"Ein gutes Geschäftsmodell alleine reicht nicht"
15.09.2021
n Reiner Guthier, Mitglied des Vorstandes der Raisin Bank AG / Foto: © Raisin Bank
Was es stattdessen noch braucht, erläutert Reiner Guthier, Mitglied des Vorstandes der Raisin Bank AG, im Interview. Zudem spricht er noch über die Zusammenarbeit mit creditshelf und wagt einen Blick in die Zukunft.
finanzwelt: Als Frontingbank ist die Raisin Bank nun schon seit Beginn der creditshelf an deren Seite. Wie fanden Sie die Zusammenarbeit? Reiner Guthier: Die Zusammenarbeit mit creditshelf war und ist spannend. Ich hatte 2014 erstmals Kontakt mit den Gründern. Zwar hatten wir damals schon viel Erfahrung im Frontingbanking, aber die Kooperation mit einer Internetplattform im Kreditgeschäft war auch für uns neu. Aber es ist uns zusammen gelungen, das Geschäftsmodell schnell zu realisieren und die Plattform an den Start zu bringen. In den letzten Jahren drangen viele junge Gründer in den Markt. Ich denke, es ist für sie alle nützlich mit uns „alten Hasen“ zusammen zu arbeiten und von unserer Erfahrung zu profitieren. Anfangs dachte ich zwar noch, dass ich zu alt dafür bin – später handelte ich eher nach dem Motto: „Wir begegnen 30jährigen Gründern mit 30 Jahre Berufserfahrung“. Bei dem Spruch habe ich allerdings etwas geschummelt, in Wahrheit habe ich schon fast 50 Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel – aber so alte Gründer gibt es halt nicht!
Eins hat mich die Fintech-Szene in den Jahren aber auch gelehrt: Um erfolgreich zu sein, reicht ein gutes Geschäftsmodell alleine nicht – es braucht auch fähige Köpfe dahinter. Und das war und ist bei creditshelf so. Mein Team ist schon stolz darauf, creditshelf seit Gründung begleiten zu dürfen – schließlich ist es ja auch unserer erster Kooperationspartner der den Weg an die Börse gewagt hat. Ich hoffe natürlich , dass die Kooperation zwischen creditshelf und der Raisin Bank auch in Zukunft bestehen bleibt und wir zusammen noch spannende Transaktionen tätigen werden.
finanzwelt: Wo sehen Sie die Produkte & Märkte in der Zukunft? Guthier: Die Fintech-Szene wurde anfangs ja noch etwas belächelt - das hat sich mittlerweile doch stark geändert. Plattformen wie creditshelf sind Innovationstreiber und bereichern die Finanzmärkte. Nicht nur, dass hier den Kunden alternative Finanzierungsmöglichkeiten geboten werden - Kooperationen wie z.B. mit BNPAM beweisen, dass die Produkte auch bei etablierten Marktteilnehmern auf Interesse stoßen. Das ist natürlich begrüßenswert und ich denke, dass diese Entwicklung auch anhalten wird und erwarte, dass sich die Fintech- und die Bankenszene noch stärker verzahnt und weitere Kooperationen – auch zwischen Fintechs - folgen werden.
finanzwelt: Hat Corona die Digitalisierung vorangetrieben? Guthier: Ich denke, hier müssen wir differenzieren. Zusammen mit unserem Eigentümer, der Raisin GmbH in Berlin, haben wir schon vor Corona entschieden, die IT unserer Bank neu aufzustellen und zu digitalisieren. Was ich allerdings nicht so auf dem Schirm hatte, war der Einfluss von Corona auf die Arbeitswelt. Ja, Corona hat hier die Digitalisierung und die Entwicklung zum virtuellen Arbeiten und zur virtuellen Kommunikationen zweifellos vorangetrieben.
Das stellt uns aber auch vor neue Anforderungen. Wir werden sicher nicht alles beibehalten, was wir während der Pandemie eingeführt haben- wir werden aber auch nicht alles zurückdrehen können. Vielleicht bin auch zu „old-school“, aber ein richtiger Spirit und Teamgeist kommt nach meiner Meinung eher im Office auf als in der virtuellen Welt.