Erwartungshaltung versus Vertrauen

17.03.2020

Thomas Stein (li.) und Carsten Böhme (re.), Managing Partner bei Instinctif Partners / Foto: © Instinctif Partners

Die Kommunikationsberatung Instinctif Partners hat zusammen mit ihrer Marktforschungstochter Truth rund 2.130 Deutsche repräsentativ zu Nachhaltigkeitsthemen befragt. Das Nachhaltigkeits-Barometer zeigt, dass die Bedeutung des Themas Umweltschutz hierzulande groß ist.

So zeigen sich 70 % der Deutschen um den Klimawandel besorgt oder sehr besorgt. 53 % meinen zudem, dass die Auswirkungen des Klimawandels bereits jetzt sichtbar sind. Nach den entscheidenden Akteuren im Kampf gegen den Klimawandel befragt, sehen die Deutschen vor allem Regierungen anderer Länder und Unternehmen in der Pflicht. An dritter Stelle sich selbst und an vierter Stelle die Bundesregierung. Gleichzeitig vertraut fast die Hälfte der Deutschen (48 %) den Unternehmen eher oder überhaupt nicht hinsichtlich ihrer Aussagen über die eigenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels.

„Die Erwartungshaltung der Menschen an die Unternehmen ist groß, das Vertrauen in sie sowie ihre Reputation gleichzeitig gering. Darum müssen die Unternehmen ihre Bemühungen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz verstärken und hierzu überzeugender kommunizieren“, sagt Thomas Stein, Managing Partner bei Instinctif Partners.

Neben Umwelt auch soziale Themen mit großer Relevanz Mehr als die Hälfte der Deutschen (54 %) stimmt der Aussage voll und ganz zu, dass der Klimawandel ein entscheidendes Problem unserer Zeit ist. 76 % der Deutschen stimmen auch mit der Aussage überein, dass „der Klimawandel wichtig ist, es aber viele weitere Probleme gibt“. So sind 81 % mit Blick auf das Plastik in den Weltmeeren, 73 % mit Blick auf die Abholzung von Wäldern und 72 % mit Blick auf die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich besorgt oder sehr besorgt.

„Die Deutschen messen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Klimawandel hohe Bedeutung bei. Dabei ist die ‚Friday for Future‘-Bewegung längst kein reines Jugendthema mehr. Die Besorgnis über zu wenig Nachhaltigkeit eint alle Altersgruppen“, sagt Carsten Böhme, Managing Partner bei Instinctif Partners.

Der Wille ist da, doch mehr Nachhaltigkeit im Alltag bleibt schwierig. Die Mehrheit der Deutschen (55 %) gibt an, grundsätzlich mehr nachhaltige Entscheidungen treffen zu wollen, weiß aber nicht immer wie. 61 % stimmen der Aussage zu, dass es viele widersprüchliche Informationen zum Thema Nachhaltigkeit gibt. 41 % der Deutschen sehen darin ein zentrales Hemmnis für ihre eigenen nachhaltigen Entscheidungen, 43 % sehen zusätzliche Kosten beim Kauf nachhaltiger Produkte als hinderlich an. 38 % stimmen der Aussage zu, dass die Bekundungen der Unternehmen zur Ethik ihres Verhaltens oder der Produkte kaum glaubwürdig sind.

„Vor allem widersprüchliche Informationen, höhere Kosten sowie Unkenntnis und mangelnde Glaubwürdigkeit der Aussagen scheinen den Deutschen nachhaltigere Entscheidungen schwer zu machen. Staatliche Siegel, wie das Bio-Siegel bei Nahrungsmitteln, könnten zumindest das Informationsproblem lösen“, sagt Thomas Stein.

Am schwierigsten erscheint den Verbrauchern die Meinungsbildung beim Thema nachhaltige Geldanlage. Jeder vierte Deutsche empfindet es als schwierig oder sehr schwierig, eine nachhaltige Anlageentscheidung zu treffen. (ah)