Gefallene Engel

27.02.2014

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Die Fondsindustrie schaut auf ein sehr gutes Jahr zurück. Zum Jahresende 2013 verwaltete die Fondsbranche ein Rekordvermögen von über 2 Bio. Euro. Aber wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Nicht alle Fonds haben vom Anlegerinteresse profitiert. Einige Produkte mussten satte Abflüsse hinnehmen. Darunter auch echte Fondsgrößen.

Im schwierigen Anlageumfeld suchen Berater händeringend nach Orientierung. Welche Fonds können der Kundschaft empfohlen werden und von welchen lässt man besser die Hände weg? Morningstar hat vor kurzem eine Auflistung der Fonds vorgelegt, die europaweit im vergangenen Jahr mit den höchsten Abflüssen zu kämpfen hatten. Einige darunter investieren in Anleihen und mussten unter der (berechtigten) Angst der Investorenvor steigenden Zinsenleiden. Denn immer mehr Anleger erkennen, dass sie mit konservativen Anlagen im Niedrigzinsumfeld Wertverluste in Betracht ziehen müssen. Zugleich suchen sie aber Alternativen zu reinen Aktieninvestments, was wie der um Mischfonds attraktiv erscheinen lässt. Über Mischfonds, die in Aktien und Anleihen investieren, wurden rund 9 Mrd. Euro im Aktienmarkt neu angelegt, berichtet kürzlich der deutsche Fondsverband BVI. Für die oben beschriebenen Mittelabflüsse gibt es einige Gründe, auf welche nachstehend exemplarisch eingegangen wird.

Unter den „Worst Ten" dieser Fonds finden sich einige Flaggschiffe, die von Branchengrößen gemanagt werden.

Interessanterweise ist der größte Anleiheinvestor der Welt PIMCO mit zwei Fonds in der Liste vertreten. PIMCO verwaltet fast 2 Bio. Dollar und steuerte jahrelang einen signifikanten Teil zum Gewinn der Allianz bei. Doch die Zeiten haben sich geändert und der Anleiheinvestor hat sich geirrt. Die Strategen unterschätzten die Ankündigung der US-Notenbank, nach und nach aus der lockeren Geldpolitik auszusteigen. Dadurch fielen die Kurse von Anleihen, auf der anderen Seite stiegen die Renditen. Kein Wunder, dass der PIMCO Total Return Bond Fund bei den Fonds mit den absolut höchsten Mittelabflüssen die rote Laterne hat. Laut Morningstar verbuchte der Fonds 2013 Abgänge von netto 9,19 Mrd. Euro. Knapp 35,7 % der Mittel, die Ende 2012 im Fonds investiert waren, gingen aufgrund von Mittelabflüssen 2013 verloren.

Auf dem zweiten Platz folgt der Alliance Bernstein American Income Portfolio mit einem Mittelabfluss von 5,45 Mrd. Euro. Der Fonds investiert mindestens 50 % seiner Vermögenswerte in Schuldtitel mit höherem Rating (Investment Grade), die von Regierungsstellen und Unternehmen in den USA begeben werden. Daneben kann der Fonds bei bestimmten Marktlagen über 50 % seiner Vermögenswerte in Schuldtitel mit niedrigerem Rating (unter Investment Grade), die entsprechend riskanter sind, investieren. Die Performance dieses Rentenfonds im vergangenen Jahr war unterdurchschnittlich. Zudem litt der Fonds unter den verschlechterten Aussichten für diese Assetklasse.

Auch der zweite PIMCO-Fonds, der PIMCO Global Investment Grade, büßte 2013 rund ein Viertel seiner Gelder ein. Der Nettomittelabfluss ist rund 4,3 Mrd. Euro.

Neben diesen drei Fonds gibt es noch weitere Flaggschiffe. Darunter auch Aktienfonds, die sich auf der Liste der „Worst Ten" befinden.

So hat es beispielsweise auch den Aberdeen Global Emerging Markets Equity hart getroffen. Rund 3 Mrd. Euro wurden abgezogen. Der Fonds investiert mindestens zwei Drittel des Fondsvermögens in Aktien und aktienähnliche Wertpapiere von Unternehmen mit eingetragenem Sitz in Schwellenmarktländern bzw. von Unternehmen, die ihrer Geschäftstätigkeit hauptsächlich in Schwellenmarktländern nachgehen und/oder von Holdinggesellschaften, die den überwiegenden Teil ihres Vermögens in Unternehmen mit eingetragenem Sitz in Schwellenmarktländern erzielen. Die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) kommen auf ca. 50 % im Fonds. Es sieht so aus, als ob die aufstrebenden Staaten als Motor für die Weltwirtschaft ausfallen könnten. Dies hat negative Auswirkungen auf Schwellenländer-Aktienfonds. Die Aussicht auf steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten hat zuletzt viele Investoren veranlasst, den Schwellenländern den Rücken zu kehren. Hinzu kommen eben in einigen Fällen hausgemachte Probleme.

Bei den Fonds Invesco Perpetual Income und Schroder UK Alpha Plus werden, laut Morningstar, Managerwechsel als Hauptgrund für die hohen Abflüsse genannt. Beim Letztgenannten hat seit Herbst 2013 Philip Matthews das Sagen. Der einstmals 5 Mrd. US Dollar schwere Schroder UK Alpha Plus Fonds ist jetzt mit der Hälfte des Fondsvermögens fast schon ein Leichtgewicht. Immerhin geht es mit der Performance wieder nach oben. In den roten Zahlen stehen auch Fonds von Franklin Templeton und des französischen Vermögensverwalters Carmignac. Beide sind durchaus bekannte und renommierte Fondsanbieter.

Der Templeton Asian Growth Fund konzentriert sich auf Unternehmen, die ihren Sitz im asiatischen Raum haben (mit Ausnahme von Australien, Neuseeland und Japan) und soll das Wachstumspotenzial ausschöpfen, das die Wirtschaftsräume dieser Länder bieten. Aber auch Fondslegende Dr. Mark Mobius kann sich nicht ganz dem globalen weltwirtschaftlichen Umfeld entziehen, denn der von ihm gemanagte Templeton Asian Growth Fund musste Federn lassen. Rund 2 Mrd. Euro zogen Investoren ab.

Das Feld der „Worst Ten" rundet der Carmignac Patrimoine ab. Das Produkt ist ein Mischfonds, der in drei Anlageklassen investiert: internationale Anleihen, internationale Aktien und Devisen. Der Fonds investiert stets mindestens 50 % des Vermögens in Anleihen- und/oder Geldmarktprodukte. Seit seiner Gründung ist Gründungsmitglied und Geschäftsführer Edouard Carmignac für den Fonds verantwortlich. Ihm steht mit Rose Ouahba eine im Anleihengeschäft erfahrene Expertin zur Seite. Die Wertentwicklung lässt jedoch seit geraumer Zeit einige Wünsche offen. Im vergangenen Jahr lag diese bei gerade einmal 1,6 % und damit deutlich hinter dem Referenzindikator.

Fazit

Die Hälfte der Fonds mit den höchsten Mittelabflüssen investiert in Anleihen und hatte zumindest 2013 unter der Angst der Investoren vor steigenden Zinsen zu leiden. Wechsel des Fondsmanagements und die schwache Performance vieler Schwellenländer sind weitere Gründe für die jeweiligen Abflüsse. Die Analyse zeigt, dass es sehr wohl große Flaggschiffe treffen kann. Auch große Namen versprechen keine absolute Sicherheit. „Neues Jahr, neues Glück" lautet aktuell die Devise. (ah)

Absatzstatistik - Onlineausgabe 01/2014