Geldanlage in Zeiten der Unruhe

24.01.2024

Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank

Die US-Konjunktur scheint sich abzuschwächen und das Risiko einer Rezession steigt. Das spricht für volatilere Aktienmärkte im ersten Halbjahr, in denen bekannte Mechanismen greifen könnten, sagt Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank: „Qualitätsaktien mit Preissetzungsmacht und defensive Wachstumstitel mit hohen Ausschüttungsquoten dürften sich besser entwickeln als zyklische Titel. Daneben setzen wir auch auf den Tech-Sektor und die Kommunikationsdienstleister als primäre Profiteure des KI-Megatrends.“

Letztere würden auch überproportional von sinkenden Zinsen profitieren. Dieses Bild könne sich im Jahresverlauf verändern, wenn offensivere Themen wie Small- und Mid-Caps wieder interessanter würden. Spannend sei auch der Ferne Osten, so Frey: „Japan bleibt unser regionaler Favorit. Dafür sprechen drei Gründe: die relativ bessere Konjunktur- und Gewinndynamik, aktionärsfreundliche Maßnahmen und die Erwartung eines leicht aufwertenden Yens.“

Besonders herausfordernd sei es in diesem Jahr, die Tragweite der erkennbaren Risiken einzuschätzen, etwa das ergebnisoffene Wahljahr in den USA. Für Europa verheiße die latente Konjunkturschwäche nichts Gutes. Die Eurozone scheine von Bürokratie und Überregulierung gebremst zu werden. „Wir würden die europäischen Aktienmärkte in einer Rangfolge erst nach den USA und Asien/Japan setzen“, so Frey. Nicht zuletzt stelle China ein immer größeres Risiko dar, sowohl ökonomisch wie auch geopolitisch.

2024 sei auch ein Jahr der Umkehr bisheriger globaler Trends sowie der Auswirkungen neuer Megatrends. Norbert Frey: „Seit Covid hat sich der Trend zur Deglobalisierung immer weiter verstärkt. Hier baut sich ein wachsendes Risiko für die globale Konjunktur auf.“ Umso mehr dann, wenn die Politik bereit sei, den durch die Globalisierung erreichten Wohlstand ihren jeweiligen eigenen Zielen zu opfern.

Außerdem spiele Technologie eine wichtigere Rolle denn je: „KI ist eine Umbruchstelle der gesamten globalen Ökonomie“, sagt Frey. Dies spreche dafür, Technologieaktien gegenüber Value überzugewichten. Das Umfeld erlaube aber keine radikalen Wetten. Anders als in den Vorjahren seien diese auch nicht mehr unabdingbar, um zumindest moderate Renditen zu erzielen. Der Zins- und Renditegipfel mache Anleihen zu einer gut kalkulierbaren Chance. Sowohl Aktien als auch Anleihen verfügten mittelfristig über ein besseres Chancenpotenzial als Geldmarktzinsen. Diese hätten bereits begonnen zu sinken. (fw)