Greiffbar – Investments zum Anfassen
10.05.2024
Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG / Foto: © Greiff capital management AG
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
Um Himmels willen
Statt „Über den Wolken“ hieß es diese Woche „Uber aus allen Wolken“. Die Quartalszahlen von Uber fielen gut aus, aber die Anleger haben mehr erwartet. Die Aktie in der ersten Reaktion erst einmal 8 % auf Talfahrt. Um Himmels willen. Ich steige zu, denn Uber ist auf dem richtigen Weg: Die Buchungen stiegen im Vorjahresvergleich über 20 %, der Umsatz stieg 15 %. Operativ erwirtschaftet man Gewinn. Verluste musste man nur ausweisen aufgrund Wertberichtigungen auf Beteiligungen. Der Markt ist kein guter Beifahrer und steigt aus. Ich sehe die Gelegenheit für eine günstige Himmelfahrt. Apropos, der Feiertag war diese Woche börsenirrelevant, denn die Kurskirchen blieben offen und der Handel ging weiter. Während die einen also mit Bollerwagen loszogen, bollerte der Kurs des Uber-Wagens an der Börse weiter. Und noch ein Wagenproduzent, die Bayrischen Motoren Werke, kurz BMW, kamen diese Woche unter die Räder. 20 % weniger Konzernüberschuss trübte den weiß-blauen Himmel in München und rollte die Aktie erst einmal bergab. Ganz anders hier:
Aus heiterem Himmel
Die Schweden senken die Zinsen von 4 auf 3,75 %. Das kam überraschend, war man inflationstechnisch doch noch vor kurzem zweistellig. Doch für schwedische Notenbanker hängt der Himmel wieder voller Wachstumsgeigen. Ein ähnlich erhebendes Gefühl muss diese Woche auch Friedrich Merz auf dem CDU-Parteitag erlebt haben. Schließlich wurde er sogar von den internen Widersachern in den Himmel gelobt und das neue Grundsatzprogramm verspricht das Blaue vom Himmel. Die K-Frage, also die Entscheidung, wer das HimmelfahrtsKommando Bundestagswahl 2025 anführt, stand allerdings nicht zur Debatte. Apropos Anführer, der alte und neue russische Präsident Wladimir Putin, marschierte dienstbeflissen zur Amtsvereidigung in Moskau durch die Reihen seiner Vasallen, um den Amtseid auf die Verfassung abzulegen, die er selbst noch vor Kurzem zu seinen Gunsten geändert hatte. Das schreit zum Himmel, wird aber dort von niemandem mehr gehört, denn man ist schon wieder mit den Feierlichkeiten zum Sieg über den Faschismus beschäftigt. Am Ende seiner fünften Amtszeit hat Putin Stalin überflügelt. Der wird es wahlweise im Himmel oder der Hölle gelassen hinnehmen. Ganz so gelassen geht es hier nicht zu:
Das schreit zum Himmel
Die Fehltritte und Skandale bei Boeing schreien zum Himmel. Und diese Woche wieder etwas lauter. Dokumentenfälschung von Wartungsprotokollen stehen im Raum. Der Flugzeughersteller ist weniger mit seinen Fliegern im Himmel erfolgreich, als auf den Boden der Tatsachen aufgeprallt. Das Unternehmen an der Börse weiterhin ein himmelschreiendes Ärgernis. In Sachen Krisenbewältigung ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, bevor es aber weitere Flugzeuge der Marke Boeing tun, ist dringender Aufklärungsbedarf geboten. Und wenn wir das Thema Himmelfahrt diese Woche schon aufgreifen, dann darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass der Nobelpreisträger Peter Higgs diese Woche verstorben ist. Das nach ihm benannte Higgs-Boson-Elementarteilchen wird auch als Gottesteilchen bezeichnet. Wie passend. Ich verabschiede mich jetzt, werde aber Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit Sie auch nächste Woche wieder von mir lesen.
Kolumne von Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der GREIFF capital management AG