Ein Schritt in die richtige Richtung
26.02.2019
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In Zeiten niedriger Zinsen erfreuen sich Pflegeimmobilien großer Beliebtheit bei Kapitalanlegern. Jedoch ist die Pflege in Deutschland längst selbst zum Pflegefall geworden und viele Pflegeheime kämpfen mit Personalsorgen. Kann die Pflegeoffensive der Bundesregierung dem Problem entgegenwirken?
172 Tage – so lange suchen Pflegeheime im Schnitt, bis sie nach dem Weggang einer Pflegekraft Ersatz gefunden haben. Die Leidtragenden sind sowohl Patienten, die dann weniger Betreuung erhalten, als auch die verbleibenden Pflegekräfte, die in dieser Zeit die Arbeit einer vollwertigen Kraft mit übernehmen müssen. Durch die hohe zusätzliche Belastung fallen weitere Pflegekräfte aufgrund von Krankheit aus (lt. AOK fallen täglich 6,3 % der Pflegekräfte krankheitsbedingt aus, über alle Branchen hinweg sind es 4,8 %; zudem dominieren in der Branche Langzeiterkrankungen), dadurch verschärft sich die Situation für Patienten und verbleibendes Personal noch mehr. Dieser Teufelskreis dürfte sich angesichts des demografischen Wandels weiter zuspitzen. So gehen Schätzungen davon aus, dass bis 2030 über 300.000 zusätzliche Pflegeplätze notwendig sind. Um die personelle Situation in den Pflegeheimen zu verbessern, hat die Bundesregierung eine „konzentrierte Aktion Pflege“ beschlossen. Dadurch soll der Pflegeberuf gestärkt und gegen den chronischen Personalmangel vorgegangen werden. Für Thomas F. Roth nimmt sich die Politik damit eines wichtigen Problems an. „Was nützt das schönste Pflegeheim, wenn das Personal fehlt? Daher wäre es sehr erfreulich, wenn der Berufsstand der Pflegefachkraft eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufwertung erfahren würde. Wenn Herrn Spahn das gelingt, ist das eine Bereicherung für alle“, so der Vertriebsvorstand der IMMAC Holding AG. Auch Christian Weller, Head of Sales & Marketing der Wert-Investition GmbH, ist der Meinung, dass der Pflegeberuf dringend einer Aufwertung bedarf. „Aus meiner Sicht ist der eingeschlagene Weg für die Verbesserungen der Rahmenbedingungen im Pflegebereich unabdinglich. Die Menschen, die in dieser Sparte arbeiten, bringen jeden Tag Hochleistungen im Job und sollten daher auch perfekte Rahmenbedingungen vorfinden.“ Bestätigung, dass eine Aufwertung des Pflegeberufes positive Auswirkungen hat, konnte er persönlich beobachten. „Unsere Erfahrungen mit mittelständischen Betreibern, die diesen Weg bereits im „Kleinen“ seit Jahren umsetzen (übertarifliche Bezahlungen, Firmenhandy etc.), sind durch die Bank sehr positiv, da motivierte Mitarbeiter ihren Job gerne und gut ausüben und dies sich sicherlich auch auf die pflegerische Leistung und die damit verbundene Kundenzufriedenheit auswirkt. Von daher gesehen finde ich den eingeschlagenen Weg sehr positiv.“
Verbesserungen im Bereich der Pflege sind aber nicht nur für das Pflegepersonal und die Patienten in Pflegeeinrichtungen von Bedeutung, sondern auch für zahlreiche Kapitalanleger. So hat sich das einstige Nischenprodukt Pflegeimmobilie längst als eigene Anlageklasse auf dem Immobilienmarkt etabliert. „Die Assetklasse der Pflegeimmobilien gilt nach wie vor als Investment mit vergleichsweise hoher Sicherheit und attraktiven Renditen“, nennt Thomas Arnold hierfür zwei wesentliche Gründe. Der Geschäftsführer der WI-IMMOService GmbH sieht die von der Politik angekündigte Stärkung des Pflegeberufes daher auch als Chance, den Markt für Pflegeimmobilien weiter auszubauen, letztendlich auch zum Nutzen der Patienten. „Um unseren Investoren ein Höchstmaß an Sicherheit zu bieten, überprüfen wir jeden Standort in Hinblick auf tatsächlichen Bedarf und langfristig wirtschaftlichen Betrieb. Letzteres ist stets nur möglich, wenn Betreibergesellschaften auf das nötige (Fach-)Personal an eben jenen Standorten zurückgreifen können. Die Stärkung der Pflegeberufe sehen wir generell als Chance, um bisweilen unterrepräsentierte Bedarfsstandorte künftig realisieren zu können.“
Warum die Pläne der Bundesregierung eventuell nicht ausreichen, lesen Sie auf Seite 2