Feinstaub im Politik-Getriebe
02.08.2017
Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger / Foto: © Ellwanger & Geiger
Wer es bis jetzt nicht wahrhaben wollte, dem dürfte es nun klar sein: Die Regierung des 45. US-Präsidenten Trump entwickelt sich spätestens seit der Berufung seines neuen Sprechers Scaramucci, der Ablösung des Stabschefs Priebus und des darauffolgenden Feuerns des nun nicht mehr neuen Sprechers Scaramucci zum politischen Super-GAU der USA. Und dies betrifft nicht nur die Innenpolitik, sondern zunehmend auch die Außenpolitik. Nicht nur das Verhältnis zu Europa ist grundlegend beschädigt, auch die Beziehungen zu China und vor allem Russland kühlen merklich ab. Die Finanzmärkte lässt das nicht ganz unbehelligt, denn der USDollar schwächelt nicht nur wegen der zögerlichen Haltung der USFed, weiter an der Leitzinsschraube zu drehen, sondern auch wegen des historischen Chaos an der Spitze der US-Regierung. Und der sich dadurch stetig verteuernde Euro-Kurs beginnt die europäischen Aktienmärkte zu belasten bzw. zumindest weitere Aufstiegschancen zu begrenzen. Die jüngst beschlossenen US-Sanktionen haben wohl nicht nur eine Bestrafung Russlands zum Ziel, sondern folgen offensichtlich auch ökonomischen Interessen. Die Vereinigten Staaten möchten ihren Einfluss und Geschäftsanteil an der Energieversorgung Europas erhöhen.
Aus diesem Grund sind diese Sanktionen in Europa sehr umstritten und vertiefen den transatlantischen Graben weiter, den Donald Trump sowieso schon ausgehoben hat.
Unterdessen versuchen die deutsche Regierung und die Automobilindustrie einen gangbaren Weg zu finden, um den in diesen Tagen alles beherrschenden Diesel-Skandal zu befrieden. Da die Diesel-Technologie, richtig eingesetzt, relativ sauber ist und im Vergleich den Kraftstoffverbrauch niedrig halten kann, geht es vor allem darum, verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Inwieweit die vieldiskutierte Feinstaub-Problematik dadurch gelöst werden kann, scheint nicht ganz klar, denn die Dieselabgase tragen nur zu einem kleinen Teil zur Feinstaub-Belastung bei. Wenn es gelingt, diesen Teil zu reduzieren oder zu vermeiden, ist das schön. Die Frage wird sein, wie der große Feinstaub-Rest beseitigt werden kann, der durch Industrie, Komfortöfen etc. verursacht wird. Ob dann die Vehemenz und Motivation ähnlich hoch ist wie im aktuellen Autoindustrie-Bashing? Die Aktienmärkte scheint es nicht zu scheren. Gute Unternehmensergebnisse haben die Korrekturphase der Aktienmärkte zunächst einmal beendet. In der Ferienzeit stehen Luftfahrtunternehmen ob des Reiseaufkommens ganz oben auf den Kurszetteln und in der Gunst vieler dieselgeschädigter Urlauber – zum Glück tragen diese Flüge so gut wie nicht zur Feinstaub- Problematik in den Städten bei. Die Abgase werden ja „nur“ in die Atmosphäre entlassen.
Marktkommentar von Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger