Goldmünzen stehen hoch im Kurs
15.07.2015
Nach der Einigung in der Griechenland-Krise hat der Goldpreis leicht nachgegeben. Nun rücken die US-Konjunkturdaten in den Fokus.
Kann die US-Notenbank im September tatsächlich einen ersten Zinsschritt wagen? Sollte es dazu nicht kommen, weil die US-Konjunktur stottert, könnte sich der Goldpreis weiter stabilisieren – sogar eine Erholung ist nicht ausgeschlossen. Goldmünzen zeigen dagegen keine Nachfrageschwäche.
Der Goldpreis sucht den Boden: Inzwischen rückt das Mehr-Jahres-Tief bei 1140 Dollar je Unze immer näher. Nach der Einigung in der Griechenland-Krise ging die Korrektur beim Goldpreis noch etwas weiter. Die Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als das monatelange Hin-und-Her in der Griechenland-Krise die Notierung des Edelmetalls kaum gestützt hatte.
US-Zinserhöhung im September?
Gegenwind hat der Goldpreis hingegen vom starken Dollar, denn Investoren sind derzeit der Überzeugung, dass sie sich gegen eine mögliche spätere Schwäche des Greenbacks nicht mit Gold absichern müssen. Die Dollar-Stärke ist angesichts der anhaltend schwachen US-Konjunkturdaten allerdings umso überraschender. So waren die Einzelhandelsumsätze im Juni um 0,3 Prozent gesunken, anstatt wie von den optimistischen Volkswirten vorhergesagt, um 0,3 Prozent zu steigen. Damit liegen die Einzelhandelsumsätze nur noch um 1,4 Prozent über dem Vorjahresniveau. Abgesehen vom April, als der Zuwachs bei lediglich 1,3 Prozent lag, ist das Plus für den Juni das niedrigste seit November 2009. Entsprechend hat der Anleihenmarkt auf die Daten reagiert. Die Kurse klettern und die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sind auf 2,4 Prozent gesunken. Damit liegen sie wieder auf dem gleichen Niveau wie Anfang Juni. Der Aktienmarkt hat nach dem Motto „Bad News is good News“ - sprich schlechte Nachrichten von der Konjunktur sind gute Nachrichten für den Aktienmarkt - reagiert und deutlich zugelegt. Denn bei den Daten sollte sich Fed-Chefin Janet Yellen zweimal überlegen, ob sie wirklich im September die Zinsen anheben möchte. Die aktuell sinkenden Renditen müssten eigentlich den Goldpreis stützen, da der Zinsvorteil anderer Geldanlagen sinkt.
Physische Nachfrage nimmt deutlich zu
Positiv ist auch die physische Nachfrage nach dem Edelmetall, die merklich zunimmt. Die US-Münzprägeanstalt hatte im Juni für 76.000 Unzen Goldmünzen verkauft. Das war der höchste Wert seit Januar (81.000 Unzen) und liegt um mehr als die Hälft über dem Niveau von Juni 2014. Eine wichtige Rolle dabei dürfte die Eskalation der Schuldenkrise in Puerto Rico gespielt haben. Puerto Rico liegt in der Karibik und ist eines der US-amerikanischen Außengebiete. Alejandro Garcia Padilla, der Gouverneur von Puerto Rico, fordert von den Gläubigern einen Schuldenschnitt. Daraufhin hatte die US-Münzprägeanstalt in den ersten 13 Tagen im Juli bereits für 71.000 Unzen Goldmünzen verkauft. Wenn die Verkäufe in dem Tempo weitergehen, wird sich der Wert für diesen Monat auf mehr als 160.000 Unzen summieren, was dem höchsten Wert seit Mitte 2010 entsprechen würde. Damals war die Griechenland-Krise hochgekocht, woraufhin die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) ein 750-Millarden-Euro-Paket zur Stützung des Euro verabschiedet hatten. Offensichtlich erfreut sich das physische Metall derzeit nicht nur in Europa, sondern auch in den USA zunehmend stärker werdender Nachfrage.
Niedrige Gold-Long-Positionen
Am Terminmarkt setzen Anleger hingegen darauf, dass der Rückgang des Goldpreises weitergeht. In der vorigen Handelswoche ist die Zahl der Netto-Long-Positionen bei Futures und Optionen um zwei Drittel auf nur mehr 7574 eingebrochen. Die Zahl der Netto-Long-Positionen wird errechnet, wenn man von den Positionen auf steigende Kurse (Long) jene auf fallende Kurse (Short) abzieht. Doch das sehr niedrige Niveau der Long-Positionen kann sich auch wieder ändern, wenn sich die Aussichten für das gelbe Metall bessern. Anleger sollten daher die Konjunkturdaten aus den USA weiter genau beobachten. Bei anhaltend schwachen Daten könnten Investoren bald darauf setzen, dass die Fed im September die Zinsen doch nicht anheben dürfte. Das dürfte den Goldpreis merklich beflügeln.
Autor: Tino Leukhardt, Senior Sales Ophirum Commodity GmbH