Energiekrise: Deutschland braucht seinen eigenen Marshallplan

31.08.2022

Katharine Neiss- Foto: © PGIM Fixed Income

„Wenn jemand immer die gleiche Antwort gibt, egal wie die Frage lautet, ist das ein Grund, misstrauisch zu werden. Ein Beispiel dafür ist die deutsche Finanzpolitik.

Die Antwort nach der globalen Finanzkrise? Sparsamkeit. Die europäische Staatsschuldenkrise? Sparsamkeit. Russlands Einmarsch in der Ukraine? Wieder einmal scheint die Antwort des deutschen Finanzministers zu lauten: Sparen. Immer wieder die gleiche Antwort zu geben, zeugt nicht nur von mangelnder Kreativität. Sparsamkeit ist für Deutschland auch heute der falsche Weg.

Der Einmarsch Russlands war ein Schock für die Angebots- und Nachfrageseite in Deutschland. Das Finanzministerium und die Bundesbank des Landes scheinen diesen Schlag zu akzeptieren. Die von ihnen befürwortete straffere Finanz- und Geldpolitik würde die Nachfrage weiter dämpfen. Auf internationaler Ebene würde ihre Politik die Handelsungleichgewichte verschärfen und die transatlantische Einheit in dieser fragilen Zeit belasten.

Um den Schaden für das Angebot aktiv auszugleichen und die Auswirkungen der Inflation abzumildern, sollten deutschen Politiker stattdessen einen positiven Impuls erzeugen. Schon vor dem Einmarsch Russlands machte die Pandemie den deutschen Investitionsrückstand deutlich. Zusammen mit einer alternden Bevölkerung trug dieses Defizit zum schwachen Wachstum seit der globalen Finanzkrise bei. Dieser Trend spiegelte sich in der gesamten Europäischen Union wider.

Außerdem hatten die Spannungen zwischen dem Westen und China, einem wichtigen Exportmarkt für deutsche Produkte, die exportorientierte deutsche Wirtschaft gebremst. Chinas Streben nach Autarkie und die Fragmentierung der globalen Lieferketten werden das deutsche Geschäftsmodell weiter in Frage stellen.

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