Ferienimmobilien – Man spricht Deutsch

25.05.2014

Tobias Wenhart

Spätestens jetzt in den sonnigen (Ferien-)Wochenenden reift bei vielen Bundesbürgern der Wunsch, ein eigenes Domizil an einem sonnigen Flecken Europas zu besitzen. Sprachbarrieren oder sonstige Bedenken werden dabei gedanklich schnell weggewischt.

Das kann im Ernstfall böse enden, zum Beispiel wenn es zu einem Versicherungsfall kommt. Der Spezialversicherer Hiscox hat deshalb jetzt eine Police nach deutschen Standards auf den Markt gebracht, mit der Makler vor ihren Kunden wirklich bestehen können. Was das neue Angebot so besonders macht, erläutert uns Tobias Wenhart, Underwriting Manager Art & Private Clients bei Hiscox Deutschland, im finanzwelt-Interview.

finanzwelt: Warum sind Ferienimmobilien für einen Versicherer ein aktuelles Thema?

Wenhart: Das hat einen ganz einfachen Grund. Die Flucht in die Sachwerte beschert auch dem Markt für Ferienimmobilien eine hohe Nachfrage. Der Trend in Deutschland geht zur Zweit- und Drittimmobilie, gerne in den Bergen, im sonnigen Ausland im Süden Europas oder noch weiter weg. Rund zwei Millionen Deutsche sind Eigentümer von Chalets, Sommerhäusern, Ferienwohnungen oder Stadtwohnungen. Davon fast die Hälfte im europäischen Ausland – von Marbella bis zum Nordkap. Und war es früher ein Traum, den man sich spät im Leben erfüllt hat, sinkt das Alter der Deutschen mit Immobilienobjekten im Ausland. Zudem ist es nicht mehr nur ein Thema für besonders reiche Menschen, sondern auch in der Mittelschicht angekommen. Betrachtet man diesen wachsenden Markt, ist es schon erstaunlich, dass es kaum spezielle Angebote für diesen spezifischen Bedarf gibt. Das fängt damit an, dass kaum deutsche Anbieter eine spezielle Ferienimmobilienversicherung anbieten. Ihnen sind die Fallzahlen zu klein und die Risiken zu groß. Zudem fehlt es an der Auslandskompetenz. Und ausländische Versicherer sind nicht zuletzt aufgrund der Sprachproblematik nicht unbedingt zu empfehlen. Es gibt Bedarf, und es ist ein ordentlich dimensionierter Markt mit steigender Tendenz. Für uns Gründe genug, unserer deutschen Klientel ein spezifisches Angebot zu machen.

finanzwelt: Ein großes Problem dürften für viele Immobilienkäufer wohl auch die Verständigungsschwierigkeiten aufgrund der fremden Sprache sein.

Wenhart: Jeder, der schon einmal im Ausland ein Problem mit Polizei oder Behörden hatte, weiß um die Problematik. Nicht ohne Grund empfiehlt der Bund der Versicherten, Ferienhäuser nur bei deutschen Anbietern zu versichern, bei denen alle Vorgänge in deutscher Sprache abgewickelt werden. Die ganze Problematik wird leider in der Regel erst klar, wenn der Schadenfall eintritt. Rechtlich verbindlich ist nur der in der Landessprache abgefasste Vertragstext, deutsche Erläuterungen oder Übersetzungen in der Vertragsanlage haben keine Gültigkeit im Schadenfall. Von den praktischen Problemen im Umgang mit Polizei, Behörden oder Versicherungsvertretern vor Ort mal ganz abgesehen. Denn die wenigsten Deutschen mit einer Auslandsimmobilie sprechen die Sprache gut genug, um auf einem juristisch verbindlichen Niveau zu kommunizieren. Neben der Sprache kommen hier noch andere rechtliche Rahmenbedingungen und Gepflogenheiten bei den europäischen Nachbarn, vor allem im südeuropäischen Raum, hinzu.

finanzwelt: Wie lösen Sie diesen Knoten?

Wenhart: Indem unser Produkt von A bis Z deutsch ist, egal ob das Objekt in Spanien, Frankreich, Österreich oder Griechenland steht: Vertrag und Versicherungsbedingungen in deutscher Sprache, nach deutschem Recht und deutschen Standards mit deutschem Gerichtsstand. Schadenmanagement und -regulierung erfolgen ausschließlich durch deutschsprachige Experten. Das betrifft auch die Betreuung und den Gutachter vor Ort. Wir können das durch unsere weltweite Expertise bei der Versicherung von Immobilien, Hauseinrichtungen, Kunst- und Wertgegenständen so anbieten. Die Police gilt – mit Ausnahme weniger Länder wie z. B. Osteuropa – für Ferienimmobilien im gesamten europäischen Wirtschaftsraum.

finanzwelt: Einmal abgesehen von der Sprachproblematik, wo greifen deutsche oder ausländische Versicherer zu kurz?

Wenhart: Deutsche Standardlösungen mögen hinsichtlich der Sprache funktionieren, aber nicht hinsichtlich der besonderen Anforderungen einer Ferienimmobilie. Beispielsweise, weil sie Besonderheiten wie nicht ständig bewohnte Immobilien oftmals ausschließen oder nicht ausreichend abdecken. Nehmen Sie beispielsweise die in südlichen Ländern weit verbreiteten Schäden, die teilweise erhebliche Spannungsschwankungen in den Stromnetzen der Haustechnik anrichten können. Oder Schäden durch Schwelbrände in einem unbewohnten Haus, die erst nach Wochen entdeckt werden. All das kennen klassische deutsche Gebäudeversicherungen nicht. Ausländische Versicherungen für Immobilienbesitzer haben im Leistungsumfang ähnliche Limitationen. Sie decken typische Risiken wie beispielsweise Vandalismus – ein häufiger Schadenfall bei temporär bewohnten Immobilien – nicht ab oder berücksichtigen nicht, dass Ferienimmobilien gerne auch weiter vermietet werden. Oder sie sehen nicht vor, dass für die Sommersaison Kunstwerke oder Wertgegenstände den Standort wechseln und auch unterwegs versichert sein sollten. Das kommt häufiger vor, als man denkt. Versicherungssummen werden in der Regel niedrig angesetzt und eigentlich nie nach Vertragsabschluss aktualisiert. Die Kombination aus Leistungslücken, Sprachproblematik und anderen Rechtsgepflogenheiten bietet reichlich Potenzial für zeit- und kostenintensiven Ärger.

finanzwelt: Was muss eine spezielle Versicherung für Ferienimmobilien im Ausland bieten?

Wenhart: Sie muss eine ausschließlich für die Absicherung von Ferienimmobilien konzipierte Kombination aus Gebäude-, Hausrat- und Haftpflichtversicherung sein; und nicht eine schlechte Adaption einer Standardversicherung für dauerhaft genutzte Häuser in der Heimat. Das ist unsere Police, die europaweit in den Ländern des europäischen Wirtschaftsraumes gültig ist. Dort, im Gastgeberland, werden auch Versicherungssteuer und -abgaben gezahlt. Geschützt werden können alle Arten von dauerhaft oder temporär selbst genutzten, aber auch teilzeitig privat weitervermieteten Immobilien. In typischer Hiscox-Manier sprechen wir von einer Allgefahrenversicherung, die eben auch für Ferienimmobilien im Ausland typische Schadenfälle wie Vandalismus oder Überspannungsschäden mit abdeckt. Die Außenversicherung sorgt dafür, dass beispielsweise Wertgegenstände oder Kunstobjekte auch auf dem Weg vom Hauptwohnsitz ins sommerliche Feriendomizil geschützt sind. Bei uns gibt es keine Mindestversicherungssumme und der Kunde muss auch nicht seinen Hauptwohnsitz bei uns versichert haben. Die Versicherungssumme orientiert sich am Wiedererrichtungs- beziehungsweise Neubauwert des Gebäudes, und die Versicherungssumme ist flexibel und kann bei wachsendem oder steigendem Wert aktualisiert werden, beispielsweise wenn Kunst angeschafft oder eine Solaranlage auf das Dach des Hauses im sonnigen Süden gebaut wird. Und: Die gesamte Versicherung ist, und das ist ein ganz entscheidender Faktor, eben von A bis Z ein deutsches Produkt. Denn unsere Zielgruppe für dieses erfolgreiche Produkt sind Deutsche oder Österreicher. (hwt)

Interview mit Tobias Wenhart - Printausgabe 03/2014