Die Rückkehr der Volatilität

28.10.2021

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept

Risiken beherrschbar

Die hohen Energiepreise werden sich wahrscheinlich nicht so schnell wieder legen, sollten aber auf den jetzigen Niveaus keine übermäßigen Spuren im Wachstumsbild hinterlassen. Sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte sind in der aktuellen Konjunkturphase in der Lage die höheren Kosten aufzufangen.

Akut ist momentan ein Strategiewechsel der Notenbanken zu einer restriktiveren Geldpolitik. Die Zentralbanken kommen aufgrund des allgemein verfestigten Wachstumsumfelds und der gestiegenen Inflation kaum noch umhin ihre im Zuge der Pandemie aufgelegten Notfallhilfen zu beenden und in der Folge auch die Zinsen anzuheben. Dies wird dem Kapitalmarkt effektiv Liquidität entziehen. Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung zeitgleich Druck auf die Aktien- und Rentenmärkte aufbauen wird.

Die Geschwindigkeit und der Umfang der Umkehr in der Geldpolitik wird schließlich ausschlaggebend sein wie die Kapitalmärkte die Liquiditätsreduktion verdauen. Der Raum für Politikfehler ist dementsprechend gegeben.

Investmentstrategie

Wir haben den doppelten Wendepunkt in der Konjunkturphase und in der Notenbankpolitik antizipiert, indem wir die Aktienquoten im Sommer zurückgefahren und unsere Portfolien breiter diversifiziert haben. Wir gehen in den kommenden Monaten nach wie vor von einer erhöhten Volatilität mit zeitweise potenziell starken Abverkäufen am Aktienmarkt aus. Ein Kursrückgang in der Größenordnung von fünf Prozent ist aus unserer Sicht im derzeitigen Finanzumfeld noch zu gering, um die Aktienquote zu erhöhen. Mittelfristig sind wir aber durchaus positiv für Aktienanlagen gestimmt. Für die weitere Aktienkursentwicklung dürfte spannend werden, wie die Gewinnmargen der Unternehmen durch gestiegene Inputkosten im dritten Quartal belastet wurden.

Ein Investment in starke, qualitativ hochwertige Unternehmen mit dominierenden Geschäftsmodellen, welche ein profitables Wachstum aufweisen ist sinnvoll. Derartige Unternehmen haben in der Regel eine starke Preissetzungsmacht und sollten daher weniger anfällig für steigende Produktionskosten sein. Die Notenbankpolitik wird derweil restriktiver werden und so dem starken Wirtschaftsumfeld entgegenwirken. Aber auch hier denken wir, dass die Notenbanker sehr vorsichtig agieren und bei stärkeren Kapitalmarktverwerfungen flexibel ihre Maßnahmen anpassen werden. Eine Zinserhöhung der USA sehen wir für 2022 noch nicht in Stein gemeißelt und für Europa wird es nahezu sicher keine geben.

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