Generali setzt auf Digitalisierung und Vertrieb
25.03.2015
Die Generali Deutschland setzt als zweitgrößter deutscher Erstversicherer auf die Digitalisierung. Trotz des technischen Fortschritts will die Gruppe im Vertrieb auch regionale Präsenz vor Ort zeigen.
2015-03-26 (fw/db) Die Generali Deutschland AG, eine Tochter der Assicurazioni Generali S.p.A., meldet für das Geschäftsjahr 2014 eine deutliche Steigerung des Ergebnisses vor Steuern um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 680 Millionen Euro. Der steuerliche Effekt drückt das Konzernergebnis auf 422 Millionen Euro.
Aufgrund der geplanten Rückführung der Policen gegen Einmalbeitrag in der Lebensversicherung reduzierten sich die Gesamtbeiträge der Generali Deutschland auf 16,8 Milliarden Euro. In der Schaden- und Unfallversicherung steigerte die Generali Deutschland ihre Bruttoprämieneinnahmen um 3,3 Prozent auf 3.542 Millionen Euro. Die Combined Ratio konnte auf 92,6 Prozent verbessert werden.
„Wir sind zufrieden mit unserer Geschäftsentwicklung im Jahr 2014, in dem es uns gelungen ist, trotz eines schwierigen Marktumfelds unser Ergebnis zu steigern. Der deutliche Rückgang unserer Gesamtbeiträge ist vor allem auf die Entscheidung einer zurückhaltenden Zeichnungspolitik beim Neugeschäft gegen Einmalbeitrag in der Lebensversicherung zurückzuführen. Hier haben wir mit Blick auf die weiterhin niedrigen Zinsen bewusst unser Exposure in diesem Geschäftsbereich reduziert. Auch unser Schaden- und Unfall-Geschäft verzeichnete eine sehr erfreuliche Entwicklung“, sagt Dietmar Meister, Vorsitzender des Vorstands der Generali Deutschland Holding.
Vor dem Hintergrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds gingen die Gesamtbeiträge in der Lebensversicherung vor Abzug von Sparanteilen sowie der Beiträge aus Investmentverträgen auf 11.210 Millionen Euro zurück. Das Neugeschäft entsprach mit 3.800 Millionen Euro den Erwartungen für das Geschäftsjahr. Während das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag um zwei Prozent auf 730 Millionen Euro gesteigert werden konnte, reduzierte sich das in den vergangenen Jahren sehr volatile Einmalbeitragsneugeschäft auf 3.070 Millionen Euro. Gemessen in Annual Premium Equivalent (APE) sank das Neugeschäft insgesamt um 12,4 Prozent auf 842 Millionen Euro. Die Beiträge in der privaten Krankenversicherung verzeichneten einen leichten Rückgang von 2.138 auf 2.098 Millionen Euro.
Die im Vergleich zum Jahr 2013 geringere Belastung durch Elementarschäden, die Einsparungen durch ein aktives Schadenmanagement sowie der überdurchschnittliche Beitragszuwachs in der Schaden- und Unfallversicherung trugen wesentlich zu dem verbesserten versicherungstechnischen Ergebnis und dem guten Jahresüberschuss bei.
Kapitalanlageergebnis bleibt stabil
Bei schwierigem Marktumfeld lagen die Erträge aus Kapitalanlagen (netto) mit 3.713 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Die auf den durchschnittlichen Kapitalanlagebestand bezogene Rendite (ohne Kapitalanlagen der Fondsgebundenen Versicherung) sank von 3,9 auf 3,6 Prozent.
Das Kapitalanlageergebnis war erneut durch Kursgewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren beeinflusst, die zum weitaus überwiegenden Teil zur Finanzierung der erforderlichen Dotierung der Zinszusatzreserve realisiert werden mussten.
„Die Zinszusatzreserve wurde 2011 eingeführt, um die Risikotragfähigkeit der Lebensversicherer zu erhöhen. Ihre jetzige Ausgestaltung bedarf jedoch dringend einer Korrektur, da sie derzeit einen kontraproduktiven Effekt hat. Durch die hohen Aufwendungen für die Zinszusatzreserve werden viele Unternehmen gezwungen, höherverzinsliche Kapitalanlagen zu veräußern, die benötigt werden, um die Verpflichtungen gegenüber dem Versicherungsnehmer zu erfüllen. Zudem wird die voraussichtliche Kapitalausstattung im neuen Aufsichtsregime Solvency II durch die Zinszusatzreserve in der aktuellen Ausgestaltung belastet, was nicht im Sinne von Gesetzgeber und Aufsicht ist“, sagte Dr. Torsten Utecht, Finanzchef der Generali Deutschland Holding.
In der Strategie für neue Kapitalanlagen setzt die Generali in Deutschland verstärkt auf die internationale Diversifikation der Emittenten – mit dem Fokus auf europäische und US-amerikanische Staats- und Unternehmensanleihen sowie einer selektiven Beimischung asiatischer Emittenten. Möglichen Infrastrukturinvestments in Deutschland steht der zweitgrößte deutsche Erstversicherer bei entsprechend verlässlichen Rahmenbedingungen offen gegenüber.
Digitalisierung in der Assekuranz nimmt zu
Die Generali erzielt Fortschritte in ihrer digitalen Leistungsfähigkeit mit Online-Vertriebsportalen und Berater-Apps bis hin zur Automatisierung des Schadenmanagements.
Vorreiter dabei ist Cosmos Direkt, der führende Direktversicherer in Deutschland. Hier schließen heute acht von zehn Cosmos Direkt-Kunden ihre Versicherungen mit Hilfe des Internets ab. Darüber hinaus können Kunden unter „mein Cosmos Direkt“ ihre Versicherungen eigenständig verwalten und mit der neuen App „Finanz Assist“ einen vollständigen Überblick über ihre Finanzen ergänzen und diese mit der App steuern.
Die Dialog Lebensversicherung-AG, als Maklerversicherer der Generali Deutschland, und die Generali Versicherungen haben den Beratungs- und Antragsprozess mit Hilfe einer Berater-App digitalisiert und die Central Krankenversicherung AG ermöglicht den papierlosen Versand von Rechnungen per Rechnungs-App.
Ab 2016 werden die Generali Versicherungen ihren Kunden anbieten, über die Homepage der Vermittler Verträge online abzuschließen.
Neuordnung der Vertriebskanäle
Im Jahr 2014 hat die Generali in Deutschland ihre Vertriebsstrukturen gebündelt. Zum 1. Januar 2015 wurden die beiden Stammorganisationen der Generali Versicherungen – der Generali Exklusivvertrieb und die Volksfürsorge AG – sowie der Makler-, Banken- und Finanzvertrieb unter dem Dach der Generali Versicherungen zusammengeführt.
Durch die Bündelung der Vertriebskraft kommen einheitliche Instrumente zur Kundenberatung, Vertriebssteuerung und Qualitätssicherung zum Einsatz. Die erwarteten Kosteneinsparungen liegen bei über 50 Millionen Euro pro Jahr. Damit ist die neue Struktur eine Antwort auf die zunehmend intensiver geführte, öffentliche Diskussion um die Senkung von Vertriebskosten in der Assekuranz. Die regionale Präsenz der Generali-Vertriebe vor Ort soll aber weiter ausgebaut werden.
Lebensversicherungs-Reformgesetz umgesetzt
Das Niedrigzinsumfeld stellt die Versicherungswirtschaft und die Lebensversicherer vor große Herausforderungen. Der deutsche Gesetzgeber hat mit dem Lebensversicherungs-Reformgesetz (LVRG) umfangreiche Neuerungen auf den Weg gebracht, deren Ziel es ist, die Lebensversicherung zu stabilisieren und auch in Zeiten niedriger Zinsen für die Kunden attraktiv zu halten.
Die neue Regelung zur Beteiligung der Versicherten an den stillen Reserven auf festverzinsliche Wertpapiere stärkt das Versichertenkollektiv und verbessert die Risikotragfähigkeit der Unternehmen. Die Anpassung von Garantiezins und des Höchst-Zillmer-Satz sowie die Einführung einer neuen Kennziffer für die Effektivkosten stellten für die Versicherungsunternehmen im Berichtsjahr jedoch einen erheblichen technischen und finanziellen Aufwand dar.
Mit dem LVRG unterstreicht der Gesetzgeber zugleich die Bedeutung der Lebensversicherung für die private Altersvorsorge.
„Die Lebensversicherung mit ihren vielfältigen Angeboten bleibt in Zeiten des demografischen Wandels und der Abschmelzung der sozialen Sicherungssysteme eine zentrale Säule der privaten Vorsorge in Deutschland. Da viele Kunden zunehmend flexible, aber sichere Anlagemöglichkeiten wünschen, die zugleich hohe Renditechancen bieten, werden Produkte mit flexiblen Gestaltungselementen eine immer größere Rolle spielen“, so Vorstandschef Meister.
GDV-Verhaltenskodex für den Vertrieb
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat bereits im Jahr 2010 gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen einen Verhaltenskodex für die Zusammenarbeit der Versicherungsunternehmen mit den Vermittlungsunternehmern entwickelt. Die Generali in Deutschland steht hinter dem Verhaltenskodex, der 2012 nochmals verschärft wurde.
Inhaltlich setzt der überarbeitete Verhaltenskodex neue Schwerpunkte in den Bereichen Compliance sowie Weiterbildung von Versicherungsvermittlern. Die Testate der Konzernunternehmen der Generali Deutschland werden Anfang April 2015 auf der Homepage des GDV veröffentlicht.
Vizemeister in der Generali Group
Die Generali in Deutschland nutzt die Synergien und Erfahrungen innerhalb der Generali Group und trägt wesentlich zum Erfolg der internationalen Gruppe bei. Nach der italienischen ist die deutsche Ländergesellschaft die zweitgrößte, was ihre Bedeutung im internationalen Konzern unterstreicht. Zur guten Wettbewerbsposition der Generali in Deutschland trägt nicht zuletzt ihre langjährige und erfolgreiche Vertriebspartnerschaft mit der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG) und ihren mehr als 3.400 Direktionen und Geschäftsstellen erheblich bei.
Angesichts ihrer einzigartigen Marktstellung im deutschen Privatkunden- und Gewerbegeschäft, der Beratungsstärke ihrer Vertriebe und Vertriebspartner rechnet die Generali in Deutschland damit, ihre Markt- und Wettbewerbsposition auch im Jahr 2015 weiter stärken zu können.
Dietmar Braun