Größte Medikamentenklasse ist am Entstehen

03.07.2024

Foto: Lukas Leu, Portfoliomanager bei Bellevue Asset Management © Bellevue Asset Management

Die renommierte Fachzeitschrift The Lancet hat eine Studie veröffentlicht, die das Ausmaß der Adipositas-Pandemie verdeutlicht: Weltweit leiden bereits mehr als eine Milliarde Menschen an Übergewicht. Im Jahr 2020 waren 38 % der Weltbevölkerung über fünf Jahren übergewichtig oder fettleibig. Bis 2035 wird mit einem Anstieg auf 51 % gerechnet, was einem jährlichen Wachstum von 3% entspricht. Seit 1975 hat sich die Adipositas weltweit fast verdreifacht. Diese Zahlen und Entwicklungen sind dramatisch.

Lösungen zur Prävention und Behandlung von Adipositas sind gefragter denn je. Dank der jüngsten Fortschritte sind wir an einem Wendepunkt angelangt, der eine noch nie dagewesene Dynamik ausgelöst hat. Der Markt für sichere und wirksame Therapeutika ist weit offen, da beispielsweise in den USA nur 2 % der Adipositas-Patienten medizinisch behandelt werden. Die Wachstumsrate des Marktes wird auf 25 bis 30 % pro Jahr geschätzt (CAGR 2022 bis 2030).

Derzeit wird der Markt für GLP-1-Medikamente von Novo Nordisk und Ely Lilly dominiert. Novo Nordisk beeindruckt mit seiner Marktführerschaft im Bereich der Adipositasbehandlung und einem optimistischen Ausblick für seine Pipeline-Kandidaten. Die Umsatzprognose für den globalen Adipositasmarkt wurde deutlich auf USD 100 Mrd. im Jahr 2030 angehoben. Die Zuversicht von Novo Nordisk beruht auf Fortschritten in der Produktion und der Entwicklung von Produkten der nächsten Generation wie CagriSema und Amycretin. Die Pipeline ist voll mit neuen Ansätzen in den Bereichen Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und seltene Krankheiten. Die Novo-Nordisk-Aktie wird derzeit mit einem KGV von 32 gehandelt, was einer Prämie von 60% gegenüber dem Markt entspricht. Aber das geschätzte Wachstum ist mit 12% (EPS CAGR 2025 – 2028) viermal so hoch wie im Sektor.

Mindestens sieben biopharmazeutische Unternehmen wetteifern derzeit um den größten Gewichtsverlust. In der zweiten Jahreshälfte werden wichtige Neuigkeiten von Amgen, Structure Therapeutics, Roche sowie Viking Therapeutics erwartet. Für die Kostenerstattung ist entscheidend, dass die Medikamente einen positiven Einfluss auf Gesundheitsparameter haben. Im Fokus stehen dabei Sicherheit und Verträglichkeit, die für den zukünftigen Markterfolg immer wichtiger werden.

Über den Tellerrand schauen

Für einen nachhaltigen Erfolg bei der Gewichtsreduktion ist jedoch ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich. Die Wertschöpfungskette ist daher deutlich breiter als man auf den ersten Blick vermuten könnte und geht über die GLP1-Medikamente hinaus. Sie reicht von der Prävention über die Diagnostik und Behandlung bis hin zur Therapie von Folgeerkrankungen.

Die Unternehmen zeichnen sich durch ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum, hohe Bruttomargen, eine attraktive Pipeline und ein solides Finanzierungsprofil aus. Die Obesity-Wertschöpfungskette umfasst die folgenden Bereiche:

  • Ernährung und Bewegung: Unternehmen mit klarem Bezug zur Behandlung und Prävention von Adipositas in den Bereichen Ernährung, Fitness und Sport. Ein erwähnenswertes Unternehmen ist Smartfit, das viertgrößte Fitnessstudio der Welt mit Sitz in Brasilien. Trotz 4,8 Mio. aktiven Mitgliedern ist die Marktdurchdringung in Südamerika noch gering. Ein EPS-Wachstum von 30% ist daher möglich.
  • Diagnostik und Therapie: Biopharmazeutische Unternehmen mit klarem Fokus auf die Behandlung von Übergewicht bzw. Adipositas und Begleiterkrankungen sowie Medtech-Unternehmen für Diagnostik, chirurgische Lösungen oder Therapieüberwachung sowie Produktions- oder Vertriebsunternehmen.
  • Begleiterkrankungen: Biopharma- und Medtech-Unternehmen, die in der Diagnostik und Behandlung von Folgeerkrankungen aktiv sind, sowie Dienstleistungsunternehmen wie Krankenhäuser mit ganzheitlichem Diabetes-Management, Rehabilitations- oder Dialysezentren.

Die Aussichten für Investoren sind vielversprechend, denn das Umsatzwachstum im Bereich der Adipositas-Therapie soll jährlich um mehr als 20% steigen.

Marktkommentar von Lukas Leu, Portfoliomanager bei Bellevue Asset Management.