Digitaler Euro ante portas
28.06.2023
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Die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) haben am 28. Juni einen Gesetzentwurf zur Einführung des digitalen Euro vorgestellt. Die virtuelle Gemeinschaftswährung soll in den bisher 20 Euro-Ländern legales Zahlungsmittel werden. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte den digitalen Euro bereits 2020 vorgeschlagen und bewirbt ihn als „Anker der Stabilität“ angesichts der steigenden Bedeutung von Kryptowährungen.
Nach dem Willen der Kommission soll der digitale Euro wie eine virtuelle Geldbörse funktionieren, also durchaus vergleichbar mit den Kryptosystemen. Allerdings: Bürger und Unternehmen sollen ihn kostenfrei sowohl für Online- als auch für Offline-Zahlungen nutzen - also auch wenn keine Internetverbindung besteht. Auch der Datenschutz soll gewährleistet sein. Grundsätzlich wären Händler im gesamten Euro-Währungsgebiet verpflichtet, den digitalen Euro anzunehmen. Nach bisherigen Angaben der EZB könnte der digitaler Euro frühestens 2026 kommen.
In einem vielbeachteten Blog-Beitrag sprachen Fabio Panetta, Mitglied des Direktoriums der EZB, und Valdis Dombrovskis, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission, vom eurpäischen Währungssystem, das mit dem digitalen Wandel Schritt hält.
„Zentralbanken rund um den Globus arbeiten daran, das von ihnen bereitgestellte Geld, also das Bargeld, um eine digitale Variante zu erweitern: digitales Zentralbankgeld. Im Euroraum würde mit dem digitalen Euro eine elektronische Zahlungslösung angeboten, die wir alle überall kostenlos nutzen könnten.
Bargeld ist nach wie vor wichtig: Bei kleinen Besorgungen und bei Zahlungen zwischen Privatpersonen ist es noch immer die erste Wahl. Die meisten Menschen im Euroraum möchten auch künftig mit Banknoten und Münzen zahlen können. Darum werden die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) alles daran setzen, dass Bargeld auch weiterhin in allen 20 Mitgliedsländern verfügbar ist und akzeptiert wird.
Fakt ist aber, dass in weiten Teilen der Welt – und auch hier in Europa – immer seltener bar bezahlt wird. Auf dem Weg zu einer wahrhaft digitalen Wirtschaft ist die Anpassung des Bargelds an das digitale Zeitalter der nächste logische Schritt.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher wäre der digitale Euro mit vielen praktischen Vorteilen verbunden. Er wäre einfach zu handhaben und kostenlos. Überall im Euroraum könnten die Menschen mit dem digitalen Euro kostenlos bezahlen, etwa mithilfe einer digitalen Geldbörse oder per Smartphone. Die Zahlungen müssten nicht einmal online erfolgen, sie wären auch offline möglich.
Der Schutz der Privatsphäre wird beim digitalen Euro großgeschrieben. Die EZB würde weder die personenbezogenen Daten der Nutzerinnen und Nutzer zu sehen bekommen noch könnte sie Rückschlüsse auf deren Konsumverhalten ziehen. Bei einer Offline-Zahlung wäre die Privatsphäre außerdem besser geschützt als bei jeder anderen digitalen Zahlungsmethode, die aktuell verfügbar ist.
Mit einem digitalen Euro würden zudem die Gebühren sinken, die Verbraucherinnen und Verbraucher für Zahlungen entrichten, denn er würde den Wettbewerb in Europa beflügeln. Derzeit wickelt eine Handvoll internationaler Unternehmen zwei Drittel der digitalen Retail-Zahlungen Europas ab. Durch den regeren Wettbewerb kämen Händler und deren Kundschaft in den Genuss günstigerer Dienstleistungen.
Banken und anderen Zahlungsdienstleistern würde der digitale Euro einen Impuls für die Entwicklung neuer europaweiter Zahlungs- und Finanzdienstleistungen geben und sie zu Innovationen anregen. So könnten sie besser mit großen nicht europäischen Finanz- und Technologieunternehmen konkurrieren. Es gäbe Leitplanken für den digitalen Euro, etwa eine Begrenzung des Guthabens. Dadurch soll vermieden werden, dass es zu erheblichen Abflüssen von Bankeinlagen kommt. Allerdings wären auch Zahlungen über den definierten Höchstbetrag hinaus möglich, und zwar über eine Verbindung zwischen der digitalen Geldbörse und dem Bankkonto der jeweiligen Person." (sg)