„Ergebnisse nur möglich, wenn Versicherte schlecht behandelt werden“

30.01.2020

Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten / Foto: © BdV

Axel Kleinlein hat wieder zugeschlagen: Der Verbraucherschützer und Versicherungskritiker wirft den Lebensversicherern vor, sich auf Kosten ihrer Kunden zu bereichern und bezeichnet deren Geschäftsmodell als "legalen Betrug".

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) blickte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) „ausgesprochen zufriedenstellend“ auf das vergangene Jahr. Eine ganz andere Sicht der Dinge hat der Bund der Versicherten (BdV). „Überschussbeteiligungen auf historischen Tiefstständen, Verkauf von Millionen von Altersvorsorgeverträgen und Sicherheitsbedenken bei einem Viertel der Unternehmen sind beängstigend“, erklärt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV. „Gute Unternehmensergebnisse auf Kosten der Versicherten zu bejubeln, das ist zynisch.“ Der BdV teilt zwar die Einschätzung dass die Wirtschaftslage für Lebensversicherer schwierig ist. „Wir bestätigen die Einschätzung des GDV und der Allianz, dass sich die Rahmenbedingungen fundamental geändert haben, das Umfeld herausfordernd ist und auch ein deutlicher Anstieg der Belastungen aus höheren Reserven zu erwarten ist“, so Kleinlein. Jedoch geht seiner Meinung nach die Finanzierung dieser Reserven stets zu Lasten der Versicherten, während die Unternehmen selbst nur einen kleinen Teil tragen. „Bei Aktiengesellschaften sehen wir historisch hohe Dividenden, während die Kunden mit mickrigen Überschüssen abgespeist werden“, kritisiert Kleinlein. „Die von den Lobbyisten bejubelten Ergebnisse sind im aktuell betriebenen Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherung nur möglich, wenn die Versicherten schlecht behandelt werden.“

Heftige Kritik übte der BdV-Vorstand auch an der Einschätzung von Andreas Wimmer. So erklärte der Vorstandsvorsitzende der Allianz Lebensversicherung, dass die im Vergleich zu den Überschussen hohe Nettoverzinsung ausdrücklich mit einer „Paradoxie“ des Geschäftsmodells der Lebensversicherungen zusammenhänge. So seien gerade wenn die Reserven gestärkt werden auch gleichzeitig hohe Verzinsungen zu Gunsten der Unternehmensergebnisse möglich. Dieser Erklärung widerspricht Kleinlein vehement – und schreckt dabei auch vor Polemik nicht zurück: „Das was Herr Wimmer unverständlich als Paradoxie und als Teil des Lebensversicherungsgeschäfts erklärt, ist Teil dessen, was wir als legalen Betrug bezeichnen. Das Geschäftsmodell der Lebensversicherung basiert darauf, die Kundinnen und Kunden für die von den Unternehmen freiwillig und sehenden Auges gewählten Risiken in die Pflicht zu nehmen, mit Gewinnen dann aber das Unternehmensergebnis zu steigern.“

Für Kleinlein war die Pressekonferenz des GDV von Zynismus geprägt. „2019 hat neue Tiefststände in der Überschussbeteiligung gezeigt, millionenfach wurde die Altersvorsorge von Versicherten zum Spielball ausländischer Investoren und ein Viertel der Unternehmen ist angezählt. Wer sich dann noch selbst in dieser Art auf die Schultern klopft, verhöhnt die Versicherten, die Milliarden an Euros in den legalen Betrug der Lebensversicherung gesteckt haben.“ (ahu)