Greiffbar – Investments zum Anfassen

26.06.2023

Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG / Foto: © Greiff capital management AG

Welche Themen waren letzte Woche am Finanzmarkt relevant?

Abgetaucht

Diese Woche begeben wir uns auf Tauchstation: In die Untiefen des Zynismus sowie finanzieller Unterwasserphasen. Das tragische Unglück des Mini-U-Bootes Titan, bei dem diese Woche 5 Menschen ums Leben kamen, ist schrecklich. Die Tatsache, dass es sich an Bord um Millionäre handelt, die viel Geld dafür hingelegt haben, aus Freude an besonderen Erlebnissen zum Wrack der Titanic abzutauchen, setzte eine Rettungsaktion frei, die mehrere Flugzeuge, Schiffe, Tiefsee-U-Boote und eine Schar an Menschen und Material benötigte. Die Berichterstattung dazu war gespickt mit ständigen Wasserstandsmeldungen. Der Zynismus? Für die mehr als 27.000 ertrunkenen Menschen im Mittelmeer, die keine 250.000 Dollar für eine Überfahrt bezahlten, wurden keine Rettungsschiffe, Helikopter, Flugzeuge mit Sonar und Radar oder Tiefseeboote entsandt. Für diese Menschen gab es keine Aufmerksamkeit und keinen Willen für eine bedingungslose Rettung. Diese Menschen haben in der Berichterstattung nicht einmal Namen, geschweige denn eine Aufarbeitung, wie es zu diesen Unglücken kommen konnte. Diese Menschen sind auch im öffentlichen Bewusstsein inzwischen wortwörtlich abgetaucht.

Untergetaucht

Untergetaucht sind diese Woche auch die Börsen. Nachdem US-Notenbankchef und Zinsnavigator Jerome Powell im US-Kongress Rede und Antwort stand, ist klar: Der Steuermann der Geldpolitik wird seinen Kurs vorerst nicht verändern und an weiteren Zinsanstiegen festhalten. Und wer in seinem Periskop schon die ersten Zinssenkungen kommen sah, erteilte er eine Abfuhr. Captain Powell bekämpft weiter den weißen Wal Moby Inflation Dick und die professionellen Investoren sehen genau darin die Gefahr eines leck schlagenden Wirtschaftsdampfers USA. Aber die Erstanträge auf Arbeitslosengeld in den USA und die zuletzt wieder robusten Immobilienpreise geben Captain Jerome Sparrow recht, dass die Gefahr eines Kollisionskurses auf hoher See noch überschaubar ist. Als Leuchtturm der Geldwertstabilität lässt er daher die Zinslampe noch stärker leuchten als bisher. Richten Sie sich auf weitere Zinserhöhungen im Juli ein. Und dass die Börsen in dieser Woche eine kurze Tauchphase einlegen, ist weder beunruhigend noch ein Zeichen, dass den Anlegern der Atem ausgeht.

Aufgetaucht

Aus den Tiefen der Unterwasserphase ist diese Woche der Bitcoin aufgetaucht und wieder über die Marke von 30.000 US-Dollar gestiegen. Der Anstieg wurde getragen von traditionellen Finanzhäusern wie Blackrock, Fidelity, Schwab oder auch die Deutsche Bank, deren Pläne zu Krypto ETFs oder Kryptobörsen in der Öffentlichkeit oder beim Regulator aufgetaucht sind. Trotz anhaltender Diskussion zur stärkeren Regulierung in den USA, gewinnt der Bitcoin wieder an Attraktivität und hisst die Segel, um weitere (See)meilensteine anzugehen. Dabei entert er immer stärker die analoge Finanzwelt, die die Welle ebenfalls reiten will. So könnten nach den Spekulations-Piraten und den Social-Media-Freibeutern jetzt auch die Bankbeamten Laseraugen bekommen, wenn sie auf die Entwicklung des Bitcoins blicken. Ich blicke erst einmal auf die nächste Woche und werde wie gewohnt auch dann wieder in Ihrem Postfach auftauchen. Lassen Sie sich bis dahin nicht unterkriegen.

Kolumne von Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG