„Fed-Beben“ erfordert aktive Finanzchefs

11.08.2015

Die amerikanische Zentralbank will das Zinsniveau anheben. Der Kreditversicherer Euler Hermes erwartet in den Schwellenländern weit größere Auswirkungen und Risiken als in den Vereinigten Staaten.

2015-08-12 (fw/db) Die erwartete Anhebung der Leitzinsen durch die amerikanischen Zentralbank Federal Reserve (Fed) im weiteren Jahresverlauf 2015 wird nach Ansicht des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes, eine Tochtergesellschaft der Allianz SE, ein „Fed-Beben“ auslösen mit massiven Auswirkungen vor allem für Schwellenländer.

„Die Zinsanhebung selbst ist lediglich das Epizentrum, die Nachbeben werden vor allem andernorts zu spüren sein. Insbesondere Länder, die ein hohes Leistungsbilanzdefizit aufweisen und sich in finanzieller Schieflage befinden, sind gefährdet – vergleichbar mit den Erschütterungen im Jahr 1994, als schnelle Zinserhöhungen in den USA das globale Finanzsystem durchrüttelten: Peso-Krise in Mexiko, Abwertungen in Europa und Schockwellen bis nach Asien“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe.                                                                                                          

Im Mai 2013 löste allein die Ankündigung der Fed, Wertpapierkäufe möglicherweise einzustellen, bereits eine erhebliche Schockwelle in den Schwellenländern aus.

Innerhalb von drei Monaten brach die indische Rupie um 20 Prozent ein und der südafrikanische Rand wurde um 10 Prozent niedriger bewertet. Das ‚Quantitative Easing‘ sei mittlerweile beendet und noch in diesem Jahr könnte die drohende Anhebung der US-Zinsen, der ersten seit 2006, das monetäre Gleichgewicht wieder ins Wanken bringen. Das Angebot an US-Dollar hat abgenommen, und der Greenback hat sich verteuert. Innerhalb von zwei Jahren haben der brasilianische Real, die indonesische Rupiah und die türkische Lira etwa ein Drittel an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren. Andere Währungen wie der venezolanische Bolivar oder der Rubel sind sogar noch stärker eingebrochen.

Heute ist die Situation stabiler, da die meisten gefährdeten Länder ihre Währungsreserven verdoppelt, ein solideres Finanzsystem geschaffen und entsprechende Vorkehrungen getroffen haben.

„Allerdings könnten sich Anleger von bestimmten Ländern abwenden, die aufgrund geringer Verschuldung, interessanter Unternehmen oder Infrastrukturprojekten, noch vor kurzem beliebte Anlageziele waren. Mexiko, Brasilien, Indonesien oder Südafrika sind beispielsweise stark von ausländischem Kapital und insbesondere vom US-Dollar abhängig. Weitere Länder sind Argentinien, Ecuador, Venezuela, Türkei, Ukraine und Russland. Die Konjunkturindikatoren dieser Staaten deuten nach unten und sie verfügen möglicherweise nicht über die nötigen Mittel, um eine Kapitalflucht und die Abwertung ihrer Währung zu verhindern. Das Ausmaß der Auswirkungen des Fed-Bebens auf die Unternehmen bezüglich Credit Crunch oder Zahlungsausfällen dürfte von den seismologischen Fähigkeiten der jeweiligen Finanzchefs abhängen“, sagte Subran abschließend zur Marktsituation.

finanzwelt-Service: Die Marktstudie in englischsprachiger Version finden finanzwelt-Leser und Nutzer hier im Internet.

Dietmar Braun