Generation Z = Generation Zocker?
15.02.2021
Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept
Mit der Generation Z sind die um die Jahrtausendwende geborenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen gemeint. Sie umfasst alle diejenigen, die heute zwischen 15 bis 25 Jahre alt sind. In Deutschland sind das rund 12,5 Millionen Menschen, in Europa rund 117 Millionen. Es ist die erste Generation, die mit Internet, Smartphones und sozialen Netzwerken groß geworden ist. Diese Generation kennt eine Welt ohne neue Technologien nicht. Die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt verwischen für die Generation Z immer mehr. Das Smartphone ist Alltagsgegenstand Nummer eins und führt auf schnellem Wege zu WhatsApp, Instagram & Co.
In den letzten Wochen erschütterten die Turbulenzen um die Aktien von Gamestop das globale Finanzsystem. Ein riesiger Schwarm aus Kleinanlegern wettete gegen die etablierten Hedgefonds. Es waren mehrheitlich Angehörige der Generation Z, die ihr Vorgehen in Online-Foren abgestimmt hatten und plötzlich die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Bis dahin galt diese Generation für Soziologen als nicht sehr risikofreudig. Ganz im Gegenteil, Angehörige der Generation Z haben Angst vor der Zukunft, scheuen bei der Geldanlage jedes Risiko und sparen trotzdem überproportional viel. So lautete das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Bank unter Schülern, Auszubildenden, Studenten und jungen Berufstätigen
Eine eigene Welt
Offensichtlich hat sich diese Einstellung zum Risiko geändert. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man die Forenbeiträge in den populären Foren wie r/wallstreetbets durchstöbert. WallStreetBets ist ein Subreddit, ein individuelles Nachrichtenbrett auf dem beliebten Internetforum reddit.com. Dort wird über mögliche Bewegungen am Aktienmarkt diskutiert. Die Nutzerzahlen allein dieses Forums sind auf mittlerweile fast acht Millionen Nutzer gestiegen. Vornehmlich sind es Angehörige der Generation Z, die sich dort austauschen. Wenn man sich als Angehöriger einer anderen Generation wirklich alt fühlen will, dann sollte man einen Blick riskieren. Denn auch wenn man glaubt etwas über Aktienhandel und seine Fachbegriffe zu wissen, wird man dort schnell eines Besseren belehrt. Kommuniziert wird in einer scheinbar eigenen Sprache aus Emojis, Wortneuschöpfungen und Abkürzungen. Es gibt sogar ein eigenes Wörterbuch für die Begriffe, die in r/wallstreetbets eine Rolle spielen.
Order platzieren wie eine Whatsapp-Nachricht zu schreiben
Verstärkt wird diese Entwicklung zum Trading mit Aktien durch den zunehmenden Erfolg der Neobroker. Diese Apps holen ihre Kunden dort ab wo sie sich bewegen – auf ihrem Smartphone. Mit einem Wisch Aktien handeln, so geht Trading für die Generation von Facebook, Instagram und Snapchat. Man kann damit so schnell eine Order platzieren wie eine WhatsApp-Nachricht schreiben. Die neuen Angebote sind schlank, kostengünstig und vielfach sogar nur mobil nutzbar. In den USA ist es vor allem der Broker Robinhood der einer der größten Profiteure dieser neuen Zocker-Generation ist. In Deutschland heißen sie Trade Republic, Justrade, Smartbroker oder Gratisbroker.de. Einige der Anbieter verzichten ganz auf Transaktionsgebühren und Finanzieren sich ausschließlich über Rückvergütungen von Produktanbietern. Bei anderen ist man für wenige Euro pro Trade dabei. Häufig sogar „flat“, also unabhängig von der Ordergröße. Dabei können die Nutzer nicht nur mit Aktien, sondern auch mit hochspekulativen Derivaten wie CFDs (Contracts for Difference) oder Kryptowährungen handeln.
Welche Börsenregel die Generation Z beherzigen sollte, lesen Sie auf Seite 2