Hemmnisse abbauen durch Diversifikation

07.04.2015

Foto: © dzimin - Fotolia.com

Jüngst knackte der Deutsche Leitindex DAX die Marke von 12.000 Punkten. Doch weit gefehlt, wer meint, dass die steigenden Kurse an den deutschen Börsen Privatanleger zu mehr Aktieninvestments animieren würden.

Letztes Jahr trennten sich rund eine halbe Million Menschen von Aktien oder Anteilen an Aktienfonds, wie das Deutsche Aktieninstitut ermittelte. Damit engagieren sich nach rund 9,5 Millionen Investoren in 2012 und 8,9 Millionen in 2013 nunmehr nur noch 8,4 Millionen Anleger am Aktienmarkt. Das entspricht lediglich rund 13 % der Bevölkerung. Angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der vergleichsweise hohen vorhandenen Liquidität in den Haushalten verwundert dieser Rückgang. Dass deutsche Anleger mit Blick auf Wertpapiere trotz des Aufwärtstrends auf Abstand gehen, bestätigt aber einmal mehr die schwach ausgebildete Aktienkultur in Deutschland. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass immer mehr Investoren in Mischfonds oder Multi Asset Fonds eine Alternative ausmachen.

Verzicht auf Renditechancen

Bargeld und Sichteinlagen gehören seit einigen Jahren zu den bevorzugten „Anlagen“ deutscher Privatinvestoren. 2013 etwa flossen laut Deutscher Bundesbank über 100 Mrd. Euro von privaten Haushalten in liquide Bankeinlagen einschließlich Bargeld. Ein Vermögensaufbau ist damit aber schon lange nicht mehr möglich – im Gegenteil: Durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld wachsen die Vermögen auf diese Weise nicht mehr nennenswert an. Es besteht sogar die Gefahr, dass sie bei minimalen Zinsen durch die Inflation schrumpfen. Eine passende Antwort auf den Niedrigzins sind Aktien und Investmentfonds. Tatsächlich hat die Deutsche Bundesbank in ihren Berechnungen bis 2013 festgestellt, dass Anleger in den Jahren 2012 und 2013 teils erhebliche Bewertungsgewinne in diesen Anlagesegmenten verbuchen konnten, wodurch das Geldvermögen allein 2012 um etwa ein Drittel anstieg. Zwar war diese Entwicklung 2013 weniger stark ausgeprägt. Fakt ist aber, dass der Zuwachs des Geldvermögens primär auf Kursgewinne bei Aktien und Investmentzertifikaten, unter Letzteren insbesondere bei Aktienfonds und gemischten Wertpapierfonds, zurückzuführen war. Dass die Gewinne nicht mit einer größeren Attraktivität marktbasierter Anlageformen einhergingen, sondern Bankeinlagen trotz der damit verbundenen Gefahren für die Vermögensbildung die vorherrschende Anlageform bleiben, zeigt, dass deutsche Anleger tendenziell vor Wertpapierinvestments zurückschrecken und insbesondere dann skeptisch werden, wenn ein Aufwärtstrend bereits längere Zeit anhält.

Hohe Absatzerwartungen der Fondsgesellschaften

Angesichts dieser Feststellung verwundert es zunächst, dass Fondsgesellschaften zuversichtlich auf das Jahr 2015 blicken. Der aktuellen Studie zu Trends in der Fondsbranche von FERI EuroRating Services zufolge schätzen rund 92 % aller befragten Fondsgesellschaften ihr Absatzpotenzial für Aktienfonds in diesem Jahr als „gut“ oder „sehr gut“ ein. Für gemischte Sondervermögen ist der Optimismus mit 94 % sogar noch größer. Diese Erwartung fußt nicht nur auf dem Umstand des anhaltenden Niedrigzinses, sondern auch auf der Tatsache, dass die Europäische Zentralbank den Euro auf einem niedrigen Niveau hält, insbesondere im Vergleich zum US-Dollar. Zudem verdeutlichen die aktuellen Zahlen des BVI Bundesverband Investment und Asset Management e. V. den aktuellen Trend und die Aktivität der institutionellen Anleger. So sammelte die deutsche Fondsbranche im Januar netto 27,5 Mrd. Euro neue Mittel ein. Die Absatzliste führen dabei erneut Mischfonds mit Zuflüssen von 4,9 Mrd. Euro an. Dies übertrifft den bisherigen Rekordmonat Januar 2013 mit einem Zufluss von 3,8 Mrd. Euro. Das Vermögen der Mischfonds wuchs im Fünf-Jahres-Vergleich überproportional von 100 Mrd. Euro auf 185 Mrd. Euro. Ihr Marktanteil stieg von 15 auf 22 % des Publikumsfondsvermögens.

Gebot der Stunde: Diversifikation

Wie beschrieben gehören deutsche Privatanleger jedoch nicht in erster Linie zu den Investoren, die diese Entwicklung fördern. Um die Hemmungen mit Blick auf Wertpapieranlagen abzubauen, bieten sich Multi Asset Strategien bzw. entsprechende Fonds und Mischfonds eher an als reine Aktienfonds. Beiden liegt das Prinzip der Diversifikation zugrunde, wobei klassische Mischfonds zumeist nur in Aktien und Renten investieren, während bei Multi Asset Fonds weitere Anlageklassen hinzukommen. Hierbei können mehrere Anlagesegmente mit unterschiedlichen Gewichtungen kombiniert werden, zum Beispiel Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen, Devisen, Edelmetalle und Rohstoffe. Die Gewichtung folgt einer zuvor festgelegten Anlagestrategie. Durch die unterschiedlichen Anlagestrategien stehen dem Anleger auch verschiedene Risikoprofile zur Verfügung. So kann der Investor zwischen konservativen, flexiblen und dynamischen Fonds wählen. Flexible Mischfonds beispielsweise erfreuen sich im Niedrigzinsumfeld zunehmender Beliebtheit bei Investoren, weil sie attraktive Renditen durch hohe Freiheitsgrade des Managements versprechen. Das Angebot ist allerdings groß und wächst durch die steigende Nachfrage weiter. Dies macht die Auswahl für Anleger schwierig – nicht zuletzt, da es naturgemäß nicht allen Fondsmanagern gelingt, die hohen Erwartungen der Anleger zu erfüllen und bei der freien Auswahl zwischen Aktien, Renten und anderen Anlageklassen immer die richtige Balance zu treffen. Bei FERI im Speziellen wird mittels qualitativen und quantitativen Indikatoren zum einen erfasst, welches Potenzial für eine überdurchschnittliche Performance besteht. Zum anderen wird die Fähigkeit bemessen, Risiken zu kontrollieren und aktiv auf neue Risiken zu reagieren. Dadurch ermöglichen die Ratings eine in die Zukunft gerichtete Aussage über die Attraktivität des Fonds. Denn erfahrungsgemäß erlaubt eine alleinige Betrachtung der Performance in der Vergangenheit keinen Rückschluss auf künftige Entwicklungen. Ein entsprechendes Rating bietet also – neben der Tatsache der Risikodiversifizierung – Hilfestellung bei der Auswahl geeigneter Investments und damit zusätzliche Sicherheit.

Auch bei alternativen Investmentfonds und gemischten Sondervermögen im Sinne einer Multi Asset Strategie wird das Absatzpotenzial als gut eingeschätzt. Sie sind schon seit einigen Monaten bei Anlegern und Anlageberatern sehr gefragt, da sie durch ihre unterschiedlichen Risikoprofile eine zunehmend attraktive Alternative zu reinen Rentenstrategien bilden.

Schlussendlich gilt: Misch- beziehungsweise Multi Asset Fonds gewannen zuletzt an Attraktivität, da sie durch Diversifikation und aktive Steuerung der Anlagegewichtung ein auf den Anleger zugeschnittenes Rendite-Risiko-Profil erlauben. Wie bei allen Anlageentscheidungen kommt es jedoch auch hier darauf an, sich eine fundierte Meinung zu bilden, die alle relevanten Faktoren berücksichtigt.

(Christian Michel, Direktor und Teamleiter Fonds FERI EuroRating Services AG)

Multi Asset Fonds – Fondspolicen | Diversifikation | finanzwelt Special 02/2015