Generation Z: Vermögensaufbau und Altersvorsorge

27.05.2024

Die Nachfolgegeneration der „Millenials“ auch „Zoomer“ genannt, bezeichnet die Generation die zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen ist. Ein Merkmal dieser Generation ist es, dass im Leben eine klare Trennung zwischen Privatleben und Beruf stattfindet („Work-Life-Balance“).

Nach den Ergebnissen einer deutschen Metastudie aus dem Jahr 2021 ist die Generation Z die sicherheitsbewussteste, erfolgsorientierteste, wissbegierigste, digital affinste und autonomste erzogene Kohorte am Arbeitsmarkt. Viele von ihnen erwarten orts- und zeitunabhängiges Arbeiten (Flexibilität – aus Sicht der Arbeitnehmer) bei zugleich festem Arbeitsplatz im Unternehmen. Die Zeit mit der Familie, Freunden und für Hobbys hat dabei eine hohe Priorität. Gedanken an eine rechtzeitige Planung der Altersvorsorge können dabei in den Hintergrund geraten.

Früher Beginn entscheidend

Zunächst können junge Menschen zwei Faktoren nutzen, die unterstützend wirken und selbst beeinflusst werden können:

  •  die eigene Arbeitskraft
  • relativ viel Zeit

Beide Faktoren müssen aber auch aktiv genutzt werden. Zunächst sollten Arbeitsverhältnisse in Vollzeit angestrebt werden, damit eine möglichst hohe Sparquote erreicht werden kann und gleichzeitig sollte so früh wie möglich mit Sparplänen begonnen werden, damit der Zinseszins-Effekt eine hohe Wirkung entfalten kann. Am Anfang sollte man eine Aufstellung über regelmäßig notwendige Ausgaben erstellen und diese zu den Einnahmen ins Verhältnis setzen. Daraus ergibt sich der Betrag, der monatlich zum Sparen zur Verfügung steht. Gleichzeitig sollte man Beratungsgespräche bei der Hausbank oder freien, unabhängigen Finanzdienstleistern wahrnehmen. Das kostet zwar etwas, vermeidet aber Fehler und gibt zusätzliche Hinweise, die man evtl. sonst nicht berücksichtigen würde. Indirekt können junge Menschen über eine deutlich höhere Wahlbeteiligung einen politischen Druck erzeugen. Gleichzeitig sollten diese Bevölkerungsgruppe nicht kommunizieren, dass man aus der gesetzlichen Altersvorsorge ohnehin nichts erwartet. Tut man das weiterhin, findet man bei der jeweiligen Regierung wenig Fürsprache. Wer nicht wählt und auch keine Erwartung äußert, wird nicht berücksichtigt. Dann entscheiden tendenziell weiter Rentner und die geburtenstarken Jahrgänge, wie die gesetzliche Rentenversicherung strukturiert wird.

Notwendige Absicherung nicht vergessen

Ist man volljährig, wohnt in einer eigenen Wohnung und beginnt mit einer Ausbildung oder einer beruflichen Tätigkeit, ist man für sich selbst verantwortlich und sollte sich zunächst um eine geeignete Kranken-, Haftpflicht- und Hausratversicherung kümmern. Da die Arbeitskraft ein relevantes Gut, zur Erreichung aller persönlichen Ziele ist, solle man sich auch früh neutral zu einer geeigneten Berufsunfähigkeitsversicherung beraten lassen. Ich persönlich würde hier unabhängige Versicherungsmakler vorziehen und darauf verzichten Kombinationsprodukte zu wählen, sondern stets Geldanlage und Versicherung getrennt zu halten.

Klein anfangen, aber anfangen!

Besteht ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis, sollte nach vermögenswirksamen Leistungen gefragt werden. Liegt man unter bestimmten Einkommensgrenzen, erhält man noch staatliche Förderungen. Verträge für vermögenswirksame Leistungen laufen in der Regel sieben Jahre. Sechs Jahre davon wird eingezahlt, das siebte ist ein Ruhejahr. Nach den sieben Jahren ist der Anlagebetrag frei verfügbar. Man kann bereits nach dem sechsten Jahr einen neuen Vertrag beginnen. Seit 1984 gibt es die Möglichkeit dabei in Investmentfonds zu investieren. Das Angebot an Fonds ist meist eingeschränkt und bezieht sich in der Regel auf aktive Fonds der gewählten Hausbank. Trotzdem hat sich diese Variante seit 40 Jahren bewährt. Junge Menschen sollten grundsätzlich höhere Aktienquoten vorziehen. Das ist ein guter, einfacher Start. Außerdem wird die Sparrate gleich mit der Gehaltszahlung angelegt. Man kommt daher gar nicht in Versuchung den Betrag unüberlegt zu konsumieren. Zudem sammelt man relativ unaufgeregt Erfahrungen an den Kapitalmärkten. Einzelpersonen, die keine Kinderförderung erhalten, rate ich von aktuellen Riester-Produkten eher ab. Hier wirken sich die Garantiemechanismen, die Spesen und die hohen unterstellten Lebenserwartungen bei der anschließenden Rentenversicherung ungünstig aus.

Unterschiedliche Optionen für die Fondsselektion

Neben staatlich geförderten Optionen gibt es genügend Möglichkeiten, ohne Förderung aber eben auch ohne Einschränkungen privat, über den Kapitalmarkt, eine Altersvorsorge auszubauen. Entscheidet man sich für das Angebot einer klassischen Bank, ist die Auswahl meist auf die dort angebotenen Fonds beschränkt, was nicht automatisch schlecht sein muss. Sollen es ETFs sein, hat man beispielsweise auf der Internetseite www.justetf.com genügend Auswahl und Selektionsmöglichkeiten. Bei den meisten Online Banken gibt es ein großes Angebot an aktiven Fonds mit entsprechenden Filtern. Fokussiert man sich auf nachhaltige Produkte, ist man auf der Internetseite des FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) www.forum-ng.org unter der Rubrik „Qualität und Standards“ (FNG Nachhaltigkeitsprofile), gut aufgehoben. Sucht man aber auf neutralen Internetseiten, muss man zusätzlich stets prüfen, ob der gewählte Fonds bei der eigenen Bank sparplanfähig ist oder man entscheidet sich für ein zusätzliches Depot bei der Frankfurter Fondsbank.

Nicht von großen Beträgen abschrecken lassen

Ein liquides Vermögen von beispielsweise 500.000 Euro aufzubauen ist nicht einfach und fordert Disziplin und meist auch Konsumverzicht. Ist man in der Lage, 200 Euro im Monat zu sparen und unterstellt eine jährliche Verzinsung von 4 % nach allen Kosten und der Abgeltungssteuer, entstehen nach 20 Jahren 70.000 Euro und nach 30 Jahren ca. 128.000 Euro. Erreicht man eine Nettorendite von 5 %, erhöhen sich die entsprechenden Beträge auf 77.000 bzw. 150.000 Euro. Man müsste schon 675 Euro im Monat 30 Jahre lang zu 5 % investieren, um auf etwas mehr als 500.000 Euro zu kommen. Eine Rate von ca. 400 Euro im Monat müsste umgekehrt mit 8 % netto verzinst werden, um ein entsprechendes Ergebnis zu erreichen. Während der Laufzeit sollte man immer daran denken den Sparerfreibetrag optimal auszunutzen und auch mal Gewinne zu realisieren und die Anteile dann wieder zurückzukaufen. Die geringen Kosten, die dabei entstehen, fallen hier nicht so stark ins Gewicht. Außerdem sollte man auf Garantien verzichten. Die sind bei so langen Zeiträumen unwichtig und Kosten zu viel. Auch die eher nicht so extrovertiert ausgerichteten Verbraucherverbände beziffern das statistische Risiko einer breit diversifizierten Aktienanlage, über 30 Jahre, mit 0 %.

Kolumne von Andreas Görler, zert. Fachmann für nachhaltige Investments, sen. Wealth Manager, -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH, Berlin