Frauen wollen professionell gepflegt werden

16.09.2015

Pflegeleistungen braucht jeder Mensch im Leben. Eine aktuelle Studie hat untersucht wie Frauen und Männer über Pflege denken. Der eigene Pflegefall ist etwas anders als die Pflege für die Angehörigen.

2015-09-17 (fw/db) Im Pflegefall wollen die Menschen in Deutschland nicht der Familie zur Last fallen. Sie setzen in erster Linie auf professionelle Unterstützung – Frauen noch deutlich stärker als Männer. Die Deutschen zeigen über die Geschlechtergrenzen hinweg große Solidarität und Familiensinn, wenn nahe Angehörige zum Pflegefall werden. Dies zeigt eine aktuelle, repräsentative Studie im Auftrag der R+V Krankenversicherung AG.

Hohe Solidarität in der Familie

Drei Viertel (74 Prozent) aller Befragten sind bereit, sich um Partner, Eltern oder Schwiegereltern zu kümmern, falls diese pflegebedürftig werden.

Gut ein Viertel (28 Prozent) traut sich die Pflege allein oder gemeinsam mit Familienangehörigen zu, fast die Hälfte (46 Prozent) würde sie zumindest in Zusammenarbeit mit externer Unterstützung (beispielsweise einem Pflegedienst) stemmen.

Komplett auf fremde Hilfe setzt hingegen nur rund ein Fünftel (22 Prozent). Gründe, die eigene Hilfe nicht zulassen, können beispielsweise Zeitmangel, große räumliche Distanz oder auch körperliche Einschränkungen sein.

Alter, Haushaltsgröße und Berufstätigkeit bestimmen Pflegebereitschaft

Vor allem in der Generation der 18- bis 29-jährigen ist die Bereitschaft zur Pflege im Familienkreis außerordentlich stark ausgeprägt. 41 Prozent von ihnen können sich vorstellen, Angehörige ohne Hilfe von außen zu pflegen.

Mit der Größe der Familie nimmt die Pflegebereitschaft und -fähigkeit zu. Während Ein- und Zweipersonenhaushalte nur zu einem Viertel (25 Prozent) auf die Pflege innerhalb der Familie setzen, sind es ein Drittel (33 Prozent) aller Drei- und Mehrpersonenhaushalte.

Die zeitliche Belastung durch den Beruf beeinflusst die Pflegebereitschaft. Mehr als ein Drittel aller nicht Berufstätigen (36 Prozent) kann sich vorstellen, die Pflege allein oder mit Familienhilfe zu stemmen. Im Gegensatz dazu sieht das nur ein Viertel (26 Prozent) der Berufstätigen so.

Wer bei der Pflege von Angehörigen komplett auf externe Hilfe setzt, wünscht sich für den eigenen Pflegefall deutlich seltener familiäre Unterstützung: Nur 39 Prozent können sich vorstellen, selbst durch nahe Verwandte gepflegt zu werden, während ein Umzug in eine Senioren-Wohnanlage mit 72 Prozent bevorzugt wird.

Frauen wünschen externe Hilfe für eigene Pflege

Falls sie selbst einmal zum Pflegefall werden sollten, setzen die Deutschen zuallererst auf professionelle Unterstützung wie einen mobilen Pflegedienst oder eine persönliche Assistenz. Diesen Wunsch äußern drei Viertel (76 Prozent) aller Befragten – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Erst an zweiter Stelle und mit deutlichem Abstand kommt die Hilfe durch nahe Verwandte – knapp zwei Drittel (64 Prozent) wünschen sich eine solche Lösung.

Hier jedoch zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während Männer deutlich stärker auf die Pflege durch Angehörige setzen (69 Prozent), sind es bei den Frauen lediglich 58 Prozent.

Weit abgeschlagen liegt hingegen die Pflege durch Freunde, Bekannte und Nachbarn (34 Prozent). Aber auch diese würden Männer (37 Prozent) deutlich häufiger in Anspruch nehmen als Frauen (30 Prozent).

Frauen setzen hingegen stärker als Männer auf eine Senioren-Wohnanlage mit entsprechendem Service (66 zu 62 Prozent, Durchschnitt 64 Prozent) oder auch die Unterbringung in einem Alten-, Pflege- und Seniorenheim (38 zu 32 Prozent, Durchschnitt 35 Prozent). Einen Umzug in ein Mehrgenerationenhaus können sich knapp zwei Drittel der Befragten vorstellen – hier liegen Frauen und Männer fast gleichauf.

Die Finanzierung der Pflege rechtzeitig klären

Bei aller familiären Solidarität: Externe Hilfe ist also stark gefragt – spätestens wenn es um die eigene Pflege geht. Insbesondere Frauen setzen auf diese Art der Pflege – haben jedoch häufig Schwierigkeiten, das nötige Geld dafür aufzubringen.

„Wer solche professionelle Pflege-Hilfe in Anspruch nehmen will, sollte daher schon frühzeitig überlegen, wie sie auch über längere Zeit zu finanzieren ist“, sagt Frank-Henning Florian, Vorstandsvorsitzender der R+V Krankenversicherung AG.

Aktuell besitzen, laut dem Verband der Privaten Krankenversicherer (PKV-Verband), nicht einmal vier Prozent der Deutschen eine private Pflege-Zusatzversicherung, die die Lücke zwischen den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und den tatsächlichen Pflegekosten verkleinert oder schließt. Diese Lücke beträgt bereits heute im Durchschnitt zwischen 450 und 1.950 Euro monatlich bei professioneller Hilfe, je nach Pflegestufe und Art der Pflege.

finanzwelt-Fazit: Ohne privaten Versicherungsschutz wird das Thema Pflege für viele nicht zu stemmen sein. Versicherungsmakler und Vermittlungsunternehmer sollten sich in der Zielgruppe vor allem auf die Frauen als Entscheider konzentrieren. Das empfehlen die Studienergebnisse.

Dietmar Braun