Geht schon

25.08.2015

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Irgendeiner wird's schon richten. Nach diesem Motto handeln viele Deutsche, wenn es um die finanzielle Absicherung ihrer persönlichen Zukunft geht, nicht nur bei der Pflege- oder BU-Versicherung. Auch im Hinblick auf die private Altersvorsorge sieht es nicht viel besser aus. Es ist noch ganz viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

Und das, obwohl mittlerweile unstrittig ist, dass das Rentenniveau Richtung 40 %-Marke absackt und dass der Staat eines auf keinen Fall können wird: es richten. Eine repräsentative Umfrage der R+V Versicherung lässt auf privater Seite aber kaum einen Hoffnungsschimmer zu. Jeder dritte Bundesbürger legt danach in punkto Altersvorsorge vollständig die Hände in den Schoß. Und ganz besonders unrühmlich tun sich dabei die Männer hervor. Sie sind noch deutlich größere „Altersvorsorge-Muffel“ als Frauen. Mehr als ein Drittel von ihnen (33,5 %) legt nichts privat fürs Alter zurück; doch auch bei Frauen sind es erschreckende 29,1 %. Im Schnitt steckt damit jeder dritte Erwachsene (31,5 %) zwischen 18 und 65 Jahren keinen einzigen Cent in eine private Altersvorsorge. Ein schlechtes Gewissen ist damit aber nicht verbunden, stattdessen herrschen Heiterkeit und Optimismus. So planen Männer ihren Ruhestand optimistischer als Frauen. Mehr als vier von fünf Männern (82,3 %) wollen im Alter mindestens genauso gut leben wie bisher oder es sich sogar besser gehen lassen – mit Reisen, Kulturgenuss oder Wellness. Bei den Frauen sind es 79,4 % der Befragten, die im Alter zumindest keine Abstriche machen wollen. Der Durchschnitt zwischen Männern und Frauen liegt bei 81,0 %.

Schaut man sich die Wünsche näher an, werden weitere Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlicher. Während die Frauen in der Mehrheit lieber genießen möchten (42,8 %) als nur den Status quo zu halten (36,6 %), ist es bei den Männern genau umgekehrt. Hier outen sich lediglich 36,0 % als potenzielle spätere „Genießer“, während es fast der Hälfte (46,3 %) der Männer reicht, so weiterzuleben wie bisher. Einschränken will sich hingegen nicht einmal jeder siebte Befragte – wobei sich Frauen (15,6 %) noch eher vorstellen können, den Gürtel enger zu schnallen als Männer (12,3 %).

Der smarte Wunsch nach einem schönen Lebensabend kollidiert allerdings mächtig mit der fehlenden privaten Altersvorsorgeplanung. Denn auch der Status quo muss im Ruhestand über viele Jahre finanziert werden. Gerade Frauen geraten hier ohne zusätzliche private finanzielle Vorsorge häufig ins Hintertreffen: Schließlich liegen sie bei der gesetzlichen Rente hierzulande nach wie vor weit zurück und erhalten im Durchschnitt gerade einmal gut die Hälfte der Rente von Männern. „Hier machen sich Auszeiten zur Kindererziehung, zur Pflege von Angehörigen oder auch langjährige Teilzeit-Jobs direkt im Portemonnaie bemerkbar“, erklärt R+V-Vorsorgeexpertin Daniela Steinle. Entscheiden sich Männer für eine private Altersvorsorge, machen sie gleich Nägel mit Köpfen. Jeder Zehnte gibt an, monatlich 250 Euro oder mehr in eine private Altersvorsorge einzuzahlen. Bei den Frauen ist es nicht einmal jede zwanzigste. (hwt)

Onlineausgabe 03/2015