Gemeinsam investieren – Grundlage für mehr Vertrauen
25.06.2021
Volker Arndt, Geschäftsführer der US Treuhand / Foto: © US Treuhand
Die jährliche Investmentstatistik des Branchenverbands BVI wies für das Jahr 2020 trotz der Corona-Krise abermals sehr hohe Mittelzuflüsse in Fondsgeschäfte auf. Die Anlageklasse erfreut sich also nach wie vor großer Beliebtheit unter Privatanlegern. Aber nicht alle Arten von Fonds sind gleich begehrt. Geschlossene Publikumsfonds, heutzutage AIF genannt, machen einen vergleichsweise geringen Anteil aus. Doch woran liegt diese Zurückhaltung und was kann man dagegen tun?
Abschreckend für Investoren scheinen vor allem die relativ lange Laufzeit, die stark eingeschränkte Verfügbarkeit und der weitschweifige Investmentprozess von AIF zu sein. Insbesondere Neueinsteiger tendieren daher eher zu flexibleren und einfacher handelbaren Alternativen.
Darüber hinaus gilt aber vor allem: Wer sich für ein Investment in einen AIF entscheidet, benötigt viel Vertrauen in die Kompetenz und die langfristige Integrität des Fondsmanagers. Viele Fonds werden von Fondsmanagern betreut, die eine Erfolgsprovision je nach Performance erhalten. Doch was passiert bei Verlusten? Gerade im Fall von Immobilienfonds scheint oftmals nur der Anleger dieses Risiko zu tragen. Dabei könnten Fondsstruktur und Incentivierung der AIF viel dazu beitragen, dass eine grundsätzliche und langfristige Interessengleichheit vorherrscht.
Transparenz und Partnerschaft
Wie schafft man es also, eine gute Vertrauensbasis zu schaffen? Anleger müssen davon überzeugt sein, dass die Fondsanbieter ein ebenso großes Interesse am Erfolg des Fonds haben wie sie selbst. Eine Möglichkeit besteht in einer Investitionsstruktur, in welcher das (Asset-)Management und die Anleger in einem partnerschaftlichen Verhältnis zueinanderstehen. Bei dieser Form beteiligt sich der Anbieter selbst mit Eigenkapital an den jeweiligen Fondsinvestments. Anleger sind damit nicht nur „Kunden“, sondern Investmentpartner. Dies geht auch über den klassischen Ansatz des Co-Investments hinaus.
Bei Co-Investments könnten auch Beteiligungen gemeint sein, an denen beispielsweise institutionelle Investoren partizipieren. Der Ansatz einer Investmentpartnerschaft zwischen Kunde und Anbieter ist aber etwas anderes. Hierbei beteiligt sich der Asset-Manager nachhaltig an dem Investment. Es wird eine völlig andere Investmentphilosophie im Gegensatz zu vielen anderen Fondsgeschäften verfolgt. Anstatt Investitionsrisiken nur von den Anlegern tragen zu lassen, stellen sich Fonds-Emittenten mit diesen auf eine Stufe. Die Interessenlage ist somit deckungsgleich. Sowohl Manager als auch Anleger haben einen nachhaltigen und langfristigen Profit des Fonds im Sinn. Selbst in krisenreichen Zeiten, wie der anhaltenden Corona-Krise, können sich Kunden dann sicher sein, dass der Fondsmanager alles unternehmen wird, um die Investition in die schwarzen Zahlen zurückzubringen. Einen Fonds im Zweifelsfall zu liquidieren und Verluste zu akzeptieren, ist für diesen die allerletzte Option.
Anbieter in die Pflicht nehmen
Ein Weg kann das gemeinsame Investment sein. Zunächst suchen die Immobilienexperten des Fondsemittenten nach geeigneten Investitionsobjekten. Die wichtigste Frage dabei: Ist dieses Investmentobjekt nicht nur gut genug für einen möglichen Profit der Anleger, sondern ist es auch so gut, dass der Fondsmanager bereit ist, sein eigenes Geld in das Projekt zu investieren? Der Fondsanbieter muss also vollends von der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Investments überzeugt sein. Ist das passende Objekt gefunden, wird dieses zuerst vom Anbieter gekauft, bevor es möglichen Mitinvestoren angeboten wird.
In einem solchen Modell erhält der Manager entgegen marktüblicher Vorgänge keine Performance-Gebühr, sondern nur seinen Anteil des Ertrags aus der Kapitalanlage. Falls das Investment schlecht läuft, verliert auch der Manager genauso wie die Anleger – im Zweifel sogar seine hohe Kapitaleinlage. Die direkte Beteiligung des Managements an den Investitionen bietet damit die Möglichkeit, das Prinzipal-Agenten-Problem zu lösen. Alle Akteure handeln in gleichem Interesse und befinden sich auf Augenhöhe. Dies schafft ein Vertrauensverhältnis zwischen Anlegern und Fondsanbieter. „Gemeinsam Investieren“ ist damit ein transparenter und fairer Weg, die Anbieter in die Pflicht zu nehmen, im Sinne ihrer Kunden zu handeln.
Gastbeitrag von Volker Arndt, Geschäftsführer bei US Treuhand