"Es gibt noch deutliche Verbesserungspotenziale"
10.03.2021
Thomas Olaynig, Geschäftsführer und Head of Placement & Specialties von Marsh Deutschland / Foto: © Marsh
Wie wird sich der Industrieversicherungsmarkt in Deutschland in Zukunft entwickeln? Antworten auf diese Frage gibt es im Marsh Versicherungsmarktreport 2021, der heute veröffentlicht wurde.
Ein Ergebnis des Marsh Versicherungsmarktreports ist, dass sich in der industriellen Sachversicherung die Kunden in Deutschland im vergangenen Jahr einer weiteren Marktverhärtung gegenübergestellt sahen. Die Versicherer haben neben der Forderung nach höheren Prämien weiterer Forderungen in die Renewal-Verhandlungen eingebracht, die das Verständnis der Kunden und Makler auf eine harte Probe stellen. Aufgrund der zu geringen Personaldecke und häufig nicht umsetzbarer Konzernvorgaben waren und sind viele Versicherer überfordert, weshalb es nur mit größten Anstrengungen möglich war, den erforderlichen Versicherungsschutz auf für 2021 einzukaufen.
Die zum Teil erhebliche Verschärfung im industriellen Haftpflichtmarkt dürfte sich wohl auch in diesem Jahr fortsetzen. Erneut sind besonders die Kfz-Zulieferindustrie, die Agrochemie und die Pharmaindustrie von Großschäden betroffen. Zudem steigen in den USA die Kosten für Schäden und Anspruchsabwehr deutlich, weshalb die Versicherer diese Branchen nur noch sehr selektiv und mit deutlich reduzierten Kapazitäten zeichnen. Daneben sehen sich die Kunden teils erheblichen Mehrprämien, der Forderung nach deutlich höheren Eintragungen und Einschränkungen im Deckungsumfang ausgesetzt.
In der D&O-Versicherung ist eine zum Teil drastische Erhöhung der Prämien bei gleichzeitiger Kapazitätsreduzierung zu verzeichnen. Es gibt nur noch wenige Versicherer, die mehr als 15 Mio. Euro Versicherungssumme auf einzelnen D&O-Versicherungsprogramen zur Verfügung stellen. Viele Versicherer zeigen sich insbesondere im Falle von Neuplatzierungen sehr zurückhaltend. Schlechte Schaden-Kosten-Quoten haben zu strikteren Underwriting-Guidlines geführt und damit die am Markt verfügbare Gesamtkapazität weiter gemindert. Die Folge ist ein kleinerer Anbietermarkt, der dazu tendiert, nahezu flächendeckend höhere Prämien zu fordern. Als zusätzlicher „Brandbeschleuniger“ wirkt hierbei die Corona-Krise. Insbesondere Unternehmen, die in einer angespannten finanziellen Situation oder schadensbelastet sind, müssen mit deutlichen Auswirkungen rechnen.
Durch ein hartes Renewal musste in den vergangenen Jahren die noch junge Sparte Cyber. Die dramatisch ansteigenden Schadenszahlen haben laut Marsh aufgezeigt, wie sich das Risikoumfeld der Unternehmen verändert. Zwar ist das Risikobewusstsein der Unternehmen gestiegen, jedoch ist das Risiko für einige Versicherer nicht oder nur schlecht einschätzbar. In der Folge mussten die Versicherer die Prämien noch stärker als im Jahr zuvor anheben. So waren im Renewal Prämiensteigerungen von 30 bis 40 % die Regel, vereinzelt waren sogar Anstiege von 500 % zu verzeichnen. Parallel wurden die Kapazitäten gesenkt. Vor allem für große Programme, bei denen jede Million benötigt wird, stellte dies eine Herausforderung dar.
Welches für die Versicherer das größte Risiko darstellt, lesen Sie auf Seite 2