Globaler Finanz-Krimi: Malaysias Ex-Premier tritt Haft an

26.08.2022

Kuala Lumpur, die Hauptstadt von Malaysia / Foto: © SeanPavonePhoto - stock.adobe.com

Am unglaublichen, die Welt umspannenden 1MDB-Skandal hat sich Hollywood bereits die Filmrechte gesichert. Diese Woche hat die Story rund um die spektakuläre der Plünderung des malaysischen Staatsfonds eine neue Szene erhalten: Ex-Premierminister Najib Razak ist seine 12jährige Haftstrafe angetreten. Doch der Fall, in dem Goldman Sachs bereits 3,9 Mrd. Dollar an Strafen gezahlt hat, könnte noch eine radikale Wendung bekommen.

In dem gigantischen Raubzug hat ein kriminelles Konstrukt bis 2015 rund 4,5 Mrd. Dollar aus dem Staatsfonds des südostasiatischen Landes veruntreut. Davon sind über 700 Mio. Dollar über die persönlichen Konten des damaligen Premierministers gelaufen. Nun hat Malaysias höchstes Gericht seine Berufung abgeschmettert und ihn direkt ins Gefängnis geschickt. Außerdem muss er eine Strafe von ca. 47 Mio. Dollar zahlen. Bis hierhin ist der Fall ein großer Sieg der Rechtsstaatlichkeit – nicht nur für Malaysia, sondern für die internationale Gemeinschaft. Denn die Ermittlungen umfassten mindestens sechs Länder, neben Malaysia auch globale Finanzzentren wie die Schweiz, Singapur und die USA.

Doch die Ungerechtigkeit hat noch ein Ass im Ärmel. Denn Najib Razak stammt aus einer mächtigen Polit-Dynastie. Als Sohn eines früheren Regierungschefs spielte er über Jahrzehnte eine zentrale Rolle in der United Malays National Organisation (UMNO). Dabei handelt es sich um die Partei, die von der malaysischen Unabhängigkeit 1957 bis 2018 das Land führte. Nachdem die Malaysier die UMNO wegen des 1MDB-Skandals abgewählt hatten, stellt sie mit Ismail Sabri Yaakob nun wieder den aktuellen Premierminister. Zwar hat dieser sich klar von seinem kriminellen Vorgänger distanziert, aber ein großer Teil der Regierungspartei hat sich für die Rehabilitation ihrer ehemaligen Führungsfigur ausgesprochen.

Najib Razaks größte Hoffnung bleibt eine mögliche Begnadigung durch Malaysias König, Sultan Abdullah. Dies scheint nicht ausgeschlossen. Immerhin kommen sie aus derselben Region und wirken freundlich zueinander eingestellt. Wie dieser Fall auch ausgehen wird – Finanzverbrecher weltweit werden aus dem Ergebnis ihre Schlüsse ziehen. Kommt der Ex-Premier letztlich doch noch auf freien Fuß, geht das fatale Signal in die Welt, dass es für die Mächtigen immer einen Ausweg gibt. Von den Hauptakteuren im 1MDB-Skandal hat bisher nur der amerikanische Investmentbank-Riese Goldman Sachs seine Strafe akzeptiert und 3,9 Mrd. Dollar gezahlt. Das Unternehmen hatte gestanden, US-Gesetze gegen Korruption gebrochen zu haben.

Immer noch auf der Flucht befindet sich der Architekt des historischen Verbrechens, der mysteriöser Malaysier namens Jho Low. Um die gestohlenen Milliarden aus dem Staatsfonds zu waschen, hat er das Geld laut Anklage in den USA ausgegeben für Villen, Juwelen und Kunst von Van Gogh über Picasso bis Monet. Zudem hat er den Hollywood-Hit „The Wolf of Wall Street“ mitfinanziert.(sh)