Dividendenrendite ist nicht alles

26.03.2015

**Dax-Konzerne schütten Rekordsummen aus. Die Dividendensaison hat begonnen und es gibt positive Nachrichten. Gute Bilanzen ermöglichen hohe Ausschüttungen. Doch ist die Dividendenrendite alles? Dividenden gelten zwar als der „neue" Zins, aber auch hier lohnt der gezielte Blick, wie **Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund, erläutert.

(fw/ah) „Die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken macht Dividendenaktien zu Anlegers Liebling. Kein Wunder: Eine durchschnittliche Dividendenrendite der DAX-Unternehmen von 2,5 Prozent ist eine starke Alternative zur zehnjährigen Bundesanleihe, die vor kurzem für 0,25 Prozent platziert wurde. Anleger sollten sich allerdings nicht nur von einer hohen Dividendenrendite leiten lassen. Wichtig ist, dass die Cashflows und deutlich entschuldeten Bilanzen der Unternehmen die hohen Dividendenausschüttungen nachhaltig rechtfertigen.

Nach der bevorstehenden Dividendensaison dürften zunehmend qualitativ hochwertige Wachstumsunternehmen in den Fokus rücken. Die verbesserte Konjunkturlage weltweit, der Rückenwind durch Währung und Rohstoffe sowie Kostensenkungsmaßnahmen und Innovationen der Unternehmen werden über die nächsten 12 Monate zu einem zweistelligen Gewinnwachstum führen. Langfristig sind in etwa 7 Prozent Rendite vom Aktienmarkt zu erwarten. Selbst die dividendenstärksten Titel in Deutschland erreichen diese Rendite gegenwärtig nicht durch die Dividendenrendite allein. Mit anderen Worten: Auf eine aktuell hohe Dividendenrendite alleine kommt es nicht an. Es muss auch die Aussicht auf steigende Gewinne und daran gekoppelt steigende Ausschüttungen bestehen.

Ein Beispiel für eine Aktie, bei der ich genau aus diesem Grund eine schwächere Entwicklung erwarte, ist das DAX-Schwergewicht Allianz. Zwar ist die Dividendenrendite mit 4,4 Prozent vergleichsweise hoch, aber es besteht kaum Aussicht auf Gewinnsteigerungen und damit auf signifikante Erhöhungen der Ausschüttungen.

Eine hohe Dividendenrendite ist oft auch ein Ausdruck dessen, dass ein Unternehmen nur wenig renditeträchtige Investitionsprojekte hat. Dass das Management dann die Auszahlungen an die Anteilseigner erhöht, ist Ausdruck einer guten Unternehmensführung. Langfristig muss es aber darum gehen, das Unternehmen weiterzuentwickeln und Gewinne zu steigern, um mittels Dividenden plus Gewinnwachstum eine überdurchschnittliche Aktienperformance erzielen zu können.

Interessant sind Unternehmen, die zunächst eine niedrigere Dividendenrendite bieten, aber durch die Aussicht auf zukünftiges Wachstum bestechen. Einer meiner Favoriten ist United Internet: Das Unternehmen investiert seit vielen Jahren in Kunden und Innovationen und hat mit dieser Strategie die meisten dividendenstarken Titel mittelfristig deutlich hinter sich gelassen.

Eine gute Kombination aus einer nachhaltig attraktiven Dividendenrendite von fast 4 Prozent und gutem Gewinnwachstum ist der Medienkonzern Pro Sieben Sat.1, der durch Innovationen wie My Video oder Maxdome Wachstumsperspektiven geschaffen hat. Weitere interessante Aktien sind momentan vor allem bei den Nebenwerten zu finden. Diese hinken dem DAX seit Jahresanfang 2015 deutlich hinterher, obwohl die Qualität der Unternehmen nicht schlechter ist. Hervorheben würde ich zum Beispiel Sixt. Das Unternehmen bietet eine Dividendenrendite von knapp 3 Prozent und steigert gleichzeitig die Gewinne kontinuierlich im hohen einstelligen Prozentbereich."

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