Diese Folgen hätten Währungsabspaltungen

19.10.2018

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Was passiert, wenn eine Region das Währungsgebiet verlässt? Mit dieser Frage hat  sich Dr. Robert Hancké von der London School of Economics gemeinsam mit der Forex Broker IG beschäftigt und für neun Regionen bzw. Staaten hypothetische Szenarien durchgespielt, in denen diese eine eigene Währung einführen würden. Die Folgen wären dabei sehr unterschiedlich.

Der Brexit-Prozess gestaltet sich äußerst schwierig, hat aber keine Auswirkungen auf die Eurozone, da Großbritannien nach wie vor das Pfund hat. Doch was würde passieren, wenn Deutschland die Eurozone verlässt und eine eigene Landeswährung wieder einführt? Laut der Untersuchung „Abgespaltene Währungen“ von Dr. Robert Hancké und der Forex Broker IG wäre das mit großen Nachteilen für die Bundesrepublik verbunden: So würde eine neue D-Mark sehr hohe Kapitalzuflüsse anziehen und die Währung damit gegenüber der wahrscheinlich nicht mehr funktionierenden Eurozone stark aufwerten. Folge: Deutschland könnte seine Waren auf dem Weltmarkt nur schwer platzieren was aufgrund der starken Exportindustrie der Bundesrepublik eine tiefe wirtschaftliche Rezession auslösen würde. Die Untersuchung geht davon aus, dass in einem solchen Szenario die Eurozone und sogar die komplette EU zerbrechen würde. In der Folge wäre auch das politische und wirtschaftliche Gleichgewicht Europas gefährdet.

Dass eine Abspaltung einer wirtschaftlich starken Region auch positive Folgen sowohl für das Gesamtland als auch für die abspaltende Region haben könnte, macht das Szenario deutlich, wonach London aus dem britischen Währungsgebiet austreten würde: So könnte die Stadt selbst einen hohen Einkommens- und Wohlstandsstatus erhalten und das Londoner Pfund deutlich an Wert gegenüber dem britischen Pfund gewinnen. Für die wichtigsten Wirtschaftszweige der britischen Hauptstadt würde die damit verbundene eventuelle Senkung der Exportwettbewerbsfähigkeit kein großes Problem darstellen. Rest-Großbritannien könnte in einem solchen Szenario eine ausgeglichenere, von London unabhängige, Wirtschaft aufbauen und durch den Wertverlust des britischen Pfundes an Wettbewerbsfähigkeit im Exportsektor zurückgewinnen. Dies hätte eine Stärkung des verarbeitenden Gewerbes und eine höhere Lohnstabilität sowie geringere Einkommensunterschiede zur Folge.

Was passiert, wenn eine schwache Region eine eigene Währung einführt?

Auch wirtschaftlich schwache Regionen könnten von einer Währungsabspaltung profitieren, wie das Szenario einer eigenen Währung in der chinesischen Region Innere Mongolei zeigt. Die Autonome Region im Norden des Landes könnte wirtschaftlich profitieren, da die eigene Währung gegenüber dem chinesischen Renminbi stark an Wert verlieren würde und die Innere Mongolei damit wohl zum Zulieferer billiger Waren in andere Landesteile würde. Damit würde auch der Lebensstandard in der Inneren Mongolei steigen und noch mehr Autonomie erhalten (ähnlich wie Hongkong). Da die Region nur ca. 2 % der chinesischen Gesamtbevölkerung ausmacht, hätte ein Währungsabspaltung kaum spürbare Folgen für die gesamte Volksrepublik.

Anders sie Situation in Sizilien: Hier könnte eine eigenständige Währung die ohnehin schwache Wirtschaft noch weiter schwächen.

Eine ausführliche Beschreibung aller neun Szenarien finden Sie hier. (ahu)