Fed bleibt auf der Spur

14.06.2017

Julien Scholnick, Fondsmanager Western Asset / Foto: © Western Asset

Was ist von der Fiskalpolitik zu erwarten?

„Viele haben nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erwartet, dass es eine deutliche Veränderung in der Fiskal- und Ordnungspolitik geben und das zu einem deutlich stärken US-Wachstum führen würde. Doch die aktuellen Geschehnisse haben beinahe jeden Enthusiasmus im Keim erstickt und Analysten mussten ihre Erwartungen auf einen Politikwandel begraben“, erklärt der Western Asset Fondsmanager. Vielmehr seinen die Erwartungen, dass es zu disruptiven Ergebnissen kommen könnte, mittlerweile gestiegen. Doch Scholnick glaubt, dass der ursprüngliche Optimismus ebenso in die Kategorie ‚too far, too fast’ fällt, wie der Pessimismus derzeit über das Ziel hinausschießt: „Legt man die aktuellen pessimistischen Erwartungen zu Grunde, können schon kleine politische Erfolge positiv Überraschen. Die Republikaner haben noch immer die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses und bestimmen deshalb auch die Gesetzesagenda. Und in einem sind sie sich nahezu einig: niedrigere Steuern bringen Vorteile. Wenn es in diesem Jahr zu politischen Veränderungen kommen wird, dann vermutlich zu Steuersenkungen.“

Die Fed habe sich deshalb bewusst mit Aussagen zu möglichen Auswirkungen fiskalpolitischer Änderungen in ihrem Ausblick zurückgehalten und sich stattdessen für einen ‚Wait-and-See-Ansatz’ entschieden. Zunächst hagelte es dafür Kritik, letztendlich habe er sich jedoch ausgezahlt.

Entsprechend muss sich die Fed nun keine Sorgen um die rückläufigen Erwartungen mit Blick auf die Fiskalpolitik machen oder ihren Ausblick anpassen. „Die Fed wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin nicht in die Fiskalpolitik einmischen und nur dann reagieren, wenn mögliche Änderungen konkreter werden“, glaubt Scholnick.

Welche Aussichten und Chancen gibt es?

„Wir glauben, dass die weltweite Erholung anhält und von der entgegenkommenden Politik unterstützt wird“, sagt Finanzexperte Scholnick. Das US-Wachstum sei in diesem Jahr angezogen, da die Stärke in der Produktion das langsamere Wachstum am Wohnungsmarkt ausgeglichen hat. Und auch das weltweite Wachstum war besser als erwartet – insbesondere mit Blick auf China, wo es eine Überraschung gab. Trotz dieser positiven Aussichten deuten weder die Wachstums- noch die Inflationsdaten auf eine Überhitzung hin, die einen Politikwechsel der Notenbank nach sich ziehen würde. Das Gegenteil sei der Fall: Die Inflation bleibe weltweit niedrig, was die Zentralbanken davon abhalten sollte, ihre aktuellen Positionen zu verändern, auch wenn man in der Zwischenzeit mit einer Normalisierung rechnen müsse.

„Vor dem Hintergrund einer anhaltenden Erholung und unterstützender geldpolitischer Maßnahmen sind es vor allem die Märkte, in denen noch Mehrwert zu finden ist, die profitieren“, erklärt Scholnick. „Zwei Beispiele hierfür sind Schwellenländeranleihen und Investment Grade-Kredite“. Erstere hätten Ende letzten Jahres die Gunst der Anleger verloren. Grund hierfür seien unter anderem Sorgen um einen aufkeimenden Protektionismus und eine straffere Geldpolitik gewesen. „Wir hatten damals eine gegensätzliche Meinung und zwar, dass diese Assets zu niedrig bepreist waren und ein besseres Wachstum positiv für die Entwicklung der Anlageklasse sei“, sagt Scholnick. „Und obwohl die Märkte der Schwellenländer seit Jahresbeginn eine Outperformance gezeigt haben, sind die Renditen noch immer hoch und die Assets gut positioniert, um vom zunehmend besseren globalen Wachstum zu profitieren.“ Auch bei Investment Grade-Krediten sei man bei Western Asset übergewichtet, worunter sich auch ein Engagement in europäischen Banken befände. „Die aktuellen Kapitalerhöhungen im europäischen Bankensektor sind für Anleihebesitzer gute Nachrichten“, schließt der Fondsmanager ab.

Kolumne von Julien Scholnick, Fondsmanager Western Asset