ETF vs. aktiver Manager: Die Mischung macht’s!

17.07.2018

Thomas Hünicke geschäftsführender Gesellschafter WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH / Foto: © WBS Hünicke Vermögensverwaltung

Die Attraktivität von ETFs steigt, sie sind einfach strukturiert und kostengünstig. Aber sie ersetzen nicht grundsätzlich den aktiven Manager.

Die Zahlen sind erstaunlich. Mittlerweile stecken weltweit mehr als drei Billionen US-Dollar in börsengehandelten Indexfonds (ETFs), in den vergangenen fünf Jahren hat sich das mittels dieser passiven Instrumente verwaltete Vermögen verdoppelt – Tendenz steigend.

Das ist auf den ersten Blick auch nicht verwunderlich. Denn neben der günstigen Kostenstruktur (viele Produkte sind für 0,5 oder weniger Prozent jährlich erhältlich) lautet ein Kernargument, dass ein ETF auf einen Index über die Jahre hinweg jeden aktiven Fonds schlägt. Oder andersherum: Da kein aktiver Manager auf Dauer den Markt schlägt, sind ETFs die bessere Wahl für langfristig orientierte Anleger mit besonderem Kostenbewusstsein.

Eine Studie von Morningstar kommt aber zu einem anderen Ergebnis. 45 Prozent der deutschen Aktienfonds haben über einen Zeitraum von drei Jahren besser abgeschnitten als ETF-Produkte der gleichen Assetklasse. Die höchste Outperformance-Quote lieferten in den vergangenen drei Jahren laut der Studie die Kategorien „Aktien Schweiz“ mit 54 Prozent, gefolgt von „EUR Unternehmensanleihen“ mit 53 Prozent, „Aktien Asien ex Japan“ mit 49 Prozent und „Aktien Eurozone“, wo 46 Prozent der aktiven Fonds besser abgeschnitten hätten als die vergleichbaren ETFs.

Ein anderer Punkt, der die Produkte attraktiv macht: ETFs gelten sie als wesentlich simpler strukturiert, da die Zusammensetzung durch die Bindung an einen Index immer klar ist. So weiß der Anleger jederzeit genau, mit welchem Anteil welcher Wert allokiert ist. Dies ist gerade nicht von der Meinung eines Managers abhängig, sondern von der Kapitalisierung der einzelnen Werte im entsprechenden Index. Diese Gewissheit gilt aber nur unter der Voraussetzung, dass der ETF wirklich auch voll-replizierend ist und nicht als synthetisches Produkt die Rendite eines Index‘ mittels Swap-Geschäften nachvollziehen. Diese ETFs bergen ein erhöhtes Emittentenrisiko und widersprechen damit in einem gewissen Sinne dem Ursprungsgedanken des ETF, einen Index vollständig mit Wertpapieren nachzubilden.

Aus der gewollt strikten Nachbildung eines Index‘ ergibt sich eine weitere Unsicherheit. Sehr stark kapitalisierte Werte, zum Beispiel Facebook, machen einen überdurchschnittlichen Anteil an einem klassischen USA-ETF aus. In der Folge wirkt sich die Korrektur eines solchen Wertes in der Regel heftig auf einen ETF aus. Hingegen wird ein aktiver Manager bestmöglich Vermögen schützen, indem die entsprechenden Anteile veräußert werden. Der Wert des aktiven Managements zeigt sich daher vor allem bei Abschwüngen.

Zudem kann der Anleger im Rahmen seiner eigenen Richtlinien bei der Auswahl aktiver Manager viel genauer vorgehen als beim Einsatz eines ETF. Beim ETF sind immer alle Werte eines Index‘ inkludiert – aber was ist, wenn aus moralischen und/oder strategischen Gründen keine Finanzwerte eingesetzt werden sollen? Dann kommt der Manager zum Zug, der beispielsweise ausschließlich in US-Industrie und -Technologiewerte investiert.

Sehr viel Sinn können ETFs indes ergeben, um in Märkten beziehungsweise Branchen, die nur spärlich oder auch gar nicht von aktiven Managern abgedeckt werden, zu investieren. Dies gilt beispielsweise in Emerging Markets wie Vietnam.

Daher gilt beim Einsatz von ETFs: Sie sind kein Allheilmittel und genereller Ersatz für einen aktiv gemanagten Fonds, aber eignen sich durchaus als Portfolio-Beimischung in bestimmten Situationen.

Kolumne von Thomas Hünicke, geschäftsführender Gesellschafter der unabhängigen WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH aus Düsseldorf