"Germanomania": Oder das Interesse internationaler Investoren an Deutschland
10.10.2017
Messegelände / Foto: © EXPO REAL
ExpoReal, die internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen in München, hat den Zustand der Immobilien-Branche treffend widergespiegelt; sie toppte alle bisherigen Rekorde: Aussteller plus 13 Prozent, Besucher plus 6 Prozent.
Mit dem Einführungsvortrag „Germanomania“ hat der Veranstalter das anhaltende Interesse von internationalen Investoren an Deutschland gemeint. Deutschland gilt nach wie vor als "safe haven" bei der Allokation internationalen Kapitals. So beschreibt dies ein internationaler Teilnehmer der Messe. Das gilt besonders für die Anlage in Immobilien. Deutsche Gewerbeimmobilien verkaufen sich wie heiße Semmeln, und der Wohnungsmarkt brummt mindestens genauso.
Timo Tschammler, CEO JLL Germany, Jones Lang LaSalle SE, Deutschland sieht das ebenfalls so: „Der Fokus internationaler Investoren auf den deutschen Immobilienmarkt war bei dieser EXPO REAL spürbar wie nie. Es ist viel Kapital und Anlagedruck im Markt, doch längst nicht alle kommen zum Zug, das „frustrierte Kapital“ ist enorm hoch. Zugleich sind Zinspolitik und Brexit die dominanten Themen, für Investoren noch wichtiger als der Ausgang der Bundestagswahl.“
„Frustriertes Kapital“ gibt es also in Deutschland? Das heißt übersetzt, dass man selbst nicht mehr in B oder C-Lagen zu einem angemessenen Preis investieren kann, weil einfach die Objekte fehlen. Aber der Immo-Markt ist nach wie vor stabil und es ist keine Blase in Sicht. Da sind sich alle Experten einig, obwohl sich laut Immobilien-Zeitung wegen der hohen Preise ein komisches Gefühl bei manchen Teilnehmern verbreitet. Aber das ist nur ein Gefühl. „Eine Immobilienblase ist nicht in Sicht und das niedrige Zinsumfeld und die wirtschaftlich positiven und stabilen Rahmendaten stützen diese Entwicklung“, sagt denn auch Andreas Pohl, Chef der Deutsche Hypo.
Und: „Es gibt absolut keinen Grund, warum sich in den nächsten drei Jahren etwas ändern sollte“, sagt die Investmentchefin von BNP Paribas Real Estate, Barbara Knoflach. Eine kühne Aussage!
Und der bevorstehende Brexit kurbelt die Entwicklung weiter an. Laut Handelsblatt hat sich bereits die Großbank Morgen Stanley mit über 8.000 Quadratmeter im fast fertigen „Omniturm“ in Frankfurt eingemietet.
Also allen Grund zur „Germanomania“? Die Frage kann man mit „JA“ beantworten, weil auch die Kennzahlen der Konjunkturprognosen stimmen. Die aktuelle HRI-Prognose vom Handelsblatt weist ein reales Wirtschaftswachstum für 2017 von 2,1 Prozent, für das Jahr 2018 sogar 2,5 Prozent aus.
Für internationale Investoren ist Deutschland ein kalkulierbarer und verlässlicher Partner. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Bleibt zu hoffen, dass sich auch die politischen Bedingungen nach der „Denkzettelwahl“ verbessern.
finanzwelt-Kommentar von: Dr. Franz-Josef Liesenfeld Chefredakteur