Aktien von Unternehmen zusammen, die Metalle der Seltenen Erden fördern oder Reserven haben, die in Zukunft gefördert werden können. Darüber hinaus gibt es Mindestanforderungen an Marktkapitalisierung und Liquidität, um in den Index aufgenommen zu werden", so Manuel Dürr, Head of Public Solutions.
- Commerzbank: Unlimited-Index-Zertifikat, investiert in Aktien von Unternehmen, die im Abbau von Seltenen Erden aktiv sind. „Der Indexsponsor bestimmt quartalsweise die Zusammensetzung des Index und die Gewichtung der Komponenten. Dieser Prozess orientiert sich an Empfehlungen der Abteilung ‚Commerzbank CM Commodity Research', die ein mehrstufiges Auswahlverfahren anwendet", so Florian Förster, Abteilung Corporates & Markets, Equity Markets and Commodities.
Seltene Erden als Sparanlage: Die Terra Premium GmbH ermöglicht Anlegern, Seltene Erden über monatliche Ratensparpläne oder Einmalanlagen in Form physischen Eigentums zu erwerben. Möglich sind Sparpläne ab 100 Euro je Metall oder Einmalanlagen ab 10.000 Euro. Die Seltenen Erden werden im Zollfreilager im Hochsicherheitsbunker gelagert. „Seltene Erden sind unverzichtbar für Hightech- und Zukunftsindustrien", erklärt Geschäftsführer René Bertignol. Um den erwarteten Bedarf im Jahr 2030 zu decken, müsse die Weltproduktion vervierfacht werden. „China ist mit seinen Rohstoffvorkommen Hauptlieferant für Seltene Erden und begrenzt die weltweite Versorgung durch strengste Exportbeschränkungen. In den westlichen Staaten entsteht somit ein Verteilungskampf", so Bertignol.
Ein stabiles Investment waren Seltene Erden in letzter Zeit zwar nicht: Innerhalb von zwei Jahren haben sich die Kurse der Zertifikate zunächst mehr als verdoppelt, ehe sie um 40 % gefallen sind. Anfang September berichtete die Tageszeitung „China Daily", dass die 32 chinesischen Produzenten von Seltenen Erden im ersten Halbjahr 2013 deutliche Gewinnrückgänge hinnehmen mussten. Demnach sank der Gewinn um 46,6 % auf 2,9 Mrd. Yuan (473,8 Mio. US-Dollar).Grund für den Gewinneinbruch sei ein starker Rückgang der Preise für Seltene Erden.
Doch die Analysten von „CM Commodity Research" erwarten jetzt einen Anstieg der Preise: Diese seien in Folge der Anpassung der vorherigen Überbewertung gefallen, teilweise um 80 %. Das gepaart mit einer kostenintensiven und umwelttechnisch nicht unbedenklichen Förderung und Weiterverarbeitung spreche für stabile, moderat steigende Preise in der Zukunft. „Die Verknappung wird sich dadurch weiter verschärfen, dass Chinas größte Unternehmen auf den Preisverfall reagiert und viele weiterverarbeitende Fabriken stillgelegt haben", ergänzt Bertignol.
Kurz und bündig
Die Aussichten für die einzelnen Seltenen Erden sind unterschiedlich, denn sie kommen in verschiedenen Minen in unterschiedlicher Konzentration vor und finden in diversen Branchen ihre Anwendung. Diversifikation ist also auch bei Seltenen Erden das A und O.
(Kim Brodtmann)