Europäische Nebenwerte - klein und fein
08.01.2015
Thomas, Angermann, Portfoliomanager, UBS
Aktien von Firmen kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung, den so genannten Small Caps, haben sich im letzten Jahr schlechter entwickelt als Standardwerte, auch Blue Chips genannt. Doch gerade daraus ergeben sich nun Chancen. Denn Small Caps sind derzeit günstiger bewertet als Blue Chips.
Setzt man den Firmenwert in Relation zu den für dieses Jahr erwarteten Gewinnen vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen, weisen Small Caps einen Multiplikator von 6,5 auf. Bei den höher kapitalisierten Blue Chips beträgt die Kennziffer im Schnitt 7,5. Diese Kennzahl gibt den Unternehmenswert als operative Ertragskraft an. Je niedriger der Wert, desto besser. Da bei den Nebenwerten im kommenden Jahr zugleich ein schnelleres Wachstum zu erwarten ist, sind sie aktuell attraktiver. Und das gilt auch für das Kurs-Gewinn-Verhältnis.
Dieses dynamische Wachstum der Small Caps ist durch ihre Flexibilität begründet: Wenn es darum geht, wachstumsstarke Zukunftsmärkte zu besetzen, gelten kleinere Firmen als Schnellboote. Sie sind wendiger und schneller als mächtige, aber oft träge Tanker, mit denen häufig große Konzerne verglichen werden. Das daraus resultierende rasantere Wachstum bei den kleinen Unternehmen spiegelt sich dann auch stärker im Ergebnis wider.
Das macht Small Caps für große Konzerne zudem zu attraktiven Übernahmekandidaten. Die Chancen dafür ergeben sich aus dem gegenwärtigen niedrigen organischen Wachstum der Large Caps. Dazu kommt, dass viele Konzerne über starke Unternehmensbilanzen mit hohen Cash-Quoten verfügen. Dies alles dürfte dafür sorgen, dass die Übernahmeaktivität am Markt anhält und die Anzahl der ‚Dealsʼ auch 2015 nicht schrumpfen wird. Im Fokus der Käufer sind dabei wohl kleine und mittelgroße Firmen mit einem interessanten Produktportfolio.
Wachstum von über 3 Prozent
Zwar besteht in der konjunkturellen Entwicklung ein Risiko für ein Nebenwerte-Comeback. Jedoch ist eher eine Fortsetzung der langsamen Erholung der Weltwirtschaft mit über drei Prozent Wachstum für 2015 zu erwarten. Während von den Schwellenländern jedoch eher begrenzte Impulse ausgehen dürften, wird der Hauptbeitrag dabei von den entwickelten Volkswirtschaften und hier insbesondere von den USA kommen. In Europa liegt zugleich wohl das größte Aufholpotenzial. Es ist aber unsicher, ob dieses tatsächlich genutzt wird.
Eine mögliche Zinswende in den USA stellt nach derzeitiger Lage kein Risiko für Small Caps dar. Denn die Mehrheit der an einer Börse gelisteten Nebenwerte ist heute finanziell viel robuster aufgestellt als in den neunziger Jahren. Zudem haben diese Firmen direkten Zugriff auf die Kreditmärkte. Aus diesem Grund würden Small-Cap-Investments auch bei einer Zinswende keine relativen Nachteile gegenüber Large Caps bringen. Dennoch gilt es gerade bei Small Caps sehr genau hinzusehen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Titeln sind groß. Anleger müssen hier sowohl die Unternehmensbilanzen als auch die Qualität des Managements oder des Geschäftsmodells genau analysieren. Gerade in diesem Anlagesegment kann es deshalb sinnvoll sein, auf einen aktiv gemanagten Fonds zu setzen.
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(Autor:_ Thomas Angermann, Fondsmanager des UBS (Lux) Equity SICAV - Small Caps Europe)