Gar nicht so einfach

01.07.2019

Foto: © vchalup - Stock Adobe

Der große Hype um volldigitale InsurTechs ist längst nüchternem Alltag gewichen, von einem vor Jahren groß angekündigten digitalen Sachversicherer hört man nichts mehr. Die etablierten Sachversicherer haben sich durchgesetzt, weil sie das Thema Digitalisierung auf ihre eigene Agenda gesetzt haben. So die offizielle Lesart. Doch es hakt an vielen Stellen – vor allem in der Kundenbeziehung. Davon profitieren die Makler.

Wie perfekt könnte alles sein, wenn es die Wirklichkeit nicht gäbe. In etwa so lässt sich zusammenfassen, was das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder in einer Studie zum Stand der Digitalisierung in der Versicherungswirtschaft herausgefunden hat. Denn demnach sehen Versicherer die Digitalisierung als Chance für ihr Geschäft, agieren aber bei der Realisierung der entsprechenden Vorhaben zögerlich. Deshalb stehe die Bedeutung der Digitalisierung im krassen Widerspruch zur konkreten Transformation in der Branche. So finde sie überwiegend noch auf Prozessebene statt, um Effizienz- und Kostenvorteile zu erzielen. Ein weiterer kritischer Punkt sei, dass Innovationen und digitale Geschäftsmodelle weiterhin häufig innerhalb der bestehenden Organisations- und Abwicklungsprozesse entwickelt würden. Genau dies verhindere eher ganz neue Geschäftsmodelle und radikale Veränderungen. Zudem fehle es in vielen der untersuchten Gesellschaften an einer echten Innovationskultur, um mit digitalen Mehrwerten weitere Marktanteile zu gewinnen. InsurTechs lassen freudig grüßen. Die Studie „Versicherungen in der Zeitfalle“ ist in Kooperation mit den Beratungsunternehmen IKOR und KPMG entstanden. „Häufig werden Digitalisierungsprojekte innerhalb der klassischen Strukturen geplant und umgesetzt, so dass den Fachbereichen oftmals die Unabhängigkeit und auch die Freiheit fehlen, sich losgelöst von bestehenden Denkmustern mit künftigen Wachstumspotenzialen zu beschäftigen“, erläutert Studienautor Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder. „Die meisten Versicherungen konzentrierten sich immer noch sehr stark auf ihr bisheriges Kerngeschäft und vermieden das Risiko, digitale Lösungen zu entwickeln und konsequent zu vermarkten.“

Wie Versicherer versuchen, im digitalen Zeitalter anzukommen, erfahren sie auf Seite 2