Digital wird normal
29.08.2019
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Die Digitalisierung bietet der Immobilienbranche aber nicht nur für die Nutzung der fertiggestellten Immobilie Vorteile, sondern kann auch beim Bau helfen. Ein Beispiel hierfür ist das Münchner Start-up KEWAZO, das sich mit der Einführung smarter Automationstechniken in den Gerüstbau beschäftigt. So hat das Unternehmen ein System aus Robotermodulen und Schienen entwickelt, das einen automatischen Transport der Gerüstteile vom Boden zum Montageort ermöglicht und somit einen Arbeitsschritt einspart. Neben Einsparungen beim Personal und mehr Effizienz wird auch die Arbeitssicherheit erhöht. Außerdem werden Daten gespeichert, die den Baufortschritt erfassen und der Baukontrolle dienen.
Noch deutlich weiter ging der Einsatz digitaler Technik im vergangenen Jahr bei einem Hausbau im westfranzösischen Nantes: Der komplette Rohbau der Immobilie mit vier Schlafzimmern wurde innerhalb von 54 Stunden mit einem 3D-Drucker erstellt. Die Kosten hierfür beliefen sich auf ca. 196.000 Euro und waren damit ca. 20 % niedriger als für ein vergleichbares, traditionell gebautes Haus. Noch deutlich günstiger sollen die Immobilien werden, die ein texanisches Start-up mittels eines 3D-Druckers erstellen will: Die einstöckigen Häuser mit Grundflächen von 55 m² sollen gerade einmal 3.500 Euro kosten und innerhalb von 24 Stunden entstehen. Da beim Druck zudem Abfall weitestgehend vermieden wird, profitiert auch die Umwelt von der neuen Technologie.
Neue Herausforderungen bei der Baufinanzierung
Egal ob ein Haus auf „klassischem“ Wege gebaut wird oder es aus dem 3D-Drucker kommt: Vor dem Bau muss erst einmal die Finanzierung geregelt sein. Auch hier sorgt der technische Wandel für wesentliche Veränderungen, wie Thomas Hein berichtet: „Durch die zunehmende Digitalisierung sind Kunden rund um die Baufinanzierung besser informiert. Zudem steigt ihr Anspruch an zusätzliche Online-Services“, so der Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung der ING. Somit sehen sich die Vermittler neuen Anforderungen gegenüber. „Für die Vermittler ist es heute wichtig, im Web auffindbar zu sein und Digitalisierungswünsche der Kunden zu erfüllen – z. B. indem ein Kunde Dokumente digital einreichen kann, die vom Vermittler per Upload weiterbearbeitet werden“, so Hein weiter. Für die Vermittler seien die neuen Anforderungen aber auch eine Chance, sich vom Markt abzuheben. „Wer zusätzliche Angebote wie Liveberatung und Screensharing nutzt, kann sich positiv beim Kunden positionieren und spart sich zudem die Anreise. Die so gewonnene Zeit kann man gut in die Beratung und zur Steigerung der Umsätze nutzen.“
Die Digitalisierung stellt für die Baufinanzierungsberater also keineswegs eine Bedrohung dar – alleine schon deshalb, weil nur mit digitaler Technik eines nicht befriedigt werden kann: Unser Bedürfnis nach einem Dach über dem Kopf. (ahu)