"Gut durch die Krise manövriert“
10.06.2020
Patrick Vogel, Head of Portfolio Management & Member of the Executive Board, Foto: © MainFirst
Speziell gemischte Fondslösungen sind in schwierigen Zeiten bei Anlegern populär. Doch wie steuert man diese Produkte erfolgreich durch die Krise? Patrick Vogel, Portfoliomanager des MainFirst Global Equities Fund, MainFirst Global Equities Unconstrained Fund sowie des MainFirst Absolute Return Multi Asset, ging hierauf ausführlich ein. Das Gespräch fand Anfang Mai statt.
finanzwelt: Herr Vogel, Multi Asset war schon vor dem Corona-Ausbruch ein beliebtes Thema im Fondsvertrieb. Wie hat sich der MainFirst Absolute Return Multi Asset in den vergangenen Wochen geschlagen?
Patrick Vogel: Mit unseren Portfolien kamen wir bisher recht gut durch die Krise durch. Dafür gibt es in erster Linie drei Gründe. Unsere Aktien-Investments verfolgen generell das Ziel, durch ihre thematische Ausrichtung deutlich über dem Markt-Durchschnitt zu wachsen. Dies geht einher mit einer üblicherweise höheren Bewertung bezogen auf das Kurs-Gewinn Verhältnis (KGV). Nun ist der Abverkauf an den Aktienmärkten diesmal recht typisch verlaufen: Wachstumsaktien mit hoher KGV-Bewertung haben besser abgeschnitten als Aktien mit günstiger Bewertung. Das gleiche Muster sahen wir schon in der Lehman-Krise 2007-2009 und 1990. Die einzige Krise, in der Werte mit höherer Bewertung deutlich schlechter abschnitten, war die IT-Blase von 2000-2002. Die Qualität unseres Rentenbestandes ist überdurchschnittlich hoch. Mit einem Durchschnittsrating von A+ half dieser Anteil, unseren Multi Asset Fonds zu stabilisieren. Die Ausrichtung, hier eher auf Rendite zu verzichten, hatte sich wieder einmal in Krisenzeiten ausgezeichnet und ließ sogar zu, vereinzelte Investments in attraktive Unternehmensanleihen zu tätigen, die mit einer höheren Verzinsung an den Markt gekommen sind. Aktien-Marktabsicherungen zunächst durch Optionen, dann auch durch Futures trugen ebenfalls zu einer Stabilisierung des Portfolios bei. In der Summe führten diese drei Faktoren zu einem akzeptablen Drawdown in unseren Produkten.
finanzwelt: Ein kurzer Blick auf die Assetklassen. Wie hoch ist Ihre Aktienquote aktuell und welche Titel prägen das Portfolio?
Vogel: Aktuell sind wir mit einer Brutto-Aktienquote von circa 45 % investiert. Um den Schwankungen gerecht zu werden, haben wir teilweise abgesichert. Entscheidend ist aber vielmehr die Ausrichtung unserer Aktien. So sind wir weiterhin in Themen investiert, die langfristig für den Investor profitabel 22sein sollten – Gesundheit ex Pharma mit 10 %, Cloud-Computing mit 7 % und Digitale Werbung mit 5% sind die Investmentthemen mit der höchsten Gewichtung. Diese und Themen wie Online-Apotheken oder Essens-Lieferdienste sollten durch die aktuelle Krise eher eine Beschleunigung erfahren und langfristig als Gewinner hervorgehen.
finanzwelt: Gold als Wertsicherungsmittel erfreute sich zuletzt größerer Beliebtheit. Mischen Sie das Edelmetall in Ihrem Fonds bei?
Vogel: Gold ist ein strategischer Bestandteil unseres Portfolios. Was sehen wir? Die Haushaltsdefizite der Staaten haben beinahe Kriegsniveaus erreicht und die Staatsschuldenberge lassen Erinnerungen an die 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wachwerden. Damals wurde das Bretton-Woods-Abkommen ausgehandelt. Wir rechnen zwar nicht mit der Rückkehr einer stark erhöhten Inflation, Bretton-Woods oder der Wiedereinführung des Gold-Standards, jedoch geht ein Vertrauensverlust in das sogenannte Fiat-Geld mit steigenden Goldpreisen einher. Um dem fiduziarischen Gedanken nachzukommen, möchten wir daher eine Position in Gold langfristig halten. Aktuell liegt die Gewichtung bei 6 % des Fondsvermögens. (ah)