Heikle Sache
03.11.2022
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Wer in der Wirtschaft Verantwortung trägt, wird dafür meist gut bezahlt. Er oder sie haftet für eigene Fehlentscheidungen intern, aber auch bis hin zum privaten Vermögen. Immer mehr wird das zu einem schmalen Grat, denn die Risiken werden immer vielfältiger. Vor diesem Hintergrund ist die Absicherung über eine D&O-Police ein wertvolles Gut. Wenn sie denn überhaupt noch angeboten wird.
Wenn eine Versicherungssparte eine dunkelrote Schadenquote aufweist, ist das ein ganz besonderes Zeichen für die potenzielle Kundschaft. Dann gibt es entweder ungewöhnlich viele Schäden und/oder sie fallen extrem teuer aus. Also besteht erhöhter Versicherungsbedarf. Bei der D&O-Versicherung ist das offenbar der Fall. Die sogenannte Directors and Officers Liability Insurance, also die Manager-Haftpflicht, ist ein wichtiger Schutz für Führungskräfte. Und die Leistungen sind 2020 stärker gestiegen als die Beiträge, wie die letzten verfügbaren Zahlen des GDV zeigen. Die Versicherer haben im Jahr 2020 in der Manager-Haftpflicht deutlich mehr Schadenzahlungen geleistet als im Vorjahr. „Die Schäden in der D&O-Versicherung steigen schneller als die Beitragseinnahmen“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Während die Beiträge um gut 9 % auf 335 Mio. Euro stiegen, wuchsen die Leistungen um 14 %. Unter dem Strich stehen erhebliche Verluste, die sich aus den immer größeren Haftungsrisiken für Managerinnen und Manager ergeben“, sagt Asmussen.
Die Schadenquote nach Abwicklung betrug schon fast dramatische 110 %. Somit lagen die Bruttoaufwendungen für Versicherungsfälle nach Abwicklung deutlich über den verdienten Bruttobeiträgen. Der Begriff D&O-Versicherung stammt aus den USA und ist eine Abkürzung für Directors and Officers Liability Insurance. Sie ist eine besondere Form der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Mitglieder von Leitungs- und Aufsichtsorganen in Unternehmen, also zum Beispiel für Vorstände, Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer sowie Aufsichtsräte, aber auch beispielsweise für Vereinsvorsitzende. Die D&O sichert sie gegen Haftungsansprüche ab. „Nach einer Insolvenz sind Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer sowie Vorstände nicht selten mit Forderungen in Millionenhöhe konfrontiert“, führt Asmussen aus. In den vergangenen Jahren sind die Pflichten für Manager auch finanziell gesunder Unternehmen immer weiter gewachsen: „Auch beim Thema Compliance wächst das Pflichtenheft für Managerinnen und Manager weiter: Die nächsten Kapitel sind das Lieferkettengesetz sowie die Verpflichtung aller Unternehmen ab 50 Beschäftigten, ein Hinweisgebersystem einzurichten.“
Corona ist ständig präsent
Für Unternehmensleiter ist der Umgang mit der Corona-Pandemie und deren wirtschaftlichen Folgen für ihr Unternehmen und die Mitarbeiter ohnehin schon schwierig und herausfordernd. Gleichzeitig ist ihr D&O-Versicherungsschutz in Gefahr; zumindest ist es für sie schwierig geworden, sich im gewohnten Umfang abzusichern, meldet die Unternehmensberatung WTW. Denn mit Blick auf mögliche coronabedingte Insolvenzfälle betrieben die Versicherer jetzt ein konsequentes Re-Underwriting. Deckungskapazitäten würden deutlich reduziert, Prämien zum Teil massiv erhöht und Versicherungsbedingungen eingeschränkt. Dieses Re-Underwriting beschränke sich dabei nicht nur auf „Krisen-Branchen“ wie den Tourismus, die Veranstaltungsbranche und die Luftfahrt – betroffen seien davon auch Branchen, die wirtschaftlich nicht unter der Pandemie litten oder aufgrund ihres Geschäftsmodells von der Pandemie sogar profitierten. Hinzu komme, dass sich Versicherer zum Teil aus dem Markt zurückzögen und keine Kapazitäten mehr zur Verfügung stellten.
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