Euroraum und Schwellenländern Chancen bieten
02.05.2016
Nadège Dufossé
Candriam Investors Group, der europäische Assetmanager der New York Life Investment Management, veröffentlicht mehrere Investmentideen, die Anlegern bei zunehmender Korrelation und niedrigen Zinsen solide Erträge einbringen sollen. Die erste Strategie setzt auf einen möglichen Anstieg der Inflation.
(fw/rm) Die derzeitigen Inflationserwartungen berücksichtigen weder eine Erholung der wirtschaftlichen Lage noch die eher expansive Haltung der Zentralbanken. Zudem identifiziert Candriam unterbewertete Assetklassen im Euroraum, die jetzt gute Chancen bieten. Auch Schwellenländer dürften sich nach Ansicht des Assetmanagers dank des schwächeren Dollars bei zugleich stabileren Rohstoffpreisen weiter erholen.
Anstieg der Inflation
Candriam schätzt die Inflationsaussichten positiver ein als viele andere Marktteilnehmer: „Die Kerninflation hat sich im Euroraum stabilisiert, in den USA ist sie sogar gestiegen. Betrachtet man die Erholung im verarbeitenden Gewerbe, die angespannte Lage am Arbeitsmarkt und die schwachen Ölpreise, scheinen wir am Anfang einer neuen Phase steigender Inflationserwartungen zu stehen. Inflationsgeschützte Wertpapiere sind jetzt eine interessante Anlagemöglichkeit, ebenso bestimmte Währungen, wie die norwegische Krone oder der kanadische Dollar“, sagt Nicolas Forest, Global Head of Fixed Income von Candriam
Chancen in Europa
Die Wirtschaft des Euroraums profitiert derzeit von niedrigen Ölpreisen, einem schwachen Euro und der expansiveren Fiskalpolitik der letzten Jahre. Die wichtigsten Indikatoren, unter anderem der Markit-Einkaufsmanagerindex, haben sich in den letzten Monaten stabilisiert und verbleiben eindeutig auf Wachstumskurs. Trotz der besseren Fundamentaldaten bremsen weiterhin zahlreiche politische Risiken in der Region die Entwicklung europäischer Aktien und Unternehmensanleihen. Die Möglichkeit eines Brexit ist ein erhebliches Risiko, die von den britischen Aktienmärkten noch eingepreist werden muss. Das Pfund signalisiert laut aktuellem Wechselkurs eine Brexit-Wahrscheinlichkeit von rund 25 Prozent. „Europäische Aktien waren lange schwächer als die US-Märkte. Die Bewertungen dürften einen Einstieg attraktiv machen, wenn die politischen Risiken erst einmal ausgeräumt sind. Nach dem Brexit-Referendum am 23. Juni 2016 können sich Anleger wieder auf die Fundamentaldaten konzentrieren und die anhaltende Erholung der europäischen Wirtschaft in ihre Entscheidungen einbeziehen,“ sagt Nadège Dufossé, Head of Asset Allocation bei Candriam. An den Rentenmärkten bieten Finanzwerte und europäische Hochzinsanleihen attraktive Risiko-Rendite-Profile. Trotz der höheren Risikobereitschaft von Investoren konnten Finanzwerte nicht mit Papieren aus anderen Sektoren Schritt halten, Ängste vor systemischen Risiken sind jedoch unbegründet. Kapitalausstattung, Qualität der Vermögenswerte und Liquidität haben sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Anleger müssen bei der Bewertung der Geschäftsmodelle jedoch selektiv vorgehen. Zwar hat der Finanzsektor recht ordentliche Ergebnisse vorgelegt, allerdings werden niedrige Zinsen und Ölpreise bei zugleich hoher Volatilität die Rentabilität beeinträchtigen. In Anbetracht der attraktiven Prämien gilt es, bei Chancen am Primärmarkt zugreifen.
Erholung der Schwellenländer
Nach turbulenten Jahren klaren auch die Aussichten für Schwellenländer wieder auf. „Die Abwertung des US-Dollars hat etwas Druck aus dem System genommen und die Rohstoffpreise stabilisiert; sowohl Konjunkturerwartungen als auch Gewinnrevisionen zeigen in die richtige Richtung”, so Dufossé. Aktien aus den Emerging Markets sind aufgrund ihrer immer noch historisch niedrigen Bewertungen interessant. Insgesamt sind die Mittelzuflüsse so niedrig wie zuletzt vor sechs Jahren und viele Allokationsstrategien untergewichten die Region, obwohl eine Wende zum Besseren wahrscheinlich ist. „Auch Emerging-Market-Anleihen sind attraktiv und dürften ihre überdurchschnittliche Entwicklung weiter fortsetzen,“ sagt Nicolas Forest. „Wir sehen außerdem eine Trendwende bei Kapitalabflüssen aus diesen Märkten. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld liegen die Renditen sowohl von Fremd- als auch von Lokalwährungsanleihen deutlich über 5 Prozent.“ Bei den derzeitigen Wechselkursen seien viele Emerging-Market-Währungen so günstig wie nie. Die Kurskorrektur habe bereits im Mai 2013 begonnen, als die Fed zum ersten Mal ihr Programm zur schrittweisen Drosselung der Anleihekäufe bekannt gab, so die Experten von Candriam: „Für besonders aussichtsreich halten wir bestimmte High-Beta-Währungen, darunter rohstoffabhängige Devisen wie den Russischen Rubel oder den Mexikanischen und Kolumbianischen Peso. Zumal wir davon ausgehen, dass sich die Ölpreise ungefähr auf ihrem jetzigen Niveau stabilisieren.” www.red-robin.de