Greiffbar – Investments zum Anfassen
30.06.2023
Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG / Foto: © Greiff capital management AG
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
Digi-Taler-Euro
Der US-Schauspieler und Komiker Bob Hope sagte einmal: „Eine Bank ist ein Ort, an dem man Geld geliehen bekommt, wenn man nachweisen kann, dass man es nicht braucht.“ Es scheint, als neigen Banken dazu, dann Geld zu schöpfen, wenn man es am wenigsten braucht. Die Europäische Notenbank ist so ein Schöpfer. Zum einen schöpft sie gerade das Geld durch Zinssteigerungen ab, zum anderen will sie eine neue Währung schöpfen. Einen Taler, einen Digi-Taler, noch genauer gesagt einen Digitalen Euro. Getreu dem Motto: Wer den Heller nicht ehrt, ist den Pfenning nicht wert, möchten die Notenbanker künftig die Möglichkeit haben, Geld direkt an den Bürger und die Bürgerin zu bringen. Aufs Smartphone, in eine App und ab damit in den bargeldlosen, digitalen Zahlungsverkehr. Brauchen wir das? Nein! Der Digitale Euro ist die algorithmische Fußfessel, um die Reichweite der Privatsphäre durch eine rechtlich unabhängige Organisation zu kontrollieren. Klingt wie ein billiger Plot aus einem Groschenroman. Apropos, der Groschen für die Einführung des Digitalen Euro ist diese Woche bereits gefallen.
Not-Groschen-Oper
Bevor jedoch das Stück des Digitalen Euro uraufgeführt wird, spielt aktuell in der Groschen-Oper noch das Inflationsdrama. 6,4 Prozent und damit wieder steigend von 6,1 Prozent im Vormonat wurde die Inflation für Deutschland gestern verkündet. Trotz Zinsanhebungen geht es wieder hoch. Basiseffekte sind schuld, weil der Staat letztes Jahr zu dieser Zeit durch Tankbonus und 9-Euro-Ticket den Not-Groschen eingeführt hat, ist der Jahr zu Jahr Vergleich eben steigend. Da lässt der Staat einmal was springen und dann ist es ausgerechnet die Inflation. Dass es auch anders geht, zeigen uns derzeit die Spanier: Gemeldete Inflationsrate bei 1,6 Prozent, obwohl dort die staatlichen Subventionen weitaus ausgeprägter waren. Immer gut, wenn man Ausreden hat, um Geld zum Fenster rauszuwerfen. Aber egal ob Geld nicht stinkt, wie Heu vorhanden ist, auf den Kopf gehauen wird, die Welt regiert oder einfach auf der Straße liegt, es macht aus dir keinen besseren Menschen. Oder wie Aristoteles Onassis es einmal formulierte: „Ein reicher Mensch ist oft nur ein armer Mensch mit sehr viel Geld.“ Manchmal sind Menschen aber auch bedeutend für den Umgang mit Geld. So wie dieser:
Mark-o-witz
Fast unbemerkt hat diese Woche ein ganz Großer der Finanzwelt den Charonspfennig für seine Überfahrt zum Hades gelöst. Den Obolus entrichtete Harry Max Markowitz, der als Vorreiter der modernen Portfoliotheorie den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten hatte. Sein Beitrag für die globale Finanzindustrie mag an der Effizienzlinie der geistigen Kapazität vieler Marktteilnehmer gescheitert sein, liefert jedoch bis heute wichtige Impulse auch für neue KI-basierte Modelle. Es gebührt ihm daher ein bedeutender Nachruf aus der Hall of Fame historischer Ökonomen. Egal ob Taler, Gulden oder Silberlinge, dank Markowitz rollte der Rubel im quantitativen Portfoliomanagement und zauberte vielen Bankern Dollarzeichen in die Augen. Besonders gefällt mir natürlich, dass er für meine heutige „Ausgabe verloren gegangener Währungen“ die Mark in seinem Namen trägt. Aber wer erzählt Ihnen das, wo es mir doch selbst so geht.
Kolumne von Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG