Dividendenerträge – ein alter Hut oder gerade jetzt spannend?
19.04.2021
Heiko Löschen, Vermögensverwalter der GSP Asset management GmbH / Foto: © GSP
Neben den Kurschancen und den Verlustrisiken wird bei der Aktienanlage das Thema Dividendenerträge mal ein- und mal ausgeblendet. Sind Value - Unternehmen wirklich langweilig?
Je nach Art und Philosophie des Unternehmens kommt der Ausschüttung eines Teils der Unternehmensgewinne eine unterschiedlich große Bedeutung zu. Klassische Value-Unternehmen, die sogenannten „Dickschiffe“, verfügen idealtypischerweise über stabile Zahlungsströme und können kontinuierlich Gewinne erzielen. Davon schütten sie einen Teil an die Unternehmensinhaber, die Aktionäre, aus. Im Regelfall liegen diese Ausschüttungen zwischen zwei bis vier Prozent im Jahr. Wenn der Anleger diese Ausschüttung durch den Kauf weiterer Aktien wieder in das Unternehmen reinvestiert, so entsteht über die Jahre ein schöner Zinseszinseffekt. Es lohnt sich also.
Allerdings ist bei der Betrachtung des Anlageerfolges wichtig, dass die Entwicklung des Aktienkurses einen ganz entscheidenden Faktor bei der Ergebnisbetrachtung darstellt. Traditionell genügt es dem bescheidenen und langfristig ausgerichteten Investor, wenn der Aktienkurs im langfristigen Durchschnitt um zwei Prozent pro Jahr ansteigt. Somit erzielt er mit Zinseszins ein Ergebnis von über fünf Prozent pro Jahr. Kurschancen und -risiken gehören aber dazu und müssen bei dieser Betrachtung billigend in Kauf genommen werden. Das Auf und Ab an der Börse verliert an Bedeutung und der Anleger kann sich zurücklehnen. Er sollte aber seine Werte stets im Blick behalten, denn eine kontinuierliche Überprüfung des Depots und der ausgewählten Unternehmen ist existenziell wichtig für den langfristigen Gesamterfolg.
Aktiengesellschaften ohne Dividendenausschüttungen taugen nichts?
Im Bereich der börsennotierten Unternehmen, die in Wachstumsmärkten aktiv sind und viel Geld in die Unternehmens- und Produktentwicklung stecken, wird im Regelfall eine eher bescheidene Dividende an die Aktionäre ausgekehrt. Das Unternehmen investiert lieber in die eigene Zukunft und reinvestiert die Geldmittel in die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Sind diese Unternehmen somit uninteressant? Ein klares NEIN!
Ich finde es gerade gut, wenn Unternehmen in den Fortbestand und die Weiterentwicklung investieren und somit verzichte ich dann gerne als Aktionär auf die Ausschüttung in Form der Dividende und setze auf diesem Weg auf einen stärkeren Kursanstieg der Aktie. Diese sogenannten Growth-Unternehmen verfügen über ein erhöhtes Chance- / Risikoprofil. Die Kursentwicklung der Aktien ist deutlich schwankungsanfälliger und die Dynamik nach oben und unten eindeutig höher als die der klassischen Dividenden-Stars.
Wofür entscheiden – Value oder Growth?
Ganz klar für beide Stile! Im Sinne der Risikostreuung ist es existenziell wichtig, nicht alle der sprichwörtlich bekannten „Eier in den gleichen Korb zu legen“. Es gibt Marktphasen, in denen funktionieren Value-Aktien besser und anders herum. Die letzten Jahre gehörten ganz klar den Growth Aktien und ich bin der Auffassung, dass dies noch nicht komplett vorbei ist. Aber je nach Gusto sollte sich jeder Anleger die Fragen stellen, wie viel Value und wieviel Growth seinem Depot und seinem nächtlichen Schlaf guttut. Gerade in der aktuellen Situation mit einem erwarteten starken Wirtschaftsaufschwung nach der Pandemie könnte den Wachstumsaktien der ein oder andere Stein im Weg liegen, sollten die Erwartungen nicht ganz erfüllt werden können. Somit halte ich einen großen Teil „langweilig, erfolgreicher“ Aktienwerte im Depot gerade jetzt für sinnvoll.
Wichtig ist aber vor allem eines: egal welcher Investmentstil und welche Depotkomposition gewählt wird: es gibt ein Depot und es wird investiert! Das Zinsniveau für Festgelder und festverzinsliche Anlagen ist und bleibt extrem niedrig und stellt keine Alternative dar. Also: Butter bei die Fische!
Kolumne von Heiko Löschen, Vermögensverwalter der GSP asset management GmbH in Münster
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