HDI-Studie: So unzufrieden sind Beschäftigte im Medizinbereich

15.12.2021

Foto: © Robert Kneschke - stock.adobe.com

Die HDI Versicherungen führten bereits im Sommer über das Meinungsforschungsinstitut YouGov eine bundesweite Befragung unter Berufstätigen verschiedener Berufsgruppen durch. Dabei stand die Zufriedenheit im Job und die Berufseinstellung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie im Fokus. Eine Sonderauswertung zeigt nun genauere Ergebnisse für den Gesundheitssektor.

Für die HDI Berufe-Studie 2021 wurden insgesamt 3.716 Erwerbstätige ab 15 Jahren befragt. Darunter befanden sich rund 300 Beschäftigte (Angestellte und Selbstständige) aus dem Gesundheitsbereich. Die Sonderauswertung zeigt nun, dass die Corona-Pandemie besonders bei Beschäftigten im Medizinsektor starke Spuren hinterlassen hat. Ärztinnen und Ärzte, sowie Pflegepersonal haben im Vergleich zu anderen Berufsgruppen die negativste Berufseinstellung. Jeder Vierte der Befragten aus dem Gesundheitswesen gibt nach den Corona-Erfahrungen eine verschlechterte Einstellung zum eigenen Job an. Erneut jeder Vierte aus medizinischen Berufsgruppen würde zudem jungen Menschen nicht mehr dazu raten, diesen Beruf zu wählen. Damit liegen die Mediziner deutlich über dem Bundesdurchschnitt für alle Berufsgruppen.

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Grafik: @ HDI[/caption]

Weitere Ergebnisse belegen zudem, dass die Ursache für die Unzufriedenheit auch grundlegender Art sind. Jeder Zweite aus dem Medizinbereich nennt Zeitdruck als die größte berufliche Belastung, ein weiterer Rekord. In keinem anderen Beruf wird zudem die Unvereinbarkeit von Job und Privatleben als so belastend empfunden wie im Gesundheitswesen – jeder Vierte klagt hier darüber. Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender HDI Deutschland erklärt: „Die Ergebnisse unserer Befragung sind alarmierend für unser Gesundheitssystem. Wenn die Attraktivität der medizinischen Berufe weiter so in den Keller rauscht, sind langfristige Folgen für das deutsche Gesundheitssystem unausweichlich.“ Prof. Dr. Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor Uniklinik Köln, ergänzt: „Nicht erst seit der Corona-Krise wissen wir, von welcher enormen Bedeutung die Arbeit der im Gesundheitswesen beschäftigten Menschen für unsere Gesellschaft ist.“

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Grafik: @ HDI[/caption]

Gesundheitsberufe stehen vor grundsätzlicher Problematik

53 % der medizinisch Tätigen gehen davon aus, nicht bis zum regulären Rentenalter zu arbeiten. Das entspricht erneut der höchsten Quote im Vergleich aller Berufsgruppen. Eine möglicher Grund hierfür ist die harte körperliche Arbeit. Jeder Dritte der Umfrageteilnehmer fühlt sich dadurch stark belastet. Nur das Sicherheits- und Reinigungsgewerbe erreicht einen ebenfalls so hohen Wert. Der Durchschnitt aller Berufsgruppen liegt dabei um die Hälfte niedriger (15 %). Ein weiterer Spitzenwert ist eine erhöhte Wechselbereitschaft im Beruf nach den Corona-Erfahrungen in Deutschland, bereits jeder Dritte aus dem Gesundheitswesen gibt diese Einschätzung ab. Christian Kussmann, Vorstandsmitglied der HDI Versicherungen für Versicherungsschutz der Heilwesen-Berufe, kommentiert: „Als einer der großen Versicherer für Ärzte und Beschäftigte in anderen Heilwesen-Berufen sehen wir diese Ergebnisse mit großer Sorge. Die aktuelle Pandemie stellt die Menschen in den medizinischen Gesundheitsberufen vor enorme Herausforderungen. Als Versicherer können wir ihre finanziellen Risiken absichern. Für ein gesundes Arbeitsumfeld braucht es politischen Willen.“

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Grafik: @ HDI[/caption]

Dabei ist die Motivation für Berufstätige im medizinischen Bereich oft der Wunsch nach einer sinnstiftenden Tätigkeit. 69 % der Befragten aus dem Gesundheitswesen geben an, dass sie ihre Tätigkeit als sinnstiftend für die Gesellschaft erachten. Damit liegen Mediziner und Pflegepersonal auch hier über dem Bundesdurchschnitt, bei dem nur jeder Zweite dieser Meinung ist. Nur Berufstätige aus dem Bildungswesen, also Lehrer, Ausbilder und Erzieher, sehen ihre Arbeit noch häufiger als sinnstiftend. Ein ähnliches Bild zeigt die Frage nach finanziellen Dingen. Zwei von drei Beschäftigten aus dem Medizinbereich stimmen der Aussage zu: „ Mein Beruf bedeutet mir mehr, als damit nur Geld zu verdienen.“ Auch hier sind es nur unter Lehrern und Erziehern noch mehr. (lb)

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Grafik: © HDI[/caption]

Weitere Informationen und die vollständigen Studienergebnisse finden Sie hier.