Dotcom 2.0? Mitnichten!

10.09.2020

Adrian Daniel - Foto: (c) MainFirst Asset Management

2020 könnte als Jahr der Superlative in den Annalen eingehen. Nach dem rasanten Abverkauf an den Börsen im Zuge der Covid-Krise kletterten die Kurse teilweise wieder auf neue Höchststände. Das große Zugpferd sind die US-Börsen, allen voran der dortige Technologiesektor. Dabei werden Erinnerungen an die Dotcom-Blase der Jahrtausendwende wach. Droht das Platzen einer Blase 2.0? Adrian Daniel, Portfoliomanager des MainFirst Absolute Return Multi Asset, MainFirst Global Equities Fund sowie des MainFirst Global Equities Unconstrained Fund erläutert, welche Gründe dagegen sprechen.

„Wer die Gewinnentwicklung vieler Tech-Konzerne analysiert kommt zum Schluss, dass die Gewinne real und eben nicht illusionär wie bei der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende sind. So zeigte der zugrundeliegende Nasdaq mit kumuliert mehr als 280 Prozent (Stand Juli 2020) die beste Gewinnentwicklung seit 2008. Doch wie nachhaltig sind die Gewinne?

Die Digitalisierung unserer Gesellschaft schreitet unentwegt voran. So ist es wahrscheinlich, dass die Gewinne der dominierenden Tech-Unternehmen und führenden Wachstumsfirmen noch weiterwachsen werden. Die Corona-Pandemie nimmt zudem die Rolle eines Katalysators ein, seitdem die Lockdown-Maßnahmen den Bedarf etwa für virtuelles Einkaufen und Arbeiten von zu Hause aus erhöht haben.

Darüber hinaus verfügen die heutigen Wachstums-Riesen im Unterschied zur Situation um die Jahrtausendwende über sehr hohe Markteintrittsbarrieren. Damalige sogenannte „First Mover“ hatten keine Garantie für den langfristigen Erfolg ihres Geschäftsmodells. Das stellt sich heute anders dar. Apple, Amazon oder Microsoft als veritable Plattformen herauszufordern, ist nahezu undenkbar. Speziell boomende digitale Geschäftsprozesse führen aufgrund der basierenden Technologie zu hohen Skaleneffekten. Die Plattformen wissen heute, was der Käufer wirklich benötigt. Daher sind sie in der Lage, eine marktdominierende Stellung einzunehmen und ihre Wettbewerbsvorteile gegenüber klassischen linearen Unternehmen auszuspielen.

Grün ist die Hoffnung

Damit nicht genug. Noch vor wenigen Jahren war der Einsatz von sogenannten ESG-Kriterien in der Kapitalanlage ein Exotenthema. Heute haben Aspekte wie der drohende Klimawandel, soziale/gesellschaftliche Gleichheit und Fragen der Unternehmensführung die Integration von ESG-Kriterien in die Investmentprozesse von Investoren beschleunigt. Unternehmen müssen sich nachhaltig aufstellen, um für die wachsende Zahl nachhaltig orientierter Anleger überhaupt attraktiv zu sein. Auch in diesem Punkt haben „Growth“-Titel, die tatkräftig handeln, einen klaren Vorteil. So sollen beispielsweise ab 2022 bei allen Made-by-Google-Produkten recycelte Materialien integriert werden. Und der Konzern investiert massiv in erneuerbare Energien. Andere folgen diesem Beispiel. In der Summe führt somit auch die fortschreitende ESG-Regulierung zu einer Portfolio-Konzentration mit vielen Wachstums- beziehungsweise Tech-Werten an der Spitze.

Fazit:

Der Kursanstieg des Technologiesektors ist fundamental durchaus gerechtfertigt. Eine Gier in der Breite, wie um die Jahrtausendwende, ist nicht zu erkennen. Vielmehr konzentriert sich die Entwicklung auf wenige (marktdominierende) Unternehmen, die angesichts ihrer nachhaltigen Geschäftsmodelle (Treiber struktureller Trends) nach wie vor moderate Bewertungen aufweisen. Insofern hat die gegenwärtige Situation mit der zur Jahrtausendwende relativ wenig gemein.“ (ah)