Erster Artikel 9 plus-Fonds
06.03.2023
Foto: © malp - stock.adobe.com
Publikums-AIF von hep erfüllt strengste Nachhaltigkeits-Kriterien
Die hohen Kosten für Gas, Öl und Strom haben das Jahr 2022 geprägt. Sie sind in hohem Maße verantwortlich für die massiven Preissteigerungen, die wir an der Tankstelle und in der Abrechnung vom Energieversorger genauso spüren wie im Supermarkt. Aus dieser unerfreulichen Entwicklung können sich Chancen für Kapitalanleger in Sachwerten ergeben. hep Global hat den Vertrieb des geschlossenen AIF „Solar Impact Fund 1“ mit Investitionen in den Bau und den Betrieb von Solaranlagen und somit in die Produktion von grünem Strom gestartet. Bislang ein einzigartiges Produkt.
Konzept: Das Besondere dabei: Bei dem Fonds handelt es sich um den ersten geschlossenen Publikums-AIF, der die Voraussetzungen nach Artikel 9 plus der EU Offenlegungs-verordnung erfüllt. Was bedeutet das? Die Europäische Union hat sich das Ziel gesetzt, Investitionen in nachhaltige Kapitalanlagen zu fördern. Die internationale Abkürzung dazu lautet ESG, was für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (vorbildliche Unternehmensführung) steht. Mit der Offenlegungsverordnung (OV) und der Taxonomieverordnung (TV) will die EU die Finanzprodukte untereinander vergleichbar machen.
Artikel 9 plus: Die höchste Nachhaltigkeitskategorie erreichen Kapitalanlagen nach Artikel 9 der OV. Sie müssen nachhaltige Anlageziele verfolgen, die Zielerreichung transparent offenlegen, den sozialen Mindestschutz einhalten und dürfen zudem keinen anderen Umweltzielen wesentlich schaden. Die TV gibt zudem vor, dass die Finanzprodukte ausschließlich nachhaltig ökologisch investieren dürfen und definierte Umweltziele erreichen müssen. So wird Artikel 9 zu Artikel 9 plus.
Markt: Wir können der Ansicht sein, dass Asphalt-Kleber und Hausbesetzer in Lützerath über das Ziel hinausschießen. Das ändert nichts daran, dass der Klimawandel sogar vor unserer eigenen Haustür nicht mehr zu leugnen ist. Es wird trockener und heißer in Deutschland. Das ist wissenschaftlich belegt. Gleichzeitig steigen Nachfrage und Verbrauch von Strom kontinuierlich – und ein Ende ist vor dem Hintergrund der Digitalisierung und der politisch gewollten Förderung von Elektroautos nicht abzusehen. Im Gegenteil.
Solaranlagen: Die Technik ist nicht neu. Die älteste Photovoltaikanlage Deutschlands befindet sich auf dem Dach der Universität Oldenburg und produziert nach 46 Jahren immer noch sauberen Strom. Natürlich hat sich hier die Technologie weiterentwickelt. So erzeugt ein Solarpark neuester Generation in der Größe eines Fußballplatzes jährlich 665 Megawattstunden Strom. Das reicht für den Verbrauch von 185 Drei-Personen-Haushalten in Deutschland. Experten haben errechnet, dass der Solarstrom im Vergleich zu fossilen Energieträgern in diesem Fall 567 Tonnen CO2 einspart.
Strategie: Der Fonds will mit dem Kapital seiner Zeichner die Entwicklung von Solaranlagen finanzieren. hep nennt in seinen Verkaufsunterlagen vier Standorte, in denen das Unternehmen schon seit geraumer Zeit investiert ist. Der US-Markt punktet vor allem mit seiner großen Verfügbarkeit an Flächen und hohen Einstrahlungswerten. Die Politik setzt außerdem positive Impulse für den Ausbau von Solarenergie. Kanada definiert Solarenergie als eine der wesentlichen Ressourcen für den ländereigenen Energiemix. Die Regierung hat sich im Jahr 2021 verpflichtet, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Deutschland bleibt im EU-weiten Vergleich an der Spitze der Solarenergie und stellt durch neue Gesetze die Weichen zu einem weiteren Ausbau. In Japan werden die Ausbauziele durch nationale und internationale Abkommen untermauert. Auch wegen der Katastrophe von Fukushima wurde Photovoltaik im Jahr 2018 zur kommenden Hauptenergiequelle der Stromversorgung erklärt.
Kalkulation: Der AIF wird für seine Zeichner zum erfolgreichen Investment, sollte es dem Anbieter gelingen, geeignete Photovoltaikprojekte zu finden, während der Laufzeit ausreichend Strom zu produzieren und die Anlagen später mit Gewinn zu veräußern. Die Investoren erhalten Zahlungen aus dem Fonds, sobald er ausreichend Liquidität erwirtschaftet hat. Im Basis-Szenario sind jährliche Ausschüttungen in Höhe von 3 % ab 2024 und 120 % Verkaufserlös im Jahr 2028 vorgesehen.
Weitere Zahlen: hep will über Tickets ab 5.000 Euro plus 5 % Agio bis zu 80 Mio. Euro Eigenkapital bei den Zeichnern einsammeln. Bei einer prognostizierten Laufzeit von sechs Jahren kommen die Anleger im Basis-Szenario aus dem Verkauf der New-Energy-Anlagen auf eine Rendite von 5 % p. a. und auf eine Gesamtrückzahlung von 133 % – nach Abzug des Einsatzes ein Plus von 28 % also. Der AIF könnte Fremdkapital aufnehmen, plant das aber nicht. Die Zielfonds dagegen dürften in der Regel Fremdkapital nutzen, um ihre Investments zu hebeln und somit im Idealfall die Erträge zu optimieren – was natürlich auch zu einem höheren Risiko führen würde.
Kosten: Die Initialkosten unter anderem für Vertrieb und Konzeption summieren sich auf knapp 13 % des Eigenkapitals inklusiv Agio. Für die Verwaltung fällt jährlich knapp 1 % des eingesetzten Kapitals an.
Steuern: Der AIF ist gewerblich geprägt. Anleger profitieren vom Teileinkünfteverfahren, weil der Fonds seine Gewinne im Ausland zu günstigeren Sätzen versteuert. Am besten den Steuerberater fragen.
Anbieter: Seit 2008 am Markt, beschäftigt hep weltweit rund 200 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat Solaranlagen mit 1.300 MWp in den USA, Kanada, England, Deutschland und Japan entwickelt und hält 28 Parks im eigenen Betrieb. Sechs aufgelöste Fonds kommen auf Renditen zwischen 10 und 13 % nach IRR.
Meiner Meinung nach…
Erster von der BaFin gestatteter Artikel 9 plus-Fonds. Der AIF von hep investiert in die Entwicklung von Solaranlagen in Europa, Nordamerika und Japan. Die Finanzierung in Projektentwicklungen drängt sich auf, weil die Preise für Bestandsanlagen immer noch so hoch sind, dass eine ordentliche Rendite kaum realistisch erscheint. Außerdem würden Investitionen in bereits bestehende Anlagen im Widerspruch stehen zum Artikel 9 plus. Voraussetzung für dieses begehrte Siegel ist nämlich der Nachweis, dass der Fonds zu mindestens 75 % etwas Neues zur Produktion sauberer Energien errichtet.
Markus Gotzi Chefredakteur „Der Fondsbrief“