EZB, der DAX und die Staatsanleihen

21.01.2015

Es gilt als ziemlich sicher, dass sich der EZB-Rat um Präsident Mario Draghi heute zu einem Kaufprogramm für Staatsanleihen durchringt. Die Marktzinsen für Staatsanleihen werden weiter sinken. Für Sparer eine schlechte Nachricht. Die Lockerung der Geldpolitik hat aber auch Gewinner. Aktionäre freuen sich und die Kurse großer DAX und MDAX-Unternehmen gehen dank der Euroschwäche in die Höhe.

(fw/ah) Die zehnjährigen Renditen deutscher Staatsanleihen sind mit 0,45 % bereits nahe Null und auf Rekordtiefs. Musste der deutsche Staat im Jahr 2007 für seine Bundesanleihen noch einen durchschnittlichen Zins von 4,2 % zahlen, sind es nun 2,3 %. Gestern begab der Bund erstmals eine fünfjährige Anleihe mit einem Zinskupon von 0 % (!).

Die Erwartungen bezüglich des Kaufvolumens der EZB sind enorm gestiegen. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sagte Anshu Jain, Ko-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, dass der Markt ein Volumen von 750 Milliarden Euro erwarte. Die Käufe sollten unter Berufung auf Quellen von Bloomberg im März beginnen und bis Ende 2016 gehen. Und was nutzen die Anleihenkäufe?

Uwe Eilers, Vorstand Geneon Vermögensmanagement GmbH, sagte hierzu kürzlich in einem "finanzwelt"-Interview: „Das Geld war und ist schon im Überfluss vorhanden, es steckt nur im Bankensektor fest und landet nicht in der realen Wirtschaft. Ein Quantitative Easing wie in den USA wird daran nichts ändern und der nachhaltige Nutzen von Staatsanleihenkäufen muss bezweifelt werden. Kaum jemand nimmt noch Kredite auf, obwohl die Zinsen nahe Null liegen. Dies ist das Hauptproblem."

Azad Zangana, Senior European Economist & Strategist von Schroders, äußerte sich im Vorfeld wie folgt: „Wir erwarten, dass die EZB am Donnerstag zusätzlich zu den bisherigen Käufen von forderungsbesicherten Wertpapieren und gedeckte Schuldverschreibungen den Kauf von Staatsanleihen beschließen wird. Durch ‚Quantitative Easing' werden die Renditen einzelner Staatsanleihen gesenkt, was auch die Renditen für Unternehmensanleihen und Bankzinssätze senken kann. Einen noch größeren Einfluss aber hat die Abwertung des Euros, die sich, wie wir denken, noch weiter fortsetzen kann.

Das Risiko einer Deflation ist sicherlich hoch, aber wir erwarten, dass die Euro-Zone insgesamt eine langfristige Deflation knapp vermeiden wird. Einige Länder wie zum Beispiel Griechenland und Zypern befinden sich wahrscheinlich bereits inmitten einer Deflation, aber die Gesamtheit der Euro-Zone hat diese Deflation bis jetzt vermieden."

Und was macht die Börse? Der DAX frohlockt. Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwochnachmittag erstmals in seiner Geschichte die Marke von 10.300 Punkten überwunden und am Ende mit 10.299 Zählern geschlossen. Es wird erwartet, dass sich das der DAX vor dem EZB-Entschluss zurückhält und es zu eventuellen Gewinnmitnahmen kommen könnte. Schwankungen werden zunehmen, ändern aber nichts Grundsätzliches an der positiven Grundstimmung auf den Kapitalmärkten. Insofern ist mittelfristig mit weiteren Kursanstiegen im DAX und MDAX zu rechnen. Der schwache Euro macht es möglich – daneben stimmen auch die Fundamentaldaten.