Fidelity: US-Aktien sind die Gewinner 2014
10.12.2013
Dominic Rossi
**Die verbliebene Weltmacht kämpft sich zurück. US-Werte standen bereits im laufenden Jahr auf dem Schirm vieler Investoren und das könnte auch so bleiben. Zumindest ist dies die Ansicht von **Dominic Rossi, Global Chief Investment Officer Aktien bei Fidelity Worldwide Investment. Auch Großbritannien könnte 2014 gut laufen.
(fw/ah) "Die Wirtschaftslage in den USA ist dank struktureller Verbesserungen hinsichtlich des Doppeldefizits bei Haushalt und Handelsbilanz so gut wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das hat zur Stabilisierung des US-Dollars beigetragen. Der anhaltende Bärenmarkt des Greenback ist meiner Einschätzung nach zu Ende, die US-Währung dürfte nachhaltig aufwerten. Wir können zudem in den USA für das kommende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3 Prozent und eine niedrige Inflation erwarten. Alles in allem ist das ein gutes Umfeld für die westlichen Aktienmärkte. Ein weiterer Kursanstieg an den Aktienmärkten ist vor diesem Hintergrund wahrscheinlich. Ich gehe davon aus, dass US-Unternehmen 2014 das höchste Gewinnwachstum erzielen werden. Ganz allgemein aber dürften die Kurse an den Märkten kräftiger steigen als die Gewinne. Dementsprechend könnten die Marktbewertungen steigen und damit die Gefahr, dass Aktien teuer werden. Das macht Kurskorrekturen wahrscheinlicher. Die große Kunst für Anleger besteht in dieser Situation darin, Unternehmen mit überdurchschnittlichem Gewinnpotenzial aufzuspüren. In den letzten zehn Jahren sind pauschal die Bewertungen ganzer Branchen gestiegen, denen wie im Metallbergbau und in der Stahlbranche reale Vermögenswerte zugrunde liegen. Immaterielle Vermögenswerte haben im Gegenzug an Wert verloren. Nun dürfte es jedoch bei Unternehmen aus den Branchen Technologie, Gesundheit und Finanzdienstleistungen, die von ihrem geistigen Eigentum und ihrer Innovationskraft leben, zu einer Neubewertung kommen. Ich bin überzeugt, dass sie die Aktienmärkte in der kommenden Zeit anführen werden.
In den kommenden Jahren dürfte sich in der entwickelten Welt unabhängig vom Ausstieg aus den US-Anleihekäufen das Niedrigzinsumfeld fortsetzen. Daher bin ich überzeugt, dass auch die Suche nach Rendite unvermindert anhalten wird. Dividendenstrategien werden dabei für unterschiedlichste Anlegergruppen weiter eine zentrale Anlagestrategie sein.
In Europa sehe ich zaghafte Anzeichen einer Erholung. Ein echter struktureller Aufschwung dürfte aber noch zwei bis drei Jahre benötigen. Die Achillesferse des europäischen Aktienmarktes bleibt das unterkapitalisierte Bankensystem. Dabei ist eine Polarisierung der Kernkapitalquoten europäischer Banken erkennbar. Während die starken Geldhäuser stärker werden, werden die schwachen schwächer. Europäische Aktien sind insgesamt unverändert attraktiv bewertet, und bei vielen dürften die Dividendenrenditen höher bleiben als die Zinsen ihrer Anleihen.
Die Stärke der Erholung in Großbritannien und ein solides Wachstum des Bruttoinlandsprodukts können 2014 für eine Überraschung sorgen. Was als Immobilienboom anfing, hat an Breite gewonnen. Auch die öffentliche Verschuldung entwickelt sich erfreulich. Zudem hat sich die Kapitalausstattung britischer Banken deutlich gebessert. Ein Wermutstropfen sind die unverändert hohen Energiekosten auf der Insel. Insgesamt gibt es aber Grund zu vorsichtigem Optimismus. Der britische Leitindex FTSE 100 hat im Jahr 2014 sehr gute Chancen, die Marke von 7.000 Zählern zu durchbrechen. Der Wechselkurs des Pfund könnte problemlos auf 1,50 Dollar sinken - alleine das würde dem FTSE 100 kräftigen Auftrieb geben.
Der Druck auf die Schwellenländer wird anhalten. Zwischen 2003 und 2007 haben alle Schwellenländer vom Aufstieg Chinas, dem schwachen US-Dollar und den hohen Rohstoffpreisen profitiert. Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen jedoch geändert. Damit treten die Unterschiede zwischen den einzelnen Schwellenländern wieder deutlich hervor. Das müssen Anleger berücksichtigen. Meines Erachtens müssen sich die Schwellenländer von ihren exportbasierten Wirtschaftsmodellen verabschieden und strukturelle Reformen in Angriff nehmen. Länder wie China, die diesen Weg einschlagen, dürften sich gut behaupten. Die anderen werden wohl weiter kräftigen Gegenwind verspüren. Aber auch das reformfreudige China steht vor Herausforderungen. Die größte ist der chinesische Kreditmarkt. Die Frage ist, wie das Land mit einem möglichen Entschuldungsprozess umgeht. Ich gehe davon aus, dass dies zu einem langsameren Wirtschaftswachstum führen wird als wir es in den vergangenen Jahren gesehen haben."