Greenback lässt Federn

06.08.2020

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Nach Jahren der Festigkeit musste die US-Landeswährung zuletzt kräftig Federn lassen. Damit erfüllt sich auch der dritte Finanzmarktwunsch von Donald Trump, der weiland niedrigere Zinsen, günstigere Ölpreise und auch einen schwächeren Greenback gefordert hatte. Trump selber hat zur Erfüllung seiner eigenen Wünsche beigetragen, denn zum Ende seiner Amtszeit sieht er sich einer depressiven Wirtschaftslage gegenüber.

Während man im Kulminationsjahr der Subprimekrise 2008 bis zu 1,60 Dollar für einen Euro bezahlen musste, zeigte sich im Nachgang der Krise, dass die Vereinigten Staaten schneller aus den Wirren um Bankenrettungen herauskamen und Europa jahrelang unter den entstandenen Verwerfungen litt. Seit der großen Finanzkrise bewegte sich der Dollar unter Schwankungen bis zu 1,07 pro Euro und manche Marktexperten rechneten gar mit einer Parität zur europäischen Einheitswährung. Nachdem aber die Corona-Pandemie der Welt vor Augen geführt hat, wie dilettantisch es um die US-Regierung bestellt ist, wendet sich das Blatt am Devisenmarkt. Die täglichen Nachrichten aus Übersee speisen sich zunehmend aus Meldungen über Massenarbeitslosigkeit, Armut, Hunger, Kulturkampf, Rassenunruhen und überforderte Politik. Während aber in der Vergangenheit stets die Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa zugunsten von Dollar-Anlagen sprach, hat sich dieser Vorteil durch die radikalen Zinssenkungen der Fed verflüchtigt. Jedenfalls sind die Zinskupons diesseits und jenseits des Atlantiks so gering, dass eine Anlage in US-Staatspapieren unattraktiv geworden ist, wenn man das Währungsrisiko berücksichtigt. Allerdings ist zu bedenken, dass die USA angesichts ihrer chronischen Leistungsbilanzdefizite täglich Kapital aus dem Ausland zur Finanzierung der Defizite heranziehen müssen. Derweil ist eine essentielle Verbesserung vor allem der Handelsbilanz nicht in Sicht. Immerhin ist Amerika stark im wachsenden Dienstleistungssektor positioniert und erwirtschaftet dort auch hohe Überschüsse im Verkehr mit dem Ausland.

Zugleich wäre es aber verfehlt, bezüglich dem Euro ob seiner jüngsten Avancen gegenüber dem Dollar Illusionen zu haben. Europa steht seinerseits in der aktuellen Krise nicht gerade glänzend da. Man muss sogar befürchten, dass auch diesmal die Vereinigten Staaten per Saldo rascher und besser aus dem Schlamassel herauskommen. So ist die deutsche Wirtschaftsleistung mit einem Minus von 10,1% im zweiten Quartal stärker eingebrochen als diejenige Amerikas, welche um 9,5% schrumpfte. Die Euro-Zone hingegen büßte 12,1% ein. Einzelne Länder Europas wie z.B. Spanien und Frankreich sehen noch wesentlich schwächer aus.

Indessen versucht man in Europa mit gigantischen Umverteilungsprogrammen (Stichwort Transferunion, Eurobonds) die Krisensymptome zu bändigen und vermeidet dadurch strukturelle Reformen. Eine Überregulierung, hohe Abgabenlasten, unvorteilhafte demographische Entwicklungen und hohe Staatsquoten beschränken die Entwicklungspotentiale Europas. So mag China vielleicht als relativer Gewinner aus der Corona-Krise hervorgehen. Im Reich der Mitte weiß man sehr genau, dass die Dollar-Hegemonie im Welthandel und auf den Finanzmärkten, Amerikas größter Vorteil ist. Man wird versuchen, den Yuan auf diese Bühne zu hieven. (ah)

Analyse von Dr. Christoph Bruns und Ufuk Boydak, LOYS AG