Entspannung bei US-Inflation
13.07.2023
Die US-Inflation ist im Juni wie erwartet deutlich gesunken und der Preisauftrieb hat auch in der Breite nachgelassen. Bis auf Weiteres dürfte die FED zwar noch hawkische Signale senden und könnte die Leitzinsen im Juli nochmals anheben. Dies aber vor allem deshalb, da der Markt die vergangenen Zinsanhebungen nicht mehr an Haushalte und Unternehmen weitergegeben hat und die Notenbank ein vorzeitiges Lösen der Inflationsbremse vermeiden möchte. Darüber hinaus stützen die Juni-Inflationsdaten das Soft Landing-Szenario für die US-Wirtschaft. Aus Investorensicht ist vor allem die Aussicht auf ein Abflachen der Inflations- und Zinswelle positiv und verbessert den Ausblick für Geschäftsmodelle in säkularen Wachstumstrends, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb&Wallwitz:
Die US-Inflationsrate ist im Juni, wie erwartet, auf 3,0 % zurückgegangen (Mai: 4,0 %). Zum Vormonat sind die Verbraucherpreise lediglich um 0,2 % gestiegen. Während die Energiepreise wieder etwas stärker zugelegt haben, haben die Nahrungsmittelpreise in etwa stagniert. Auch ohne diese volatilen Komponenten sind die Verbraucherpreise im Juni nur um 0,2 % zum Vormonat gestiegen. Die Kerninflation lag damit bei 4,8 % (Mai: 5,3 %). Rückläufig waren die Preise vor allem bei dauerhaften Gütern, besonders deutlich bei Gebrauchtwagen. Aber auch die Wohnkosten sind weniger stark gestiegen. Vor allem aber haben die von FED-Chef Powell in den Fokus gerückten Preise in der Kategorie „Dienstleistungen ohne Wohnkosten“ (Super-Kerninflation) – die besonders stark von der Lohndynamik getrieben werden – nur noch stagniert.
Aussichten für Anleger
Die Juni-Daten zur Verbraucherpreisinflation
bestätigen die umfragebasierten Frühindikatoren und die Preissignale auf den
Vorstufen der Produktion und geben Investoren und FED mehr Sicherheit, dass der
Preisdruck in geordneten Bahnen weiter nachlässt. Damit steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass die FED mit der Zinsanhebung im Juli den Zinsgipfel
erreicht und im Anschluss versuchen wird, den geldpolitischen Straffungsgrad
über den Bilanzabbau (QT) aufrecht zu erhalten. Dadurch erhöht sich die
Wahrscheinlichkeit eines Soft Landings der US-Wirtschaft. Für die kommenden
Monate bleibt zentral, dass die Arbeitsmarktdaten weiterhin eine Abflachung der
Lohndynamik signalisieren und keine neuerlichen Preisschocks überraschen. Nach
wie vor halten wir die Spekulationen über rasche Zinssenkungen für überzogen.
Gegen Zinssenkungen spricht nicht zuletzt, dass sich die
Finanzierungskonditionen für die Privatwirtschaft in den USA – trotz der
Zinsanhebungen – seit Jahresanfang bereits wieder verbessert haben und die
Notenbank ein vorzeitiges Lösen der Inflationsbremse vermeiden möchte. Aus
Investorensicht ist die Aussicht auf ein Abflachen der Zinswelle dennoch
positiv und verbessert den Ausblick für Geschäftsmodelle in säkularen
Wachstumstrends. In stark zyklischen Bereichen der Wirtschaft sollte allerdings
weiter mit Kollateralschäden der vergangenen Zinsschritte gerechnet werden. (ah)